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Das vorliegende Büchlein will ein Führer sein und allen denjenigen, die sich in kurzer Zeit in das Wesen der wahren Heraldik einführen wollen, dienen; es soll dem Leser zeigen, wie man in richtiger sowohl wie in geschmackvoller Weise ein Wappen ausführt und wo man es anbringen darf oder soll, Tm weiteren soll es dazu anleiten, ein jedes Wappen, in welchem Styl es auch sei, zu einem kleinen Kunstwerk zu gestalten, es arbeitet darauf hin, dass ein heraldisches Gebilde nicht mehr nur als Kuriosität oder Spielerei betrachtet werde. Das Wappen hat sowohl in historischer wie in künstlerischer Beziehung seine Existenzberechtigung und diese wird auch heute noch täghch durch tausendfältige Verwendung derselben überall anerkannt. Ks ist daher Aufgabe derer, die sich der Heraldik widmen, nicht nur in den relaliv kleinen Kreisen der heraldischen Gesell- schaften für eine Wiederbelebung der Wappenkunst zu wirken, sondern auch in gemeinverständlicher Form dem VI Das Wappen. Liebhaber, Künstler und Handwerker entgegenzukommen. Hiebei gilt es zunächst den Wust der sog. Heroldswissen- schaft des XVII., XVIII. und XIX. Jahrhunderts weg- zuräumen und mit den öden und falschen Theorien, wie mit den styKvidrigen Schablonen, die jeder ächten Heraldik Hohn sprechen, zu brechen, l^nser Büchlein will daher kein Lexikon für eine thörichte Kunstsprache, die„leopardierte Löwen" und „gelöwte Leoparden" unter- scheidet, sein, sondern direkt zur Quelle, zur historischen Heraldik des Mittelalters zurückführen, wie dies Seyler und Ganz durch ihre litterarischen Leistungen, Ströhl durch seine Tafeln in grösserem Masstab unternommen haben. Es gilt heute, die weitesten Kreise davon zu überzeugen, dass weder offizielle Wappenmalereien, noch Kutschenschläge und Hoflieferantenschilde als Quellen und Vorlagen dürfen angesehen werden, wie dies leider täglich noch geschieht. Die unsern Text begleitenden Bilder sind grössten- teils nach Originalzeichnungen des Verfassers gewonnen; einige Cliches sind nach Photographien von Dr. P. Ganz, drei nach solchen von Alinari, drei nach Gerlach's Totenschilden, eines nach einem Bild in der Basler Rat- hauspublikation erstellt. Einige Cliches sind dem Ver- fasser vom Vorstand der Schweizerischen heraldischen Gesellschaft, von Verleger Bridel in Lausanne und von der Firma Bareiss. Wieland & Co. in Zürich zum Wieder- abdruck geliehen worden. Auf eine llebersicht der heraldischen Litteratur habe ich absichtlich verzichtet; wollte man eine solche Vorwort. Vn vollständig machen, so füllte sie allein ein ganzes Buch. Gibt man aber nur ein paar der wichtigsten Werke an, so fühlt sich jeder Rezensent gedrungen, diese oder jene vom Verfasser absichtlich weggelassene Schrift nachzutragen. ZÜRICH, Dezember iguu. Der Vertassor. Einführung. — ^A/*/W— Das Wappen. Das Wappen ist ein Abzeichen ; seine Entstehung verdankt es, wie es scheint, in erster Linie dem künst- lerischen Bedürfnis, Schild und Helm zu schmücken. Hiezu trat die Notwendigkeit für den oder die Anführer, sich äusserlich von weitem kenntlich zu machen und sich von den übrigen Kriegern zu unterscheiden. Für jedes einzelne Individuum lag ferner das Bedürfnis vor, seinen Schild als sein Eigentum zu kennzeichnen. Nun ist das Bild älter, dekorativer und leichter lesbar als die Schrift, es eignete sich also neben den Farben, deren Zahl begrenzt ist, in erster Linie zur Kennzeichnung eines Gegenstandes. So finden wir uralte Kulturvölker, wie die Chinesen und Japaner schon im Besitze von Wappen, und die Griechen malen mindestens seit dem VI, Jahrhundert vor Christus Tiere, mythologische Wesen, Menschen und leblose Dinge auf ihre Schilde, während der Helm mit einem Kamm von Rosshaaren von ver- schiedener Farbe geschmückt wird. Charakteristisch für die altgriechischen Schilde ist bereits die Eigenschaft, dass das Bild stylisiert wird und möglichst deutlichen, einfachen Umriss, sowie klare Komposition aufweist. So ist das Schildbild von weitem kenntlich; seine Deut- lichkeit gewinnt dadurch, dass es sich entweder hell von 2 Das Wiippen. dunkelm Grund oder dunkel von hellem Grund abhebt. Manchmal umgibt ein verschieden gefärbter Rand das Feld. Als beliebte Schildbilder im alten Griechenland seien iolgende Tiere erwähnt: Adler, Löwe, Eber, Widder, Bock, Pferd, Stier, Schlange, Wachteln, sowie manch- Fig. I. Schlange. Fig. 3. Wachlelp. mal Teile derselben (Frotomen); der Mensch wiM bald einzeln, bald als Gruppe, bald nur zum Teil dargestejlt (Bein, Auge), Tnler den Fabelwesen treffen wir das Gorgonenhaupt, die Triquetra, den Pegasus und die Chimi^ra an. Ferner finden wir Schiffschnäbel, Vasen in verschiedener F"orm, Scheiben, Halbmond, Blätter- kränze und andere Gegenstände, wie einfache Ornamente und Schildteilungen auf den Schilden der Griechen. Zur selben Zeit nahmen auch schon zahlreiche Städte ein Sinnbild an, das ihr Geld besser als die Das Wappen. 3 Schrift, die ja nur von einzelnen gelesen werden konnte, erkennbar machte. Um zu zeigen, dass die Stadt unter dem besondern Schutz eines Gottes stand, nahm sie dessen Attribut als Symbol an, so die Keule des Herakles, die Lyra des Apollo, den Dreizack Poseidons oder den Blitz des Zeus. In ähnlicher Weise werden die Attribute der Heiligen im Mittelalter ins Wappen der Städte, Länder oder Stifte u. s. w., die sich in den speziellen Schutz des betreffenden Patrons gestellt haben, . aufge- nommen. So führt z. B. das Stift Petershausen bei Konstanz, und das St. Peterstift zu Basel den Schlüssel, das Attribut des Apostelfürsten Petrus im Schild. Stehende Symbole charakterisieren in Griechenland die Münzsorten vieler Städte: seit dem VTL Jahrhundert führt Aegine die Schildkröte, Korinth den Pegasus, Samos die Löwenmaske, seit dem VL Jahrhundert Athen den Pallaskopf und die T^ule, Phokis den Stierkopf, Boeotien den Schild, Ephesus die Biene, Metapont die Aehre, Kroton den Dreifuss, Syrakus die (Quadriga und den Kopf der Arethusa, Kyrene die Silphiumpflanze; seit dem* V. Jahrhundert bedient sich Knossos in Kreta des Labyrints, um seine Sorten zu kennzeichnen. Auch die Münzmeister der römischen Republik versehen ihre Gepräge häufig mit Symbolen, die man bereits als die Vorläufer der redenden Wappen bezeichnen darf. L. Titurius Sabinus verwendet Stempel mit dem Raul) der Sabinerinen, A. Pomponius Musa solche mit den neun Musen, L. Aquillius Plorus prägt mit einer Blume, C. Vibius Pausa mit dem Bild des Pan, Man. Aquillius Trio und L. Lucretius Trio prägen mit den Triones, L. Hostilius Saserna mit hostiae, d. h. dem Opfer von gefangenen F'einden. L. Manlius Torquatus schlägt Geld mit der Torques (Kette) und P. Furius Crassipes (Dick- fuss) mit einem dicken Fuss (^pes crassus). 4 Das Wappen. Die Münzen des merovingischen Frankenreichs führen uns aus dem Altertum herüber zu den redenden Bildern des Mittelalters; die Geldstücke von Alingavia (Langeais) zeigen uns alae geviae, die Flügel eines Vogels, die von Velaci (Velay) bieten uns einen velacos (Wolf), die von Diablentas (Jublains) den Diabolus. die von Blota wahr- scheinlich eine blatte (Insekt). Wie die Chinesen, Japaner, Sarazenen besitzen seit langem die Indianer Wappen und führen Schilde, die mit dem Abzeichen des Stamms, z. B. einer Krähe bemalt sind. Fig. 7. Schild der Crows. Krähenindianer (nach F. Kurz). Das mittelalterliche Wappen, mit dem sich dieses Buch befassen will, ist das bleibende, nach bestimmten Regeln festgestellte Abzeichen einer Person, einer Familie oder Körperschaft. Ursprünglich stellt allein der Schild mit seinem Bild das Wappen dar. Seit dem XII. Jahr- hundert wird dieses Schildbild erblich und geht schon zu Lebzeiten de5 Vaters auf Sohn und Enkel über. Die ersten eigentlichen Wappen treten in Spanien und Portugal auf. Eine wichtige F'örderung des Wappen- wesens bilden dann die Kreuzzüge, während dem Herolds- wesen die besonders feine Ausbildung, die in Individua- lisierung und Nüancierung besteht, in Frankreich zu Teil wird. Hier treten auch die Monumente zuerst in grösserer Zahl auf. Mit dem Jahre 1 1 50 beginnt eine Das Wappen. 5 Reihe von Siegeln, welche uns mit den Schildbildern des hohen französischen Adels bekannt macht; als häufigste Zeichen sei erwähnt der Adler, der Löwe, sowie die lineare Teilung des Schildes, bei welcher Figuren entstehen wie das Schachbrett, der Pfahl, die Quer- und Schrägbalken. Vereinzelt kommt im XII. Jahrhundert schon vor: die Merlette, der Panther, der Hirsch, Lilien und Garben. Der zweite Bestandteil eines Wappens ist der Helm, Dieser Schutz des Hauptes war in der Regel aus Eisen; um dieses vor dem Rosten zu schützen und zugleich zu verzieren, bemalte man es oder zierte es mit ver- goldeten Reifen, die sogar mit Edelsteinen besetzt wurden. Damit nun der Helm dasselbe Abzeichen wie der Schild trug, wiederholte man darauf das Bild des letztern. Man malte also dieselbe Schildfarbe oder dasselbe Bild, z. B. Fig. 8. Bemalter Helm eines Plantagenet. Mitte XII. Jahrh. Le Mans. einen Löwen auf die Fläche des Helms. Solches ge- schah in England und Frankreich schon im XII. Jahr- hundert. Aber man blieb nicht bei der Bemalung des Helms stehen, sondern versah ihn bald mit einem Aufsatz. 6 Das Wappen. Dies ist der Helmschmuck ^ auch Helmzier, Zimier oder Kleinod genannt. Dieser Gegenstand ragte in die Höhe, war also von weitem erkennbar. Auch die Helmzier ist keine neue Erfindung, trugen doch zahlreiche Völker des Altertums schon wallende Büsche oder hochragende Flügel oder Hörner auf dem Helm. In Deutschland Fig. 9. Sardische Helmzierdea. Nadi vorcbristlichen Bronzefigaren. kommt der neue Helmschmuck ums Jahr 1220 in Auf- nahme. Der zuletzt hinzugekommene notwendige Bestand- teil eines vollständigen Wappens ist die Helmdecke* Sie besteht in der Regel aus Leder oder kräftigen Geweben ; beide halten Sonnenglut und Regen ab und schützen vor dem Erhitzen und Rosten des metallenen Helms. Ende des XIII., hauptsächlich aber erst im XIV. Jahr- hundert wird die Helmdecke so verlängert, dass sie auch dem Nacken Schutz vor Hieb und Sonne gewährt. Dies sind die vier Hauptbestandteile eines voll- ständigen mittelalterlichen weltlichen Wappens. Für Geistliche kommen nur die Schilde, später verschieden- artige an Stelle des Helms tretende Kopfbedeckungen in Betracht. Nebenbestandteile, deren Darstellung nicht not- wendig zu einem Wappen gehören, sind : Rang- und Würdezeichen, ferner die sog. Prachtstücke, d. h. Schild- Das Wappen. 7 halter, Wappenmäntel, Wappenzelte, Devisen, Fahnen u. dgl. Die nachfolgenden Abschnitte behandeln jeden einzelnen Bestandteil in seiner historischen Entwicklung; im zweiten Buch sind dann die wichtigsten Gattungen von Denkmälern genannt, an denen das Wappen als Kennzeichen, Erinnerungszeichen oder Schmuck auftritt. Erstes Buch. — ^A/V/W— I. Schild und Schildbiid 1. Die Schildformen. Bis ins XV. Jahrhundert folgt die Form des heral- dischen Schildes der jeweiligen Gestalt des Kriegschildes. Diese ist im XII. und XIII. Jahrhundert gewölbt und mandelförmig, bald schlank, bald breit ; neben diese altertümliche Form tritt im Verlauf des XIII. Saeculums der Dreieckschild, anfangs oben mit abgerundeten Ecken. Auch hier wechseln die Proportionen, indem die Gestalt oft lang und schmal, oft kurz und breit erscheint. Die erhaltenen Originalschilde in Zürich (aus Seedorf) und Marburg, belehren uns über das Aeussere damaliger Formen. Heutzutage wird man selten in den F'all kommen, ein Wappen in so altem Styl darzustellen. Das ganze XIV. Jahrhundert wird beherrscht vom Dreieckschild, dessen Form uns in der Manessischen Fig. 10. Schlanker Dreieckschild. Grabstein des Pierre de Chatres f 1306. Arpajon. Fig. II. Breiter Dreieckschild. Grabstein in Metz. XIV. Jahrh. Schild und Schüdbild. 9 I^iederhandschrift in der Zürcher Wappenrolle, im Herault de Gelre wie auf zahllosen Siegeln und Grabsteinen begegnet. Im XV. Jahrhundert wird die untere Spitze des Schildes immer mehr abgerundet, die Seiten setzen stets in rechtem Winkel an den Oberrand an ; dieser unten im Halbkreis abschliessende Schild bleibt für das Sae- culum kennzeichnend. Fig. 12, Unten abgerundeter Schild. Tafelgemälde in Köln. Museum. Nur die Bedeutung von Nebenformen haben seit der Regieruiag der Luxemburger Könige Karl und Wenzel gewisse Schilde, die vom einen Einschnitt zum Einlegen und Stützen der Lanze zeigen; derselbe ist entweder am rechten oder am obern Rand des Schildes angebracht, nur aus Gründen der Symmetrie etwa hinten bezw. am Fig. 13. Einschnitt im linken Rand. Fig. 14. Einschnitt im obern Rand. Ungarische Arbeit in Aachen. Holzschnitzerei im histor. Museum 1367. Basel. XV. Jahrh. lü Das Wappen. linken Seitenrand. Schilde mit der Sperruhe oben verwendet schon Mitte des XIV. Jahrhundert vielfach der Herault de Gelre. Seit dem XV. Jahrhundert verschwinden die für alle Länder gemeinsamen, man möchte sagen interna- tionalen, mittelalterlichen Formen. Dafür bildet jede Gegend bestimmte, eigentümliche Gestaltungen des Schildes aus. Fig. 15. Altarbild zu Fig. 16. Schlusstein im Forli, Pinakotek. Dom von Loreto. > Fig. 17. Sixtina, Rom. Die Renässance in Italien greift zunächst auf Formen des Altertums zurück, hohe schmale Schilde, die mannig- Fig. 18. Fig. 19. Certosa bei Pavia. Certosa bei Pavia. Fig. 20. Miniatur des XV. Jahrb. Schild und SchildbUd. I I fach konturiert, bezw. in verschiedenen Kurven einge- schnitten oder eingebuchtet werden. Diese Schilde sind in verschiedener Art gewölbt, treten bald mit dem Rand, bald mit der Mitte hervor und zeigen oft einen senkrechten Grat, der sie in zwei zurückweichende Hälften spaltet. Fig. 21. Schild mit Grat. Wappen am Grab des Erzbischofs Rocca von Salemo f 1482. Rom. Durch die Einschnitte bilden sich am Rand eine Anzahl spitzer oder stumpfer Vorsprünge, die dem Schild einen bizarren Charakter geben. Fig. 22. Schild von Ant. Busi 1506 S. Maria del Poggio Prov. Bologna. Fig. 23. Relief in Moncalieri 1528. Fig. 24. Aus einem venetianischen Wappenbuch. Wappen Chapeli Bibl. Tri- vulzio Mailand. Cod. 1392. XV. Jabrh. 12 Das Wappen. All die seltsamen Schildformen der italienischen Renässance und des Barocks aufzuführen würde zu weit führen; ein ganzer Band Hesse sich damit anfüllen. Für das XVI. Jahrhundert ist charakteristisch, dass man die Fig. 25. Fig. 26. Gerollte Schilde. Wandgemälde von Lelio Orsi, Querzola (Prov. Reggio Emilia). ausbuchtenden Enden oder Zipfel zu rollen beginnt, ein Beispiel, das bald überall befolgt wurde und hauptsäch- lich Schuld daran war, dass man den Charakter des Schildes, seinen IVsprung, seine Urform gänzlich ver- gass und nicht mehr verstand. Neben den Renässanceformen aber pflegte der Italiener noch einige mittelalterliche Gestaltungen des Schildes, freilich meist in modifizierter Form. Fig. 27. Mandelförmiger Schild. Palazzo Doria, Genua. Fig. 28. Geradliniger Dreieck- schild. Palazzo Tolomei, Siena. Fig. 29. Dreieckschild, oben eingebogen. Treviso, 1343- Schild und Schildbild. 13 ^^1^ Fig. 30. Verzierter Oberrand. Grabmal des L. de Lebretto i* 1465. S. Maria Araceli, Rom. Fig 31. Verzierter Oberrand. Grabmal des A. J. Veneri f 1479. S. demente, Rom. Frankreich beginnt im XVI. Jahrhundert verzierte italienische Formen anzunehmen; besonders die gerollten Enden und Ränder fanden hier Gefallen und Nach- ahmung. Fig. 32. Vorwärts ge- rollter Oberrand. Cathedrale von Rodez. Mitte XVI. Jahrb. Fig. 33. Vorwärts und rückwärts Fig. 34. gerollte Ränder. Skulptur v. Goujon. Cathedrale von Rodez. Mus6e Mitte XVI. Jahrh. Carnavalet, Paris. Die Schilde werden in mannigfachster Weise ge^ wölbt und mit merkwürdigstem Zierrat versehen ; nach dem XVI. Jahrhundert verHeren sie jede Aehnlichkeit mit Schilden, ja zur Zeit des Rococo werden sie Muscheln und sog. Roccaillen ähnlich und sinken zur pflanzlich 14 ^>^ Wappen. umrahmten Cartouche herab, deren Rand etwa durch- löchert ist. Nur die Wappenbücher bewahren noch einiger- massen erkennbare, mit alten Schemen verwendete Schildformen. Seit dem Eindringen der Renässance bildete auch die Schweiz ihre besondern Formen, die oft identisch sind mit den deutschen, aus. Die Grundform bleibt noch lange der unten abgerundete Schild des XV. Jahr- hunderts ; die Einschnitte werden in vielfach veränderter Fig. 35. Fig. 36. Schweiz. Fig. 37. Schild am Schild in Auenstein. XVI. Jahrh. Brunnen zu Wildenstein 1567- (Aargau). Gestalt an der Vorderseite, bald auch an beiden Seiten reproduziert. Der Oberrand wird gespalten, in der Mitte öfters mit einem Zierrat versehen. Reicher sind die Formen der Renässance, die durch Holbein in die Schweiz. Malerei eingeführt werden ; zahlreiche Scheibenrisse, Goldschmiedrisse wie vereinzelte Glasgemälde (S. Nicolas zu Freiburg i/Ue., Wettingen, Aarau) zeigen uns das F^inrücken des neuen Styls in die Schweizer Heraldik. Auch Deutschland nimmt trotz des Fortlebens spät- gotischer Formen da und dort Renässancegebilde als Vorlagen. Das Rollen des Randes gefällt auch hier und führt oft zu wenig erquicklichen Leistungen. Scbild und Schildbild. Ganz verwerflich sind durchbrochene Schilde, bei denen womöglich noch der Schildhalter die Hände durch die Löcher streckt. Seit dem XVI. Jahrhundert äussert Fig. 41. Du ebb ocl oe Sei Id. Köln, Deulscl e Hol In tie im XVI. Jahrhundert. In Spanien dagegen lassen die Könige häufig ihr Wappenhild auf Rautenschilde setzen, freilich ohne einen Helm darauf zu setzen, denn der Rautenschild war nie Kriegsschüd, sondern nur Dekorationsschild, eine orna- mentale Form, wie die Mehrzahl der aufgezählten späten Formen. Königlich spanische Rautenschilde sieht man bekrönt auf dem Geld ; bekrönt und von zwei knienden Engeln gehalten als Monumentalrelief an der Seiden- liörse zu Valencia (Ende XV. Jahrhundert). In Deutschland kommt der Rautenschild wenig vor, bald bei Männern, bald bei Frauen, sogar für beide nebeneinander, wie die in Fig. 43 abgebildete Allianz- gruppe von einem Tafelgemälde zu Köln zeigt. In Italien hat man sogar den Xamen Christi (xps) in Rauten- Schild und Schildbild. Schilde eingeschlossen, wie z, B. das S. Jakobsbild von Antonio Vivarini (ehem. Sammlung Bassi in Mailand) zeigt. (XV. Jahrhundert). Nur ganz vereinzelt kommen Rechteckschilde vor; sie entsprechen in ihrer Gestalt ungefähr den sog. Be- lagerungsschilden (vgl. II. Buch), Mit derartigen Schilden, Originalen oder gemalten Stücken scheint man in Flandern z.B. die Stadtthore verziert zuhaben; wenigstens malt Memling am berühmten Ursulaschrein die Thore von Basel und Köln mit solcher Zier und Kennzeichnung. 1290 bis 1322 braucht Marchart von Mittelbach ein Siegel von hochrechteckiger Gestalt. An einem aus Silberblech getriebenen Buchdeckel, im Museum zu Frei- burg (Schweiz) sieht man hoch rechteckige mit drei- eckigen Wappenschilden derer von Grandson abwechseln. Weitere Bedeutung für die Heraldik besitzt diese Form nicht. Um kurz den Charakter aller Schildformen zusam- menfassend zu zeichnen, sei betont, dass der heraldische oder Wappenschild vom XII. bis zum XIV. Jahrhundert ^ich der Gestalt des im Feld gebrauchten Kriegschildes anschliesst. l8 Das Wappen. Seit dem XV. Jahrhundert treten dekorative, oft phantastisch gebildete, oft an die Antike anlehnende Formen des Wappenschildes auf; seit dem folgenden Saeculum wird Ursprung und Material des Schildes ver- gessen und er sinkt häufig zur Nachbildung eines Car- tons, einer Pergamentrolle oder einer barocken oder Rocococartouche herab. Die mannigfaltigsten Proben älterer Schildformen findet der Leser beim Durchblättern dieses Buches. 2. Gruppierung mehrerer Schilde. Mehrere zusammengehörige Schilde sind so zu grup- pieren, dass man sofort sieht, dass sie zusammen ein Bild ausmachen wollen, zugleich aber in derjenigen Reihenfolge aufzuführen, die ihrem Range entspricht. Das Allianzwappen spielt hier die Hauptrolle: die beiden Schilde neigen sich einander zu, d. h. beide sind gestürzt und berühren sich fast oder ganz mit der Ecke, die der Mitte zugekehrt ist. Ein grosser Teil der heu- tigen Wappenbildner machen den Fehler, dass sie die Schilde von einander abgewendet darstellen. Stellen wir durch senkrechte Linien die Axen der Schilde dar, so sieht die Gruppe so aus: ^ \ oder ' ' und nicht ^ '^^ : 12 12 12' kommen zwei Gattinen in Betracht, so ergibt sich das folgende Schema : I , I oder I I I / \ . I I seltenerweise i 2 3 23 23 Bei kirchlichen Aemterwappen finden wir z. B. folgendes Schema : I / \ ' oder ' ^ 2 3 3 Der erste Schild ist jeweilen der Amtschild, der letzte das Familienwappen des Geistlichen. Sind mehrere Schilde koordiniert, so ergibt sich als Schema : i I i 1 °^'^^ /'\ vgl. die von den drei Kantonen Uri, Schwyz, Unter- waiden ausgeprägten Münzen mit den drei der Mitte zugekehrten Schilden. Fig. 44. Stempel von Uri, Schwyi und Unterwaiden. Wird der Reichschild zu Landes- oder Stadtschilden gesellt, so folgt er zu oberst an erster Stelle 1 I 1 [ 1 / \ 2 2 3 soll er zu Landes- und Stadtschilden gruppiert wercn. 1 s^ Fig. 56. SpitwD. Fig. 57. ZiDDCD. ülnsgemälde in Bero, Miinsler. TafelgeiDälde in Kola, Museum. Auch au^i gebogenen Linien wurden einige, aber weit seltenere Wappenbilder hergestellt: so durch die .sog. Wolkenlinie, den Wellen schnitt, Schneckenschnitt, Schuppenschnitt, Hogenlinie, Kerbhnie und die Wolfs- zähne. Alle linearen liilder werden plastisch so dargestellt, dass das Feld flach, die Hilder (Pfähle, Sparren, Kreuze u. s. w.) in erhabener Arbeit wiedergegeben werden, und zwar oft so, dass die Figur nicht nur als flaches, hrettartiges Gebilde hervortritt, sondern kammartig mo- delliert ist, so dass ein mittlerer Grat eine Licht- und Schattenwirkung in das lineare Bild bringt (vgl. Fig. 58, 60, 79); er ist analog dem Schildgrat, dem wir in Fig. T4 und 21 z und Halbmond. Schild und Schildbild. 35 10. Aufeinandergelegte Wappenbilder. In der Regel ist ein Wappenschild belegt oder be- malt — je nachdem man sich die Figur aus Zeug, Pelz oder Metall aufgenagelt, oder aufgemalt denkt — mit einem Bild. Auf dieses aber kann zur weiteren Unter- scheidung ein ferneres Wappenbild gesetzt werden; ein Beispiel: über einen Löwen wird ein Turnierkragen oder ein Schrägbalken gelegt, auf ein Kreuz eine Serie von Halbmonden, auf einen Adler oder ein Kreuz können Bischofstäbe gelegt werden (Z. W. R. 571 u. 586). Fig. 59. Kreuz belegt mit HalbmoDden. Skulptur in der Sakristei des Vatikans. Auf einen Turnierkragen wiederum können Nagel- köpfe, Türme, Binden u. s. w. gelegt werden. Beobachtungen dieser Art ergeben eine Fülle von Ergebnissen über die ursprünglichen Formen der Wappen, deren Entwicklung und komplizierte Endentfaltung; ähnlich wie gewisse Wortstämme sind viele heraldische Urformen ganz oder beinahe verschwunden und lassen sich nur noch durch wegschälen der später hinzuge- kommenen Wappenbilder biosiegen. Um bildlich zu sprechen, lassen sich wie an einer mehrfach übermalten Wand die einzelnen Schichten ablösen, bis das älteste Bild zum Vorschein kommt — kratzt man aber zu tief, so findet man nichts. 11. Verbreitung einzelner Schildbilder. Es ist klar, dass einmal bekannte und berühmte Heroldsbilder sich grosser Beliebtheit erfreuten und dast; viele dieselben anzunehmen suchten. Dieselben pflegten auch als Hinweis auf politische Zusammengehörigkeit aufgefasst zu werden oder sie bezogen sich auf einen persönlichen Zusammenhang. In Frankreich findet man In unzähligen Wappen die goldene Lilie; nicht nur alle Nebenlinien des Königs- hauses, sondern zahlreiche Städte, endhch viele fremde Schild und Schildbild. 35 Söldner bekamen dieses Zeichen als Geschenk in ihren Schild. In Württemberg begegnet man den Hirschstangen, die schon bei den Grafen von Neuenbürg und Württem- berg auftreten in zahlreichen Städteschilden (Backnang, Balingen, Blaubeuren, Crailsheim, Freudenstadt, Göppin- gen, Münsingen, Kirchheim, Marbach, Nürtingen, Schorn- dorf, Tuttlingen, Tübingen, Vaihingen und Waiblingen). Im Fürstentum Neuchätel verbreitete sich allgemein der Sparren des altgräflichen Hauses von Neuenburg; ähnlich findet das Kreuz der schweizerischen Eidgenossen- schaft in zahlreiche Familienwappen Eingang. Das Perron, die Säule im Wappen des Bistums Lüttich, geht in die Schilde und Siegel zahlreicher bischöflicher Be- sitzungen über, entsprechend dem Baselstab, der vom Bistum in den Schild der Städte Basel, Liestal, Laufen, Neuenstadt, Delsberg, der Halbkantone Basel-Stadt und -Land, in Familienw^appen, wie das der Küng, über- gegangen ist. In fürstäbtischen St. Gallischen Städten tritt der Bär des h. Gallus häufig als Schildbild auf (Appenzell, Trogen, Herisau, Hutwyl). Um die Stadt Salzwedel herum findet sich bei mehrern Geschlechtern die Greifenklaue in Ein- oder Mehrzahl als Schildbild verbreitet; im Geschlecht der Grafen von Waldeck kommt derselbe Stern aber in verschiedenen Farben und auf verschiedenem Feld vor. In bergreichen Gegenden, wo zahlreiche Städte, Dörfer und Familiennamen nach dem « Berg » benannt sind, tritt das Bild desselben auch in zahllosen Variationen und Farben auf. In der Schweiz dürften Berge fast in einem Fünftel aller Wappenschilde zu finden sein. Auf der Wappentafel der Thalschaft Lötschen beim Prior zu Kippel enthalten 1 5 von 40 Schilden je einen Dreiberg, auf der Tafel von Zofingen 41 von 80. 36 Das Wappen. Auch das Kleeblatt kommt im Kanton Wallis häufig vor (z. B. im Wappen von Riedmatten, am Ried, Rieder, im Boden, Kayser), offenbar weil der Klee hier vielerorts wächst. Wie die Wappenbilder, so kommen auch bestimmte Farbenzusammenstellungen in einigen Gegenden be- sonders häufig vor. 12. Schildbeschläge. Der Schild pflegte bei allen Völkern so gut wie möglich gegen Hieb und Stich gefestigt zu werden. Es geschah dies am einfachsten durch metallene Beschläge. Fig. 6i. Griechischer Fig. 62. Schild mit Mittel-, Randbeschläge des Radial- u. Randbeschläge. XII. Jahrb. Pergamum. Basel, Münster. Fig. 63. Schildrand. Steinrelief auf Schloss Polignac. XIV. Jahrb. Diese bestehen in der Regel in einem Mittelstück, dem Schildnabel oder Buckel, in radial auslaufenden Bändern,, sowie in Randverstärkungen. Ueber die besondere Art der Behandlung des Oberrandes gibt der Abschnitt Turnierkragen Auskunft. Schild und SchUdbiU. Fig, 64. SchildniDd auf Veh. Grabstein Fig. 65. Randbeschläge, gezähnt. des H. Gervssins Jarobios de la. Schnitzerei im Schloss Comilloa (Loire). Rue S. Jacquea.Paris, 1541. XV, Jahrh. Aus diesen Beschlägen ergaben sich Motive für die heraldische Verzierung, kurz für die Charakterisierung eines- Wappens. Fig. 66. Beschläge auTdem (SchUd des GeoiTioy I. v. Villehardouin. Kreuibeschläge 211 S, Jt (Savoiej. Steinrclief, eigei Diese verschiedenen Beschläge wurden bald zum ■ntlichen Wappenbild, z. B. in Form des Kreuzes 3^ Das Wappen. oder der sog. Lilienhaspel, oder zum Beizeichen in Form von heraldischen Schildrändern. Letztere unterscheiden Neben- oder Seitenlinie eines Geschlechts von der Haupt- stammfolge. Die Beschläge kommen in den verschie- densten Farben vor, schliessen sich aber meist an die metallene Vorlage an : reiche Beschläge waren etwa mit farbigem Gestein besetzt, wovon Reminiszenzen bei der Lilienhaspel zu finden sind. Heutzutage wird von zahlreichen Malern, Graveurs, Bildhauern der Fehler gemacht, dass sie Schilden, die keinen Rand haben, einen solchen beilegen und dadurch das Wappen verändern ; zur Zeit der Blüte der Heraldik aber geht die Farbe des Feldes stets über die ganze Fläche und lässt für keine Randmalereien Platz, sofern solche nicht heraldisch vorgeschrieben sind. 13. Turnierkragen. Der sog. Turnierkragen besteht aus einem Streifen oder Band, von welchem mehrere Lätzen senkrecht herabhängen. Sein Aeusseres entspricht völlig den Ge- richtsbänken, die in rheinischen und westphälischen Wappen vorkommen und Bezug auf ein erbliches Schöffenamt haben. Fig. 69. Gerichtsbänke im Wappen der O verstolz zu Köln. Gemälde No. 298 im Walraf-Richarz-Museum zu Köln. SchUd und Schildbild. 39 Der Turnierkragen nimmt in der Regel den oberen Teil des Schildes ein und legt sich über die anderen Heroldsfiguren; selten kommt er in der Mitte, noch seltener im Fuss des Schildes vor. Der Turnierkragen ist ein Beizeichen; nimmt man ihn weg, so erscheint das Wappen wieder in seiner ursprünglichen Form. Er unterscheidet den einen Schild vom andern, und zwar den des Sohnes von dem des Vaters, den des Jüngern Bruders von dem des altern u. s. w. Die Nachkommen (lieser Söhne unterscheiden ihrerseits die Turnierkragen wieder, indem sie dieselben mit Gegenständen, wie Türmen, Scheiben, Mondbildern, Binden belegen. Die Farbe des Turnierkragen sticht stets von den darunter liegenden Tinkturen ab; besonders rot, blau und weiss kommen häufig vor. Letztere Farben können als heral- dische Uebersetzung von Eisen gelten. Der Turnierkragen ist sozusagen nur in Westeuropa verbreitet, besonders in Belgien, Frankreich, den links- rheinischen Gebieten Deutschlands, den romanischen Teilen der Schweiz, in England, Spanien, Portugal, Italien; er kommt seit Ende des XII. Jahrhunderts vor. Ueber den Ursprung dieses heraldischen Beizeichens ist schon viel geschrieben worden, vgl. v. Ledebur im Adelsarchiv I und Seyler, Geschichte der Heraldik, Seite 23g und 743. Grabslein des Rolierl v, Arlois f 1317. Sainl-Denys, 40 Dm WkppeD, Wahrscheinlicli ist der Turnierkrageii ursprünglich ein festigendes Metallbeschläge, das den obern Rand des Schildes gegen spaltenden Schwerthieb schützen sollte, oder einen beginnenden Riss wieder zusammen- hielt. Viele der ältesten Beispiele zeigen uns. in der That den Kragen als P'estigung des Randes ; die Nägel des Beschlages sind sogar ab und zu sichtbar, und bleiben als Reminiszenz noch lange auf dem Turnier- kragen (Fig. 71 und 73). Nur langsam verschiebt sich die Stellung des Tur- nierkragens; er bleibt aber in der Regel in der obern Hälfte, verlaugnet also seinen Ursprung als Festigung Fig. 74. Schräger, scLwebeoder Turoierkraeen. Aus Griinenbergs Wappenbuch. Schild und ScbildbJId. 41 des Schildhauptes nicht; nur vereinzelte Kragen sieht man in der Mitte oder schräg im Schild erscheinen. Auch im Zimier (vgl. Fig. 78) pflegt der Kragen als Randbeschläge aufzutreten und nicht zu schweben. Die Zahl der abwärts gerichteten Beschläge, der sog. Lätzen, wechselt; Regel ist drei, doch kommen auch vier, fünf oder sechs vor. Oft ragen die Enden des horizontalen Teiles, wie bei den Bänken über die Lätzen hinaus und umspannen den Schild. Sehr wechselnd sind auch die Proportionen: einzelne Turnierkragen sind dünn wie Faden, andere schlank, wieder andere dick und plump. Vereinzelt kommt diese Heroldsfigur auch auf dem Zimier (Siegel des Günther von Kevernburg c. 1300 und Z. W. R. 222), sowie auf Pferdedecken vor. Fig. 75. Fünfläliiger, scliwebender Fig. 76. Dünner Tuniierkragen, TumierkrageD. den Scliild umspanoend. Von der Decke der Diana (Ständehaiis) Grabstein in Clianipeaux 1 333, in Montbrison. 42 Das Wappen. 14. Faden und Einbruch. Der Faden ist ein schmaler Schrägbalken, der bald von oben rechts, bald von oben links ausläuft. In ersterem Fall bezeichnet sein Auftreten, ähnlich wie der Turnierkragen oder der Schildrand, eine jüngere oder Nebenlinie; im letztern Fall aber uneheliche Geburt, woher die Bezeichnung Bastardfaden (Fig. 79). Fig. 79. Bastardfaden auf Schild von Savoyen. Skulptur zu Myans (Savoie). XV. Jahrh. Seit dem XVI. Jahrhundert zog man es vor, den Faden weniger sichtbar wiederzugeben; man kürzte ihn daher, indem man nur das Mittelstück des Schrägbalkens auf der Herzstelle des Schildes schweben Hess. Diese Abbreviatur des Fadens nennt man Einbruch. Auch die Fäden können gleich den Schildrändern oder Turnierkragen gestückt oder mit kleinen Herolds- bildern belegt werden; die mannigfaltigsten Beispiele für solche Beizeichen oder Brüche bieten die Länder romanischer Zunge, vornehmlich Frankreich. 15. Fabelwesen. Wie schon im griechischen und römischen Altertum zahlreiche mythologische Wesen als Kennzeichen für Kriegschilde, für Münzen u. dgl. dargestellt wurden, so besitzt auch das Mittelalter eine ganze Reihe von Fabel- wesen, die als Wappenbilder gewählt wurden. Schild und Sdiildbild. 43 Hieher gehört der sog. Panther, ein Tier ähnlich dem Löwen, aber mit langem Hals rnid Drachenkopf (Steiermark Z. W. R. 20, Z. W. R. 493). der Greif, ähn- lich dem Panther, aber geflügelt, der Drache (Wilden- berg Z. W, R. 134, Ohinger Z. W. R. 44g), der Lindwurm und der Basilisk (Basel), ein Drache mit Hahnenkopf und -Füssen. Das Einkorn, ein viel verbreitetes Wappenbild (v. Yberg, v. Wolen, v. Tengen, Z. W. R. 14g, Z. W. R. 457, V. Rümlang. v. Rüssegg), hat die Gestalt eines Pferdes, trägt aber ein langes, spitzes, gerades Hörn auf der Stirn. Von diesen Gebilden wird ab und zu nur ein Teil, z. B, der Kopf oder der Oberteil als Schildbild gewählt. Dann werden einige Wesen, die sich sonst auf dem Lande aufhalten, zu Wasserwesen umgestaltet, indem man ihnen statt der untern, bezw. hintern Extremitäten einen Fischleib ansetzt. So entsteht das Seeweib (Stadt Palermo), der Seelowe (Imhof in Nürnberg] und der sehr selten vorkommende Seehase (Gross in Basel). Fig. 80. Seehase. Aus dem Wappenbucli der Gelteniunft in Basel. Der Adler mit dem Leib und Kopf eines Weibes (Harpye) heisst in der Heraldik Jungfernadler (Stadt Nürnberg). 44 I^fts Wappen. Phantasiegebilde sind ferner der Doppeladler^ ein Adler mit zwei Köpfen, der seit dem XIII. Jahrhundert auftritt (Slat Z. W. R. 318); der Hahn mit zwei Köpfen (Hünenberg Z. W. R. 334); der Lowe mit zwei Schweifen (Böhmen Z. W. R. 14); der Lowe mit Hirschstangen, mit Pfauenschweif, mit Menschenkopf (Glasgemälde des XV. Jahrhunderts im historischen Museum Basel und Escher'sches Stammbuch [Ms. D. 207 i. d. Stadtbibliothek] Zürich 1588). 16. Pflanzen. Auch dem Pflanzenreich wurden viele heraldischen Figuren entlehnt; dieselben sind jeweilen stylisiert, ver- einfacht, aber so wiedergegeben, dass man sie an Form und Farbe sofort erkennt. In der Zürcher Wappenrolle finden wir zahlreiche Bestandteile von Pflanzen, so den Eichenzweig im Wappen von Klingen, den „Goldast" im Wappen des gleichnamigen Thurgauergeschlechtes, Zweige und Blät- ter von der Linde, dem deutschen Gerichtsbaum, sehr häufig Rosen (z. B. im Wappen von Rapperswyl, Buch- egg, Güttingen, Rorschach und Bilstein). Elinmal kommt Fig. 81. Lindenzweig. Glasgemälde im Münster von Freiburg i/B. XVI. Jahrh. Schild und Schildbild. 45 der Mohnkopf, einmal der Kohlkopf (n. 361), zweimal die Rübe als Schildbild vor. Besonderer Berühmtheit erfreuen sich die Lilie von Frankreich und die von Florenz; beide haben zwar wenig Aehnlichkeit mit der Blume dieses Namens. In späterer Zeit kommen vielfach ganze Bäume in den Wappen vor (Städte Ölten und Erlach, Familien : Tschudy, Waldmann, Pecci). Beliebte pflanzliche Bilder sind in der Heraldik das Kleeblatt in den Wappen von Bismarck und von Ried- matten, die Granate im Schild von Granada und der Tannzapfen in der Afrastadt Augsburg. 17. Gebäude. Der Sitz des Edeln war in der Regel auf einer Anhöhe, an beherrschender Stelle erbaut; man trug von dem Berg, Fels oder Stein, wo sich die Burg erhob, den Namen. Die Anhöhe sowohl wie das feste Haus oder Teile desselben boten Anlass, im Schilde wieder- gegeben zu werden; so kommen in grosser Zahl, be- sonders in bergreichen Gegenden Wappen mit Bergen vor. Auch die Burgen sind sehr häufig (vgl. die Siegel und Wappen der Grafen von Lenzburg, derer von Wol- husen, der Städte Agram, Altenburg, Altona, Aschaffen- hurg, Anklam, Bernburg, Brandenburg, Bromberg, Bunz- lau, Hamburg, Magdeburg, Burgdorf, Thun, Budweis, Budapest, Belgrad, Bristol, Antwerpen, Beifort, Bordeaux u. s. w.) und kommen als Siegelbild schon im XII. Jahr- hundert vor; überaus häufig sind Türme fZ. W. R. 92, 96), Kurtinen, d. h. mit Zinnen versehene Mauern, sowie Thore, deren Flügel zum Ausfall bereit, offen stehen und deren Fallgitter aufgezogen ist (vgl. die Wappen von Bielefeld, Bückeburg, Wallenstadt). Wie das heral- dische Tier, ist das heraldische KriegsgebSude stets in kriegsbereitem Zustand dargestellt. Fig. 8i. Türme. Skulptur im Museum von MeK, XIV, JahrL. Fig. 83. Thor mit offenen Flügeln. Fig. 84. Thor mil offenem Fallfilter. Skulptur iii S. Clara, Skulptur in Kleinbasel, XIV, Jahrh, Wallenstadt, XV. Jahrb, Brücken finden sich in den Siegeln und Wappen von Lyon, Cahors, Bilbao, Brugg, Innsbruck. Der kirchlichen Architektur sind wenig Wappen- bilder entlehnt, aus begreiflichen Gründen, steht doch die Geistlichkeit dem Krieg im Prinzip feindlich gegen- über. In einzelnen Siegeln, die dann später teilweise zu Wappenbilder wurden, sehen wir Gotteshäuser abge- Schild und Schildbild. 47 bildet, so z. B. in Stempeln von Basel, Valeria, Moutier- Grandval, dem Wappen des Klosters Kappel. Auch die Civilarchitektur ist in der altern Heraldik spärlich vertreten ; die Zürcher Wappenrolle zeigt nur ein Beispiel, ein Haus im Wappen n. 549. Dagegen kommen einzelne Teile, wie Fenster und Treppen vor. Letztere werden als schräge Reihe von Rauten darge- stellt (Wappen der Scalarii, Schaler zu Basel). Erst im XV. Jahrhundert kommt das Haus und seine Bestandteile öfters, aber vorzugsweise in bürgerlichen Wappen vpr. 18. Der Schlflssel. Schlüssel sind, wo sie nicht redende Wappenbilder sind, meist gewählt mit Bezeichnung auf die Beschäf- tigung oder das Amt eines Beschliessers. Die Schlüssel Petri im Wappen des Kirchenstaats bezeichnen die Gewalt über die Thüren von Himmel und Hölle ; diese Peterschlüssel gingen dann über in die Wappen von Genf und Unterwaiden, dessen alte Haupt- kirche diesem Apostelfürsten geweiht war, der Kirche S. Peter zu Basel, des Klosters Petershausen u. s. w. Das Amt eines Kammerherrn bezeichnete der Schlüssel bei den Brandenburgern, weshalb sie protestierten, als man das Symbol 1650 dem Reichs-Erz-Schatzmeister verleihen wollte. Auch das Amt eines Kellermeisters {Keller oder Kellner) wird durch den Schlüssel im Schild charakterisiert. Die Formen schliessen sich an die im Mittelalter üblichen Gestaltungen des wirklichen Schlüssels an. Wir finden also zunächst einfache Schlüssel, bald mit rundem Vollgriff, mit rundem durchbrochenem Griff, mit vier- eckigem durchbrochenem Griff (Metz, Basel, Zürich, 4« Das Wappen. Wappenhuch von Griinenberg, Z. W. R.), mit sieben- seitigem durchbrochenem Griff (Mecheln), mit drei- passförmigem (Basel) oder herzförmigem Griff (Leyden, Genf). Auch die doppelten Schlüssel weisen verschie- Fig. 84. Schlüssel mit rundem Vollgriff. Köln. Fig. 85. Dreipassgriff Schloss Sargans. Fig. 86. Herzförmiger Griff. Rathaus Leyden. Fig. 87. Viereckiger gotischer Griff. Copie Grünenbergs. Ms. in Zürich. Fig. 88. Siebenseitiger Griff. Skulptur in Mecheln. XV. Jahrh. dene Griiformen auf. Desgleichen schwankt der Bart zwischen kleinen, mittlem und grossen Formen, zwischen einfacher, sägeartiger, massiver oder gitterförmiger Ge- stalt. Die Farbe schliesst sich meist an das Metall an, also blau für Eisen, silber oder weiss für verzinnte oder versilberte, gold oder gelb für vergoldete Schlüssel ; nur in seltenen Fällen kommt z. B. rot vor. Schild und Schildbild. 49 In der Regel kommt nur ein Schlüssel in einem Schild vor; in be- stimmten Fällen, wie bei den Peter- schlüsseln, findet man deren zwei, selten drei (Glasfragment der Samm- lung Vincent, Zürich). Fig 89. Sägefbrmiger Bart. Glasgemälde Zürich. XVI. Jahrh. Fig. 90. Dreipassförmiger Griff. Skulptur in Basel. Schlüsselzunft. 19. Di€ Hausmarke. Schon zur Zeit der romanischen Architektur be- zeichneten die Steinmetzen die von ihnen verarbeiteten l^löcke, später die Baumeister ihre Bauten mit bestimmten Marken; diese sind sehr einfach und bestehen meist aus einer Zusammenstellung verschiedener geraden Linien ( Hiebe], die sich schräg oder im rechten Winkel schneiden oder zusammenlaufen (Fig. 4j). Auch Kreise oder Seg- mente werden zur Neuschaffung von Zeichen dieser Art verwendet. Aehnliche Chiffern verwendeten die Kaufleute, um ihre Ware zu bezeichnen, um ihre Akten zu unterzeichnen, die Landbewohner, um ihr Holz oder ihr Vieh zu markieren, die Gauner, um sich im geheimen zu verständigen. 4 50 Du WappcD. Speziell die Handels/eichen oder Firmenmarken er- hielten in der Heraldik Bedeutung, weil sie sich vererbten und weil sie etwa an Haus und Hof angebracht wurden. Solche Hausmarken, entstanden aus oben geschil- derten Kombinationen von Linien, zu denen sich etwa noch Buchstaben, bald Initialen, die als VVappenbildcr bereits eingeführt waren, bald Monogramme gesellten, wurden schon im XV. Jahrhundert gleich einem richtigen Wappenbild in den Schild gesetzt und vererbten sich dann gleich den ahen, ächten Wappen. Nur zur Wieder- holung auf dem Helm eigneten sich diese Marken, weil Me aus körperlosen Linien entstanden sind, nicht. Als Kleinod wurden daher die verschiedenartigsten andern Dinge herangezogen, sobald den Besitzern dieserWappen der einfache Schild nicht mehr genügte und der Wunsch nach einem vollständigem Wappen auftauchte. Spezieil in Kaufmanns-, Handwerker- und Bau- meisterfamihen ist die Hausmarke, bezw. das Steinmetz- zeichen häufig; auf der Kull'schen Wappentafel der Bürgerschaft von Zürich (1854) figurieren über zwanzig Schildbilder dieser Art, besonders charakteristisch bei den Famihen Cramer, Hafner, Siber und Stadler. Ein Bhck in jedes bürgerliche Wappenbuch ergibt überall zahlreiche Belege für die Formen der Hausmarke in der Schild und Schildbild. 51 Heraldik des XV. bis XIX. Jahrhunderts. Ganz besonders häufig kommen diese Zeichen in der Heraldik Polens vor. In den alten Häusern des Urserenthales (Uri) trägt beinahe jeder Steinofen vom XVI. bis XIX. Jahrhundert die Hausmarke des einstmaligen Eigentümers. Einzelne Marken haben auch bestimmte, oft nicht leicht zu er- klärende Namen, so z. B. das Zeichen im Schild der Familie Kümin in der March (Schwyz), welches „Römisch fünfundzwanzig" genannt wird. Litferatur : Ilzuof, Fr. Ueber Haus- und Hofmarken, bes. in den österr. Alpen- ländern. Zentrkom. XIX. 119 — 123. Michelsen. Die Hausmarken. Jena 1853. Homeyer, Ueb. d. Heimat n. altdeutschem Recht, insbes. üb. das Hant- gemal. Abb. d, k, Ak. Berlin. 1852. Jlomeyer. Die Haus- und Hofmarken. Berlin. 1870. Stygtr, Martin. Wappen und Hauszeicljen auf den Trinkgeschirren zu Arth und Steinen. Mittig. d. bist. Ver. d. Kant. Schwyz. 4 Heft. 1885. Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins Wien XVI. s. 28 — 29. Anzeiger für Schweiz. Altertumsk. 1866. 2. und s. 36; III. 876. Archives Heraldiques. IV. 387. 20. Redende Wappen. Unter redenden Wappen versteht man alle Wappen, bei denen alle oder einzelne Teile oder Farben in einer -mehr oder minder verständlichen Beziehung zum Namen stehen. Diese Relationen zwischen Wappen und Namen sind oft einfach, oft aber auch gezwungen und beruhen oft auf falschen Worterklärungen. Die einfachsten redenden Wappen zeigen das durch rflen Namen bezeichnete Bild: Leon einen Löwen. Leu Biber „ Biber. 52 Das Wappen. Hirzel einen Hirsch (Hirz). Salm „ wSalm. Vogel oder Vögeli „ Vogel. Münch „ Mönch. Betler „ Bettler. Hirt „ Hirt. Ritter „ Ritter. Thor ein Thor. Turm einen Turm. Castilien ein Castell. (ializien „ Calix, Becher, u. s. \v. Doppelt, d. h. durch zwei Wortbestandteile und zwei Bilder reden folgende Wappen: Bärenfels, Bär auf Fels. Bartenstein, Barten (Beile) auf Stein (Berg). Flegelberg, (Dresch-)Flegel auf Berg. Magdeburg, Magd (Maid) auf Burg. Wolfsattel, Wolf mit Sattel. Schaffhausen, Schaf und Haus. Dreifach redende Wappen sind seltener. Durch die Farbe und ein Bild sprechen folgende Figuren : Goldast, goldner Ast. Rotenburg, rote Burg. Grünenberg, grüner Berg. Winterberg, winterliche, weisse Berge. Schwerzenbach, schwarzer Bach. Wyttenbach, weisser Bach. Durch eine Farbe und zwei Bilder spricht das Wappen von Kronweissenburg, das eine Krone und eine weisse Burg aufweist. In vielen Fällen redet nur ein Bestandteil des Namens, z. B. bei Helmshofen nur der Helm (und kein Hof), bei Heidegger nur der Heide (Mohr), bei Burckhardt nur die Burg, bei Eberhard nur der Eber u. s. w. Schild und Schildbild. 53 Ebenso leicht verständlich sind Standes- und Be- rufsabzeichen oder Produkte der Thätigkeit : eine Krone führen die Familien Kaiser oder König, einen Meyerhut die Meyer von Knonau (Zürich), einen Bischofstab die Bischoff (Basel), einen Becher die Schenk, Ziegel die Ziegler, Schere die Scherer, einen Kochlöffel die Koch, eine Schaufel die Graber und Wegmann, ein Mühlrad die Müller. Schwieriger ist der Zusammenhang von Heroldsbild und Namen zu erkennen, wenn die Verwandtschaft beider weiter hergeholt ist oder auf falscher Etymologie beruht. So führt die Familie Stuben drei Fenster, die Stubenwid, einen Ofen, das Charakteristikum der eigent- lichen Stube, die Waser ein Ruder mit Bezug aufs Wasser, die Wiederkehr einen Widder, die Leuthoki eine Glocke zum Läuten, die Barberini drei Hummeln, weil diese summen (barberare), Petershausen die Enbleme S. Peters (Schlüssel und Fisch), Landshut drei Hüte, Schweizer ein (Schweizer-) Kreuz, Fahrner Farrenkräuter, (jreuter Kräuter, Höhr Trompeten, weil man diese hört, Legendre hat drei Mädchenköpfe, denn das Sprichwort sagt: „Qui a des filles aura des gendres^. Richtigerweise sollte man daher nicht nur von redenden, sondern auch von anspielenden Wappen sprechen. Beide Klassen sind uralt und in allen Sprachen ungemein häufig; eine Aufzählung, die nur die be- kanntesten Beispiele enthielte, würde ganze Bögen füllen. Jedermann, der die altern Wortformen und die tech- nischen Benennungen der Wappenbilder kennt, ist im Stande, Wappen zu lesen oder umgekehrt zu einerh Namen das Wappen zu erraten, wenn es in diese Gat- tung gehört. In weitaus den meisten Fällen ist es das Schildbild, in einigen das Kleinod, in vielen beide zusammen, sehr 54 I^as Wappen. selten die Schildhalter, welche sprechen. Bei Bern reden das Schildbild und die Halter, hei Monaco nur die letztern. die Mönche. 21. Einteilung des Schiides. Will man mehrere, durch Heirat, Erbschaft, Krie«^ oder Amt zusammengekommene Schilde in einen einzigen vereinigen, so teilt man denselben. Dies kann geschehen durch Halbierung; die gewöhnliche Art dieser Teilung heisst Spaltung und entsteht durch eine senkrechte Mittellinie. Der Platz rechts bleibt stets der wichtigere, vorwaltende, besonders ehrenvolle. Hin Bischof wird z. B. vorn das Amtswappen, hinten das seines Geschlechts darstellen (Grabmal Arnolds von Rotberg in Basel). Der wagrechten Teilung bedienen sich häufig die Päpste, indem sie im obern Feld die Schlüssel des Kirchen- staats, im untern ihr Privatwappen anbringen (z. B. Papst Julius II. dellaRovere). Zur T Unterbringung zweier Wappen kann man aber auch den Schild vierteilen durch eine senkrechte und eine wagrechte Mittellinie ; im Feld i und 4 ist das Haupt-, in 2 und 3 das zweite Wappen- bild zu setzen. Solches kommt seit dem XIV. Jahr- hundert vor. Auf die Schneidung der Linien in der Mitte des Schildes kann ein sog. Herzschild gelegt werden; in diesem Fall ist dies der v^ornehmste Platz des Wappens, und nicht mehr Feld i. jedes einzelne Feld kann seinerseits schon gespalten oder geviert sein, das ändert nichts an der Teilung. Braucht man neun Felder, so teilt man durch je zwei horizontale und zwei vertikale Linien ; es ergeben sich dann die Felder in folgendem Schema : I 2 3 4 5 6 7 8 Q Scbüd und ScbUdbild. Die Flät/.e 7 und y sind wie beim olieii abgebildete» Schild ,1 und 4 abgerundet; Aufgabe ties Künstlers ist es, jede heraldische Figur dennoch in dieses verkleinerte l-~el{| hineinzubringen und /war in grösst möglichem Mass- stab. Dabei darf man aber nicht, wie dies mis^bräuchlich heutzutage vorkommt, ilem Wappenbild, /.. H. einem Löwen die Hinterbeine und den Schweif abschneiden, oder sonstwie verkümmern oder verkrüppeln lassen. Die oberen Felder i — _? eines neunfach geteilten Schildes nennt man Hauptstelle nach dem Schikihaupt, (He unteren 7 — 9 Kusstelle nach dem Schildfuss: 4 — 6 ist die Balkenstelle. 2, 5, S die I'fahlstelle, [, 4. 7 und .;, 6, g heissen die rechte und die linke Flankenstelle. Seit dem XVI, Jahrhundert hat man die Schilde in mehr und mehr Felder zerlegt, so dass sie, wie ein Ge- lehrter richtig bemerkt hat, fast wie Landkarten aus- sehen. Allerdings repräsentieren sie in der Regel nicht 5^^ Das Wappen. den faktischen, sondern oft nur den ehemaligen oder einen praesumtiven Länderbesitz. 22. Die Farben. Damit ein Wappenbild sich vom F'elde weithin sicht- bar und deutlich abhebe, ist ein wirksamer Farben- kontrast nötig. Man malte also hell auf dunkel, oder dunkel auf hell. Als helle Tinkturen gelten die sog. Metalle gold oder gelb, silber oder weiss; die dunkeln F'arben sind rot, blau, grün, schwarz. Das sind die ältesten heraldischen Farben; sie ver- treten in der Regel die ihnen in der Natur zunächst- stehende. Ein Löwe oder eine Korngarbe wird also gelb, ein Bär schwarz, die Sonne gelb, der Mond weiss, Gewässer blau. Berge oder Pflanzen grün dargestellt sein ; Metallgeräte wird man, je nachdem sie aus Eisen, Silber oder Gold gefertigt waren, in blau, weiss oder gelb wiedergegeben haben. Schon früh verliess man indes, da die naturgemäss gewählten Farben erschöpft waren, notgedrungen diese Regel. Man nahm auch die sog. natürlichen Farben zu Hilfe, indem man menschliche Fleischteile in Fleischfarbe, einzelnes braun, asch- oder eisenfarben wiedergab. In späterer Zeit kommt auch Purpur hinzu. Die ächte Heraldik vermeidet es thunlichst, dunkle Farben auf- oder nebeneinander zu bringen, ebenso wird nicht ein helles neben oder auf ein helles Feld gebracht. Das goldene Kreuz auf dem silbernen Feld von Jerusalem ist die einzige ganz alte Ausnahme gegen diese Regel. Schlechte Farbenzusammenstellungen charakterisieren neu erfundene Wappen, z. B. die von Aargau und Tessin. Schild und Schildhild. 57 Im Mittelalter pflegte man die Kriegschilde und dann die Wappen zu bemalen, ob nun letztere geschnitzt, ausgehauen auf Glas, Kalk, Holz, Pergament oder Papier gezeichnet waren; der Leser mag einen Blick in die Zürcher Wappenrolle, Revels Armorial, Grünenbergs oder Haggenbergs Wappenbuch thun. Die Vorzeichner für Glasgemälde pflegten statt der P'arben nur den Anfangsbuchstaben der Farbenbezeich- nung in ein Wappen zu schreiben ; das XVII. Jahr- hundert erfand an deren Stelle die Schraffierung. Diese besteht darin, dass man F'eld und Heroldsbild senkrecht, wagrecht, schräg oder kreuzweis strichelt, oder aber mit Punkten betupft. Blank oder leer bedeutet weiss oder silber. Betupft y, gelb oder gold. Senkrecht schraffiert „ rot. Wagrecht „ „ blau. Schrägy von oben rechts nach unten links schraffiert „ grün. Senkrecht und wagrecht kreuz weis schraffiert ; schwarz. Schräg von oben links nach unten rechts schraffiert „ purpur. Wer einigermassen Sinn für Schönheit und Styl hat, der wird diese Schraffierung stets unterlassen. Ihr Zweck war nur lehrhaft und nicht ästhetisch ; da man den Farbendruck nicht kannte, das Kolorieren zu kostspielig war, Initialen, Buchstaben oder P^arbenbc- schreibungen wegen Platzmangel nicht angiengen, so war das Verfahren entschuldbar. Abscheulich aber bleibt es gleichwohl, wenn man ein Tier oder einen Menschen schraffiert, kreuzweis durch Linien verunstaltet oder punktiert. Wer sich hievon überzeugen will, durch- 5«^ Das Wappen. I)lättere „La Vraie et Partaite Science des Armoiries'' von Maistre Louvan (ieliot, Paris i66c), die Wappen- kalender des XVlIl. Jahrhunderts oder Siegelstempel unserer Zeit. Die meisten Wappen sind ohne Farben- angabe kenntlich und Niemand ist gehindert, im Zweifel (\vn Xamen zu demselben zu setzen. Stellt man aber zu Lehrzwecken W^appen zusammen, so gebe man dieselben in Farbendruck, in Umrissen, oder aber mit kurzen Heschreibungen, wie man sie z. B. in Grote's Stammtafeln verwendet findet. Hier ein par jieispiele: Lowe s. in g. (= schwarz in gelb); drei Pfähle r. in w. (= rot in weiss); Arm n. in b. (natürlich in blaui; Dreiberg gr. in w. (grün in weiss). Mit dem Ausdruck „gewechselte Tinkturen" bezeichnet man ein Wappenbild, das auf zweifarbigem Grund sich befindet und seine Farben je nachdem wechselt, also z. H. die auf dunklem (irund liegende Hälfte hell, die auf hellem Feld liegende dunkel zeigt. So hebt sich nach richtigem heraldischem Prinzip jeder Teil deutlich vom Feld ab. 23. Das Pelzwerk. Wie mit Farben und Metallen, konnte der Schild auch ganz oder teilweise mit Pelz oder Rauch werk überzogen werden. So sollen die schwarzen P'elder im Wappen der Zollern von sehr dunklem Zobelpelz her- gestellt gewesen sein. Wo die Heraldik diese Pelze kopierte, stylisierte sie dieselben; so gab sie den Hermelin, dessen schwarze wSchwanzspitzen charakteristisch sind, als weisses Feld, bestreut mit schwarzen Schwänzchen, die oben kreuz- artig, unten oft dreiteilig dargestellt sind (vgl. Fig. 931. Schild und Schildbild. 59 iP^w^^^^^^"^, Fig. 93. Schild mit Binden aus Hermelin. Grabstein eines Ritters Briart f nach 1344. Anderes Pelzwerk wird dargestellt durch wellen- förmig übereinander laufende horizontale Binden; wie- der anderes, das sog. Feh, auch Kisenhütlein genannt, besteht aus Reihen v^on aufrechten und umgestürzten Gebilden in Form von Hüten. Das Pelzwerk ist neutral oder „amphibisch", indem man auf demselben Farben so gut wie Metalle anbringen darf; im übrigen kommt es ziemlich selten vor und nur bei altern und vornehmen Wappen. 24. Die Musterung. l'nter Musterung oder Damascierung versteht man die Ornamentierung eines Feldes oder eines flachen Gebildes im Schild (Heroldstück). Dieselbe kann darin bestehen, dass man in helleren oder dunkleren Linien eine gitterartige Verzierung, ausgefüllt mit Punkten, Kreuzchen oder Sternchen anbringt, oder rankenartige Verschlingungen einzeichnet (Miniaturen u. Glasgemäldej. Sie dient dazu, eintönige Teile des Schilds zu schmücken, wie auch in farblosen Wappenreproduktionen i^auf Siegeln, Münzen, Backsteinen, Holz, Leder u. s. w.) die verschieden gefärbten Teile von einander zu scheiden. Wo man Wappen in grossem Masstab anbringt, ist Musterung beinahe geboten ; doch muss sie diskret auftreten, damit sie nicht als Heroldsbild oder Bestreuung bezw. Besäung des Wappens angesehen werden kann. ^^^ Das Wappen. Sie darf auch das klare Hervortreten des Hauptbildes nicht beeinträchtigen. Besonders alte Beispiele bieten die Backsteine von S. Trban, besonders elegante die schweizerischen Glas- gemälde des XVI. Jahrhunderts. 25. Wappenänderungen und -Besserungen. Zahlreiche Wappen wurden aus verschiedenen Ur- sachen im Laufe der Zeiten geändert. So führt Arragon in älterer Zeit wenige, in späterer Zeit mehr Pfähle, Neu- chatel umgekehrt anfangs mehrere, dann einen Pfahl, mehrere Geschlechter abwechselnd Berge von ], 6 oder mehr Teilen. Das Stift Kinsiedeln, bezw. der Abt führt 1346 einen Raben, 1376 — 13H7 einen Raben mit einem Kreuz auf dem Rücken, seit 1420 aber zwei Raben im Schild.*; Das Kloster Wurmsbach hat 1591 — 1643 zwei Würmer, im XVTIl. und XIX. Jahrhundert aber drei solche Tiere im Wappen. Andere Wappen verändern sich durch Irrtum, durch Willkür eines Zeichners, Malers oder Stechers ; so werden z. H. die Berge desselben Wap- pens gelegentlich als Zwei-, Drei-, V^ier- oder Sechs- berge gezeichnet. Auf einzelne absichtliche Aender- ungen nehmen manche Sagen Bezug. Der wirkliche Grund mancher Aenderung mag auch im Verblassen von Farbe oder in Verwitterung einzelner Teile zu suchen sein; solches scheint der Fall zu sein, wenn man Vögel ohne Schnabel und Beine (merlettes) oder Löwen ohne Wehren darstellt. Die betreffenden Körperteile mögen in einer wenig dauerhaften P'arbe bemalt gewesen sein, verloren dieselbe ganz und der Künstler, der nach der *) P. Odilo Ringholz im Schweiz. Archiv für Volkskunde. Bd. IV. 1900. S. 8. Schild uDd Schildbild. 6l verwitterten Vorlage einen neuen Schild zu malen hatte, malte eben nur, was er noch sah ; darin mag der Ur- sprung mancher sog. gestümmelten Wappenfigur und manchen Miss Verständnisses liegen. Systematische Aen- (lerungen sind diejenigen, welche durch Hrisüren oder Heizeichen, fSchildrand, Turnierkragen, Schrägbalkenj. herbeigeführt sind. Auf Geschenk beruhen folgende grossen Gruppen von Wappenbesserungen : Auszeichnungen durch den tvönig von Frankreich, bestehend in goldenen Lilien, die ins Feld oder Schildeshaupt eines Wappens gesetzt werden; besonders zahlreiche Hei^piele dieser Art finden sich zu Solothurn und Luzern, aus welchen Städten viele Patrizier sich in französische Kriegsdienste be- gaben. Geschenke des Kaisers sind die schwarzen Adler, die vielfach im Schildeshaupt italienischer Geschlechter vorkommen. (Herlinghieri in Siena, Arrivabene in Mantua. l'ig. 95. Adler im Scliildesliaiipt, Medaille von li. Crivelli. Pai ^^2 Das Wappen. Assandri, Mailand, Augusti in Senigallia, Bonomi- Tedeschini in Padua, Borghese, Bruno, Budetta in Rom, Biandra in Turin, de Clario in Neapel, della Cella in Piacenza, Covi in Gallignano, Dattili in Voghera, Ferrari d'Orsara in Turin, Durando in Turin, Frigerio in Mai- land, Gavotti in Genua, Guiglia in Nizza, Incisa della Roccheta in Turin, Lazari in Crema, de Ljets in Neapel, Luini in Mailand, Maestro-Molinari in Mailand, Mancini- Spinuci in Fermo, Mignani in Brescia, Odescalchi in Rom, Olginati in Como, Orelli in Tessin u. s. w.) Gaben des Papstes bestanden oft in der Besserung der Tinkturen ; so belohnte Papst Julius II. die Basler, die bisher einen schwarzen Stab in weissem Feld ge- führt, mit einem goldenen Stab in blauem Schild. Den Schaflfhausern vergoldete dasselbe Kirchenhaupt die Hörner des Widders. Nach dem Schisma aber kehrten diese Stände wieder zu ihren ehemaligen Wappenfarben zurück. Aehnliche Besserungen wurden gelegentlich auch den Pannern zu teil, indem der Papst dieselben mit Eckquartieren (ähnlich dem heraldischen Freiviertel) zierte; dies that schon Papst Sixtus IV. gegenüber den Schweizern. Weitere Aenderungen betreffen nur die Helmzier, worüber näheres in dem betreffenden Abschnitt. 26. Damenwappen. Einer Dame kommt, sowenig wie einer Stadt, einem Geistlichen oder dem Handwerker, der Helm zu. Auf dem Siegel führt sie oft nur das Schildbild, später einen Schild, der aus Gründen der Symmetrie und Aesthetik demjenigen der Gatten angeglichen wird, also alle oben im Kapitel über Schildformen namhaft gemachten Formen Schild und Schildbild. 6^ annimmt. Daneben kommt in den romanischen Län- dern und einzelnen Grenzstreifen der Rautenschild als besonderer Damenschild vor (vgl. Figuren 42 und 43). Auf den Rautenschild wird nie ein Helm, gelegentlich aber eine Krone gestellt, weil Kronen von Frauen so gut wie von Männern getragen wurden. Wird das Wappen einer Frau neben dem des Gatten abgebildet, so nennt man die Gruppe ein Alli- anzwappen. Ein solches kann bestehen a) aus den beiden Schilden, b) aus den beiden Schilden unter einem Helm, mit dem Zimier des Mannes, c) aus beiden Schil- dern und beiden- Helmen, d) aus einem gevierten oder gespaltenen Schild, der die Wappen beider Gatten unter einem Helm (des Mannes) oder zwei Helmen ent- hält. Ein allgemein befolgtes Gesetz, welcher Schild vorangeht, giebt es nicht ; oft geht das männliche Wap- pen als das wichtigere voran, oft lässt man das an Rang höher stehende, oft aus Galanterie das weibliche Wappen an der vordem Stelle stehen; dies gilt für all die nam- haft gemachten Kompositionen und Kombinationen. Allianzschilde sollen sich stets zugeneigt sein und nicht den Rücken wenden. Hat ein Mann mehrere Gattinen, so stellt er deren Schilde unter, ausnahmsweise neben dem Seinigen dar. Ein Beispiel für die Spaltung des Allianzwappens bietet die unten abgeb. Damenrobe; die Vierung war besonders um das Jahr i 500 üblich. Beispiele aus dem Kanton Bern bringt von Mülinen aus der Leuk, Wengi, •Oberhofen, Bern und Einigen bei. Letzteres Wappen, in w^elchem dem Damenschild einer Schmid der Vorrang vor einem Junker und Ritter v. F>lach gelassen ist, fin- det sich unten abgebildet. Heutzutage werden Damen gut thun, wenn sie alleinstehen, den Rautenschild anzunehmen; sind sie ^4 Das WappcD. verheiratet, so soll die Darstellung ihres Wappens pa- rallel zu der des (iatten gebildet sein. 27. Städte- und Linderwappen. Die Städte und Länder nahmen vielfach schon im Xlll. Jahrhundert Wappen an. Diese lehnen sich viel- fach an das ihres Oberherrn an, bald im Bild, bald in den Farben, wie denn die Verleihung eines Wappens Sache des Landesherrn ist, der auch ihre Siegel bestätigt. Der Schild der Städte Winterthur, Bremgarten, Rappers wyl, Xeuchätel beruht auf den W^appen der (irafen von Kyburg, Habsburg, Rapperswyl, Neuchatel; derjenige der Städte Basel und Konstanz auf dem der betreffenden Bischöfe u. s. w. Städtewappen haben keinen Helm. Dagegen wird der Schild oft in der ^lehrzahl abgebildet, meist paar- weise, wie an Stadtthoren, auf Glasgemälden u. s. w.; ab und zu sogar viermal (5-Schillingmünze der Stadt Lu/ern von c. 1490). In der Neuzeit hat man die Städteschilde mit Mauerkronen, deren Zinnen sogar je nach der Grösse der Stadt in grösserer oder kleinerer Zahl variiert, begabt. Städtische Wappen findet man auf Siegeln, Münzen. Gewichten, an Stadtthoren, Rathäusern, Kornhäusern^ Münzgebäuden, Brücken u. s. w. Der neuesten Zeit blieb es vorbehalten, diese Ehrenzeichen an öffentlichen Anlagen, von denen man nicht spricht, anzubringen. 28. Die Studentenwappen. Die Wappen der studentischen Vereinigungen sind sowenig alt, als diese selbst; sie sind also in einer Zeit entstanden, in der die Heraldik darniederlag. Dies Schild und Schildbild. 65 kennzeichnet den meist völlig unheraldischen Charakter der Studentenwappen. Als Schildbild wird in der Regel irgend eine lineare Teilung gewählt, hiezu hauptsächlich die sog. Zirkel, d. h. verschnörkelte Monogramme, die meist in einem Zug in kursiven lateinischen Anfangs- buchstaben hergestellt sind. Als weitere Schildbilder kommen etwa Schläger, Mützen und dgl. in Betracht. Die Farben lehnen sich oft an die der Stadt oder des Landes, in denen die Universität besteht, oder nach denen die Korporation sich benannt hat. Oft sind not- gedrungen diejenigen Farbenzusammenstellungen gewählt worden, welche an der betreffenden Hochschule noch nicht vertreten waren. Als Helmzier werden regelmässig drei wallende Federn in den Corps- oder Vereinsfarben gewählt. Näher der Heraldik stehen gewisse Clubwappen, in denen z. B. ein Pferdekopf oder Sporn, ein Ruder, Becher oder ein Herz auf bezügliche Sporte, denen sich die Clubmitglieder widmen, hinweist. 29. Gaunerwappen. Nach dem Beispiel der andern Stände nahmen in manchen Gegenden auch die Gauner Wappen an. Sie kritzelten dieselben etwa in die Zellen, in denen sie ge- fangen Sassen. Im Schweiz. Archiv für Heraldik 1890 Ls. 405) finden sich derartige Gebilde, von roher, künst- lerisch ungeübter Hand gezeichnet, wiedergegeben. Andere Bedeutung hatten Schilde, welche die Gauner an den Häusern anbrachten, die sie verbrennen wollten. Ob solche Schilde nachts an die Mauer des dem Unter- gang geweihten Gebäudes gezeichnet, gekratzt oder gemalt wurden, oder ob man fertige Papierschilde an- klebte, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Einen 5 'h) Das Wappen. !)raunen l'apierschild, der diesen Zweck hatte, findet man in den Kollektaneen des protestantischen Pfarrers Wick (Wickiana, ^Iscr. XI der StadtbibHothek Zürich) von 1573 al)gebiklet. 30. Erdichtete Wappen. Wer im Mittelalter und in der neuern Zeit ein AVappenbuch anlegte, liebte es, die Wappen zeitlich entfernter Fürsten geographisch entlegener Reiche und aller möglichen berühmten Personen des biblischen oder klassischen Altertums, wie der mittelalterlichen Sage aufzuführen. Diese Wappen wurden einfach erdichtet : nur in vereinzelten Fällen lehnten sie sich an ein wirk- liches altes Symbol an, wie dies vom Schild des Königs Seleukos gilt, dessen Mün/zeichen ein Anker war. Als Heispiel von erfundenen Wappen seien die des Xebu- kadnezar, der jüdischen Könige, (\c<> Polykrates, desCnesar. fränkischen und des deutschen Reiches den Lilien- und den Adlerschild. P'ür Jesus C^hristus erfand man ein Wa})pen, das aus den Passions- werkzeugen zusammengesetzt ist; so hat der ^Meister K. S. im XV^. Jahrhundert Christi Wappen in Kupfer gestochen. Im Amsterdamer Reichsmuseum sieht man ein hölzernes Schränkchen (n. 28 im Raum 163) mit einer v^ereinfachten V^lriation dieses Bildes: der Schild enthält nur das h. Grab c\ei^ Herrn, der gekrönte Helm trägt nur den h. Rock. Schild und Schildbild. 67 Wer solchen erdichteten Wappen nachgehen will, studiere z. B. die Ahnenfiguren zu Kaiser Maximilians I. Grabmal in der Hofkirche zu Innsbruck, sowie die zahl- reichen altern Wappenbücher, von der Zürcher Wappen- rolle anzufangen bis ins XV^ll. Jahrhundert. 31. Wappen der Heiligen. Denjenigen Heiligen, welche nach Einführung der Wappen lebten, und welche erwiesenermassen aus wap- penführenden Familien stammten, konnte mit Recht ihr Heroldsbild auf Kostüm, Schild oder Fahne als Kenn- zeichen von der Kunst mitgegeben werden ; so führen mit Recht die hh. Ludwig (IX.), König von Frankreich, und Ludwig von Toulouse lilienbesäete weltliche und geistliche Gewänder, der sei. Bernhard Markgraf von Baden, trägt mit Recht seinen durch Geburt ererbten Schild. Heilige aber, die zu einer Zeit lebten, in der man noch gar keine eigentlichen Wappen führte, hatten selbstverständlich keine solche lunbleme. Die Künstler des Mittelalters aber v^ersahen sie trotzdem damit : die thebäischen Märtyrer von S. Maurice, Mailand, Solothurn, Köln erhielten in der Regel ein Kreuz in den Schild als Symbol ihres Todes für das Kreuz. (S. Moritz, •Candidus, Kxuperius, Innocentius, Ursus, Victor, Gereon u. s. w.) Auch S. Michael, Georg, Sebastian und Deme- trius erscheinen mit Wappenschildern, letztere mit drei Kreuzen darin (Strassburger Münster). Mittelalterliche Heilige und Selige aus vorheraldischer Zeit brachte man mit einem berühmten Geschlecht in Zusammenhang und legte ihnen dann das erst später entstandene Wappen ^lesselben bei. Dies gilt z. B. von SS. Gallus, Othmar, Findan, Meinrad, Adelrich, Notker, Wiborad, BB. Adel- 6S Das Wappen. ■ ^ott, Benno, Kberhard, Gregorius, Kuno, Thietland, SS. ririch, Wolfgang, Maurus, Bruno, Bernhard von Clair- vaux und unzähligen Anderji. Alte Abteichroniken (Hartmann, Kinsiedeln), Sacra- den (Ms. in S. Gallen), spirituelle Genealogien (Oelbild in Einsiedeln) machen uns mit derartigen Heiligenwappen, die wie die anachronistischen Kostüme, ein Verstoss gegen die Chronologie bedeuten, bekannt. 32. Der Tod. Gegen Ausgang des Mittelalters liebte man es, bei zahlreichen Gelegenheiten an die V^ergänglichkeit des Irdischen zu erinnern. Die (ileichheit aller Menschen vor dem Tod wurde in Bild und Schrift häufig betont, erinnert sei nur an die zahlreichen Totentänze, in denen sich die Gestalt des Todes dem Papst, Kaiser, wie dem Bettler naht, ferner die Grabmäler, bei denen der Ver- storbene sowohl in weltlichem Glanz wie als angefressene nackte Leiche dargestellt wurde, erinnert sei an die zahlreichen Verse, welche auf die Gleichheit von Herr und Knecht beim jüngsten (jericht hinweisen. Zur selben Zeit auch verschafften die überall auftauchenden Heinhäuser den Lebenden tägliche Anschauung mensch- licher Ueberreste, die aus dem überfüllten Friedhof ins Ossuar zur Aufstellung kamen. Air das wirkte zusammen, um die Künstler zur häufigen Wiedergabe des Todes, der in Gestalt eines dürren, skelettartigen Leichnams mit ausgehöhltem Unter- leib dargestellt wurde, zu inspirieren. Auch in die Heraldik fand dies Motiv Eingang. Schon eine Miniatur des XV^. Jahrhunderts, deren Autorschaft dem kunstliebenden König Rene zuge- schrieben wird, zeigt uns ein gekröntes Bild des Todes. Schild und Schildbild. 69 das eine heraldische Draperie hält. (Gazette des Beaux- Arts 1882, s. 193.) Die Vorzeichnung für ein Glasgemälde im Basler Museum (U. I. 76) führt uns zwei Todesbilder vor, die ein schildhaltendes Weiblein anpacken. Auf einem Scheibenriss ebenda (U. I. o. Nr.) sehen wir als Scheibenbild einen Totenkopf über zwei gekreuzten Röhrknochen, als Helmzier zwei Skelettarme, die eine Sanduhr halten; es ist das Wappen des Konrad Ly- kosthenes von Ruffach (15 18 — 1561). Exlibris mit Schä- deln und dgl. findet der Leser abgebildet bei Gerster ^Die Schweiz. Bibliothekzeichen", s. 247 u. 253. I'eber zwei Wappenschildern im P>imanshof zu Basel steht an Stelle des Helms ein bekränzter Schädel mit Gewürm, ferner Sense und Schaufel ; auf einer Glas- scheibe des Museums ebenda finden wir ein Totenhemd. Dergleichen Gegenstände erscheinen besonders häufig als Begleiter von Wappen auf Grabsteinen, seltener als eigentlich Wappenbilder; der gute Geschmack wird auf die Darstellung derartiger makabrer Bilder gerne ver- zichten, wie dies die Künstler des sonnigen klassischen Altertums auch durchweg gethan haben. 33. Riemen, Bänder und Schnüre. Sowohl der Schild bedarf der Riemen, um getragen zu werden, als der Helm, um am Panzer befestigt oder aufgehängt zu werden. Endlich wurden auch die Decken und Kleinode häufig durch Bänder oder Riemen am Helm festgeschnallt, wie z. B. an einem prächtigen Wappenrelief derer von Laufen in S. Peter zu Basel ersichtlich ist. Die Riemen dienen nun auch in der Heraldik zur schmückenden Umrahmung der einzelnen Bestandteile; sie flattern in diesem FaH lustig über und neben dem \. mischen sich, \v< (he Zipfel und V.t 1 Helm mit Decke hinzutritt, der let/tern. Hei.spielc liir zbischoltf zu Turini. I'eber die Schnüre nn klärung, thöricht wie diejenige eines Franzosen, welcher den Kaselstab für das Futteral eines Pedums hielt, oder die eines Deutschen, welcher das Gebilde als „oben auf- gewickelte Mütze" deutete. Schild und Schildbild. 75 Die Farben des Wappens von Helgolanci werden mit folgendem Spruch erklärt: „Grün ist das Land, „Rot ist die Wand, „Weiss ist der Strand, „Das sind die l^\arl)en von Helgoland". Lifferatur : Gaudy Schildsagen. Glogau 1834. — Gourdon de Genouillac Les Mysteres du Blason. Paris 1868. — Grässe Geschlechts-, Namen- und Wappen- sagen des Adels deutscher Nation. Dresden 1876. — Hesekiel Wappensagen. Berlin 1865. II. Helm, Decke und Zimier. 1. Der, Helm. Im XIII. und XIV\ Jahrhundert ist es der Kriegs- helm, im XV. der Turnierhelm, der als Wappenbestand- teil über dem Schild erscheint. Der Helm ruht bald in Vorder- bald in Seitenansicht über dem Wappenschild, und zwar entweder auf der Mitte des Oberrandes, oder wenn der Schild gestürzt ist, auf der hintern, linken Ecke. Die Zusammenstellung von Schild und Helm ist so, wie sie sich in der Natur ergibt, wenn der Ritter den Helm über den Kopf gestülpt, und den Schild vor die Brust emporgezogen hat. Seit dem XV^I. Jahrhundert entfernen sich die Helmformen gleich den Schildformen von den wirklichen, sie werden phantastisch, unnatürlich, ornamental behandelt und schlecht proportioniert; von den kindlichen unverstandenen Helmen des XVIII. und XIX. Jahrhunderts, durch deren Hals kein Mensch den Kopf stecken könnte, sei besser geschwiegen ; indes sei Jedermann vor Mustern aus dieser Zeit gewarnt. Der älteste heraldische Helm ist der Topfhelm. ^^ß- 99 — ^OO- Topfhelnie von vorn nach Grabsteinen in Lüttich und Brüssel. XIII. Jahrh. Ilelm^ Decke und Zimier. n Er kennzeichnet sich dadurch, dass er oben flach ist; er ist charakteristisch für die Heraldik des XIII. Jahr- hunderts und findet sich auf zahlreichen Siegeln und Miniaturen abgebildet; vorn sieht man den Sehschnitt, unten häufig kleine Luftlöcher. Die zweite Hauptform ist der Kübelhelm ; er ist oben gewölbt, grösser als der Topfhelm und ruht seit- wärts auf den Schultern. Ein kleines kreuzförmiges Loch dient zur Befestigung einer Kette, die den Helm mit dem Ringelpanzer verbindet. Fig. loi. Kübel heim im Zeughaus zu Berlin.. XIV. Jahrh. Fig. I02. Kübelhelm mit Luftlöchern und Kettenloch, gefunden auf Burg Tannenberg. XIV. Jahrh. Topf- und Kübelhelm sind häufig ■ ganz vergoldet, oft auch mit vergoldeten Messingbeschlägen längs dem Nasenrücken und dem Sehschnitt versehen. Schon im XIV. Jahrhundert wandelt sich der Kübelhelm langsam zum sog. Stechhelm um, indem die unter dem Sehschnitt stehenden Platten oben mehr und mehr vortreten und sich zu einer Art Schnabel erweitern ; seinen Xamen hat dieser Helm daher, weil er beim Stechen im Turnier vorzugsweise gebraucht wurde. Fig. 104. Stecbhelm nach einem Schweiz. Glasgemälde. XVI, Jahrb. Der Stechlielm verliert die .•Steifen Formen de^ Kübelhelms und schmiegt sich dem Schädel, dem Nacken und der Brust mehr an; im XVI. Jahrhundert kann er fein kanneltiert nein, wie Fif;. 104 zeifjt. Heraldisch sehr wichtifj ist der Hügel- oder Spangen- helm, der besonders im Kolbentuniier verwendet wurde; Helm, Decke und Zimier. 79 auch dieser Helm geht aus der Grundform des Kü])el- hehns hervor, zeigt aber über dem Sehschnitt einige Hügel. Diese Bügel sind anfangs klein (vgl. Fig. 105), laden aber im XV. und XV^I. Jahrhundert in kräftigen Halbkreisen nach vorne aus. . Dies sind die vier in der Heraldik eingebürgerten Helme ; dazu treten in vereinzelten Fällen noch einige Nebenformen. Man hüte sich dav^or, jeden Kriegshelm oder Eisenhut als Wappenhelm zu betrachten und z. B. Morione, Eisenhauben, Schaller und geschwänzte Schaller auf Schilde zu setzen. Seit dem XV. Jahrhundert wurden manchmal zwei, in späterer Zeit noch mehr Helme auf einen Schild plaziert, je nachdem das Wappen von zwei oder mehr Herrschaften im Schild enthalten war; in vereinzelten Fällen stülpte man auch die Helme auf spondierten sie womöglich in Form und Farbe ganz. oder teilweise mit dem Schiklbild, vgl. Z. W. R. n. i — 1 1. 13. 15. 21, 22. 28— ji4, jK, 41, 44 — 48 u. s. w. Die Kleinode sind aus Holz, Leder, Blech oder Pappe her- [jestellt und wurden beim Topfhelm rechts und links. oder oben, beim Kühelhehii last stets oben, befestigt ; erhaltene Helme mitOniginal- d äusserst selten. Helm, Decke und Zimier. 81 Das älteste und bedeutendste luxem plar ist der Pranckher- helm von Seckau, welcher als Kleinod zwei Biift'elhörner aus Leder, mit Leinwand überzogen und auf Kreide- grund bemalt, trägt. Zeremonienhelme von nicht heral- discher Form, aber mit Zimieren — ächten Steinbocks- hörnern und ächten Hirschstangen — finden sich im Museum von S. Etienne (Loire). Jedes Kleinod dreht sich mit seinem Helm, auf dem es festsitzt, gleich dem menschlichen Kopf, der sich mit dem Hut wendet. Bildet man also einen Helm von vorn, so steht auch die Zier in Vorderansicht, bei Drei- viertel- oder Profilansicht jeweilen in entsprechender Drehung. Gegen dieses Gesetz wird leider viel gesündigt. Die häufigsten Kleinode sind Büffel- und Steinbocks- hörner — -die Z. W. R. enthält deren gegen 60 mal — , daneben kommen auch Hirschstangen, Jagd- und Trink- hörner v^or. Fig. 109. Biiflfelhörner. Relief am Dom von Ulm, XIV. Jabrh, >^2 Das Wappen. Die H()rner sind verschiedenartig ornamentiert, ent- weder nur hemalt, oder l)ald mit einem Grat versehen, -oder hesteckt mit I^'edern und Blättern; das Ende der Hörner erweitert sich oft trichterförmig (Fig. 114) und ist hautig mit ähnlichem Schmuck besteckt. Sehr wichtig ist das Kleinod des Fluges; so nennt man heraldisch den Adlerflügel. Es ist die heraldisch stylisierte Nachahmung des Flügels oder Fliigelpares: sie gehört der alten und vornehmen Heraldik an und ist ungemein dekorativ. Je nachdem lehnt sich der Flug stark nach vorn oder er steht in senkrechter oder geschwungener 1 jnie aufrecht. In den meisten Fällen, wo das Schildbild ein Mensch •oder Tier ist, wird das Kleinod dieses ganz oder teil- Aveise wiederholen; teilweise, insofern nur die obere Hälfte, der Rumpf auf dem Helm reproduziert wird, vgl. r'ig. I 10. Fig. lio. Zimier auf Topf heim. XIII. Jahrh. Hei vielen WappfMi finden wir Hüte auf dem Helm, ^ie dienen als einziges Kleinod oder als Vermittlung und als Träger eines [)eliebigen (iegenstandes. I'nterden 1^'ederzimieren ist das schönste und vor- nehmste der Pi'auenschweif. wie ihn das Haus Oester- reich führt: einzelne Pfauenfedern dienen häufig dazu, ein anderes Kleinod, wie Hörner. Rümpfe und dgl. zu bestecken und aufs farbenprächtigste zu schmücken, vvit^ ein Blick auf die Z. W. R. (n. 6. 11. 13, 15, 19, 21. 27 — 29. 32 — 34, 3S. 40. 41, 45 u. s. w.) lehrt. Andere Helm, Decke unrf Zimier. Fig. 111. Hut auf Küt>elhelm. Schlusstein des XIV. Jabrh, - l-edern werden in dichten, schönen Büscheln als Zimier verwendet. In der Neuzeit wurde allgemein, besDnild in alten Originalen, bezw. den -Siegeln oder alten Wappenrollen zu suchen. Auch hier sei betont, dass der Styl des Kleinods ,-;tets mit dem des Scliildbilde?. der .Schildlbrm des Helms *ind der J>ecke zu harmonieren hat. 8 4 Das Wappen. 3. Individuelle Helmzier. Wie man den Schild durch Beizeichen so verändern konnte, dass man Vater von Sohn, ältere, mittlere oder jüngere Linie eines Geschlechtes unterscheiden konnte, so erzielte man durch Variierung des Kleinods dieselbe Wirkung. Den Schild zu ändern war besonders in Frankreich, das Zimier zu wechseln besonders in deutschen Gebieten Sitte. So kommen z. B. im Geschlecht der Grafen von Tier- stein, bei den Herren von Landenj^erg, Münch und Zu Rhein vielerlei Zimiere vor. Auch bei den Habsburgern unterscheidet sich die Laufenburger Linie durch ein anderes Kleinod von der königlichen und herzoglichen. In zahlreichen Fällen ist es eine Erbschaft, die sich durch ein neues oder verändertes Zimier ausdrückt; da und dort sind es vielleicht Anspielungen auf Amts- oder Lehensbeziehungen. So führen die Grafen von Montfort- Feldkirch und Montfort-Werdenberg eine Inful als Zimier. wie P. Ganz ausführt, in Erinnerung an die Beziehungen des Geschlechts zum Bistum Chur und verschiedener Kastvogteien über Klöster ; die andern Linien des Ge- schlechts führen andere Helmzierden. Individueller Wahl oder Schenkung entspringen auch die Minnekleinode; sie bestehen aus Frauenbüsten,. Ringen, Kränzen, Rosen oder Pfeilen, die sich auf den Alinnedienst des Ritters beziehen. Diese Kleinode er- setzen als selbständige Bilder bald die bisherigen, bald fügen sie sich denselben an, wie z. B. das SchApel^ über das der Leser weiter unten Genaueres findet. 4. Die Helmdecke. Bis gegen P^nde des XIII. Jahrhunderts pflegte man den Helm, auch wenn er mit einem Zimier besetzt war,. Helm, Declie und Zitnler. S5 ohne Decke zu tragen; dann aber trat allgemein die Sitte auf, eine Decke, zuerst in Form einer knapp an- liegenden Kappe, darauf zu stülpen. Diese Decke, welche in der Regel eine mit der Schildfarbe korrespondierende Tinktur zeigte, half mit, dass der Träger von weitem, -.■Wich von hinten, erkannt werden konnte {Vig, 112). Bald wurde das Tuch verlängert ; es bot nunmehr auch dem Nacken Schutz, und verdeckte die Stelle, wo der Helm aufhörte und der Ringelpanzer zum Vorschein kam. Speziell gegen Sonnenhitze mag die Decke nun- mehr, wie das Tuch des heutigen Tropenhelms, geschützt haben (Fig. ii_^ und 1141, Fig. 112. Kurze anliegende Helm- Kästchen d. XIV. Jalirb. in Basel. Histor. Museum. Fig. 113, Fig. 114. Kurie ausgezaddelte Kurze ausgezäddelleHelm- Helmdecke decke von d. Seite, von vorn. Grabstein Glasgemäldc inNekarsteinacli. im Münster lU Basel, XIV. JaJirli. XIV. Jahrii. Die Decke wird mit der Zeit immer länger und hängt wie ein Zopf oder .Schweif hinten über den Rücken herab (Fig. 105); der Künstler stellt sie aber nie schlaff hängend, sondern lustig im Winde flatternd ■Imdeclie, Skulpliit in S. F Fig, 1 16. lielmdecke als Tuch slylisLerl. Totenschild (nach Gerlach). Helm, Decke und Ziinicr, Xj und von vom aulgebläht dar. Schon im \l\'. Jalirh lindert werden sie nicht nur dem K;md entlanj; ausjj(^/.;iddelt, sondern in einzelne Streifen geschnitten und tliese wiederum wie luchl)lätter oder gotische Kr;d>l)en znge- schnitten, Manclimnl wird der Stoft' in den I >;ir.stelliHigen behandelt, wie wenn er aus I.eder, l'erfjanient. nder aus Seide, Leinen oder dickem Tuch l>est;indo. Al> und zu findet man aucli breite, nicht angeschnittene ruchdecken, (he in pritchtigem !-altcnwnrt"um den llehn und den Schild Hattcrn. Andere Male sieht eine Helm- decke aus. wie wenn sie aus einer Anzahl von auf der Helmspitze l)ere>tigten ISanrlern lie.-tehen würde. Die Helmdecke als Darstellung der Helmdecke erlaubt ich in erster Linie als Vorbilder für (las moderne Kunstgewerbe. Auch die Schöpfungen der Renässance auf diesem Gebiet sind oft sehr schön. Als Vorlagen für Maler kommen hauptsächlich Glas- fjemälde. wie sie in grosser Zahl überall erhalten sind, in Betracht, während für plastische Werke man am besten .Siegel, Totenschilde und (Grabsteine etwa aus der Zeit von 1450 — 1550 als Muster aussucht. Helm, Decke uud Ziniier, S (Wappen v. Ttenheimi. 5. Der Wulst. In vielen Fällen sitzt das Kleinod nicht unmittelbar auf dem Helm, sondern auf einem ringförmigen Kissen,, dem Wulst, der sich als Tebergangsglied in horizontaler Lage zwischen beide schiebt. Dieser Wulst besteht aus mehrfach gefärbtem Zeug und ist vergleichbar mit dem Kissen, das ^larktweiber auf den Kopf legen, wenn sie Fi«'. 120. Wulst zwischen Helm und Zimier. Wappen von Mailand in Cod. 1390 der Bibl. Trivulzio. Helm, Decke und Zimier. (^l harte und schwere Gegenstände, wie Körbe, Kübel und dgl. tragen. In vielen Fällen vermittelt der Wulst gleich der Helmkrone den Uebergang vom Helm zum Kleinod, was besonders da ein künstlerisches Erfordernis ist, wo das Zimier Formen hat, die es nicht gestatten, dass es direkt auf dem Helm aufsitzen oder aus demselben hervorwachsen kann. In England spielt dieser Wulst eine grosse Rolle und man pflegt dort in der Regel statt des ganzen Wappens nur dieses Kissen mit dem daraufruhenden Kleinod abzubilden, dazu etwa noch die Devise zu setzen. 6. Das Schapel. Das Schapel ist ein verschönernder Zusatz, der Schild oder Helm zieren kann. Im erstem Fall ist er ein Kränzlein, bestehend aus einem Faden oder Stiel, an den sich Blätter oder Blüten legen. Wo diese Zier erscheint, dürfte sie als eine Aus- zeichnung, geschenkt von zarter Hand, zu betrachten sein, die als Andenken an Minnedienst oder Turniersieg weiter geführt wurde. Im Wappen der Herzöge von Sachsen erscheint der zierende Zusatz des Schapels seit 1 262 ; im selben Jahrhundert noch in zahlreichen von Seyler (s. liSj Ü\} namhaft gemachten Siegeln und dichterischen Wappen- beschreibungen . Häufiger als im Schild kommt ein ähnliches Gebilde am Helm bezw. am Kleinod vor. I^s hat in der Regel die Form eines Riemens, einer Binde oder eines Tüch- leins, das im Winde flattert. Als Riemen mag es dazu gedient haben, die Helmdecke am Helm zu befestigen. Das Tüchlein scheint nur auszeichnende Zier zu sein^ h« Wnppen. wenn solche SchildbikI oder Helm/ier waren (Z. W. R. n. 1241. Rangabzeichen wurde die Krone erst im XIV. Jahr- liundert; noch die Zürcher Wappenrolle stellt königliche wie ritterliche Wappen ohne Kronen dar. Nur die Häuser Kärnten und Oesterreich tragen auf dem Helm dieses Abzeichen. Freigebiger geht damit dann das Wappenbuch von (ielre um. Im XV. Jahrhundert ist S Das Wappen. Reliefs im I Javier Münster, die Abzeichnungen der Toten- schilde von Vischer im J>asler Staatsarchiv, ferner eine (ilasscheibe auf Valeria bei Sitten. Wieder anders ver- fuhren einzelne Bischöfe, die den Stab ihrer Schildfigur z. B. einem Mönch in die Hand gaben, oder die Prioren dei^ Dominikanerklosters zu Basel, die den Priorenstab neben ihrem Schildbild senkrecht im Feld schweben Hessen. Gev^'öhnlich stellt man die Schlüssel des Kirchen- staates, wie die Kreuzstäbe der Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe, Aebte, Aebtissinen, Priore oder Priorinen hinter den Schild, senkrecht oder schräg. Hat das Bistum oder die Abtei ein eigenes Wappen, so wird dasselbe oft in besonderem Schild wiedergegeben : das Privatwappen und eine Herrschaft folgen ebenfalls je in besonderem Schild, lieber dieser Gruppe schwebt dann die Inful. Das Schema nimmt sich folgender- massen aus: Inful Inful I 2 I 2 3 Das Wappenbuch von Grünenberg bietet ein Bei- spiel dafür, dass auch Helme neben die Inful treten können; in späterer Zeit häufen sich dergleichen Fälle, man vergleiche z. B. die Kupferstiche in „Der Durch- lauchtigen Welt Geschichts-, Geschlechts- und Wappen- Kalender", Nürnberg, 1723 ff. Steht der Stab senkrecht, so geht er manchmal durch die Inful, welche den Schild bekrönt, durch; steht er schräg, so ist er gekreuzt mit einem andern Ab- zeichen (Kreuzstab oder Schwert). Die Rang- und Würdezeicheii. Grabstein in Maigraiijje. I(X) Das Wappen. Häufig sind die Stiil)e mit dem \'elum oder Sudarium verschen, einem Tuch, das ül)er dem Schild flattert und Leben in die Komposition bringt. Krzbischöfe und Kardinale führen in analoger Weise den Kreuzstab, Patriarchen den doppelten Kreuzstab; Zeichen weltlicher (iewalt ist das Schwert, das da und dort vorkommt und z. B. den Bischof von Sitten als weltlichen Herrn des Wallis kennzeichnet. Fig. 127. Stab mit Wimpeln (velal. Aebtissin Maria Dumysen voin Wurmsbach (1591 — 1643). Steinrelief in Wurmsbach. \ur v^ereinzelt und wohl mit individueller Beziehung^ findet sich der Palmzweig hinter dem Schild, wie ihn ein Bischof aus dem Hause jNIontfaucon auf dem präch- tigen Relief von Lucens führt (P'ig. i.^ij. Dasselbe zeigt den Famüienschild des Geschlechtes ^lontfaucon, mit prächtig stylisierten Falken im i. und 4. Feld; P>ld 2 und 3 zeigen die oben (s. 58) beschriebenen Schwanz- spitzen des Hermelins. Alle Felder sind durch Schnüre von einander getrennt. Oben im Schild schwebt ein schlanker Turnierkragen (vgl. s. ^cS — 41). Ueber dem Schild erscheint der Krummstab und die Palme; die reich mit Steinen besetzte Inful hängt an einer Perl- schnur, die den Rahmen um d;is (lanze bildet. Bei Sedi:* vakanten prägt der Kaniinal-Camerlengo seine Münzen aus mit seinem Schild, darüber den zwei Schlüsseln und zu obe^rst dem (ionfalone. dem Schirm. In der kegcl sind es ahcr die ver.schieiienen Kopf- bedeckungen, welclie zur Kcnn/.eichnunfi Zweites Buch. — -N/\/\/V^r— I. Kriegerische Denkmäler. 1. Befestigungsbauten. Es dürfte wenig Thore an Burgen oder Städten gegeben haben, an denen nicht ein Wappenschild Aus- kunft darüber gab, vor wessen Lehen oder Besitz man sich befand. Die ältesten Burgen sind alle mehrfach gebrochen und zerstört worden, Schilde aus der ältesten Zeit, die über den Eingängen prangten, findet man daher nicht mehr. Wohl aber sind noch manche Steine übrig, die im XIV. und XV. Jahrhundert über die Thore gesetzt wurden ; erinnert sei hier nur an die österreichischen Wappen auf Burg Rapperswyl. In Italien sind zahllose Beispiele von Mailand ])is nach Neapel herunter an Kastellen und Thorbogen erhalten; späte Beispiele findet man z. B. in Siena und \ovara. In Deutschland sind Stadtthore allgemein mit Wap- pen versehen gewesen, bald in Relief ausgehauen, bald in Malerei ausgeführt; das beweisen zahllose Städtebilder auf Miniaturen, Tafelgemälden und Kupferstichen. Auch in Oesterreich und Böhmen war dasselbe der Fall, ich erinnere nur an die Schilde des Pulverturmes und des Altstädter Brückenturmes zu Prag (XIV. Jahrh.j. I 3 2 Das Wappen. In (1er Schweiz sind Stadtthore mit Wappenkompo- sitionen erhalten in Basel (Spalenthor), Aarau (1464), Baden (1441), Meilingen (1528). Ferner Schlösser und Ruinen mit heraldischen Steinen zu Muralto, Meride, Locarno (Schloss, Vicolo Via la Torretta und Werbekaserne Casa di Ferro); in zahlreichen Sammlungen und anderwärts findet man entfremdete Reliefs, die von abgebrochenen Burgen und Thoren herstammen, so vom Schloss Bellinzona in Privat- besitz, vom Schloss Lucens im Schlossgarten, von Dornach im Basler Museum u. s. w. Da und dort waren die Wappenkompositionen der Stadtthore zu ganzen Fassadenmalereien ausgewachsen, wie am untern Thor zu Baden, wo ausser dem Reichs- schild die ganze Wappen-Folge der \"III alten Orte, der Besitzer des Städtchens (1492) aufgemalt wurde; von andern reichbemalten Thoren geben uns noch alte und neuere Abbildungen Zeugnis. Auch Kirchen, bezw. Friedhöfe waren befestigt und mit Wappenschilden geziert (Muttenz, XV. Jahrhj. Desgleichen zahlreiche Klöster, über deren Thoren die Schilde des Gotteshauses prangten. 2. Brücken. An zahlreichen Brücken haben die Erbauer sich mit ihren Wappen verewigt. Dies geschah bald an den IMickenköpfen, bezw. den Thortürmen, bald an den Seitenmauern, in neuester Zeit durch heraldische Auf- sätze auf den Brückenpfeilern. Beispiele der letztern Art bieten die Wettsteinbrücke zu Basel, wo vier kolos- sale Basilisken als Schildhalter den Passanten bedräuen, ferner die Stauft'acherbrücke in Zürich, wo vier Löwen den Zürcherschild hüten. Kriegerische Denkmäler. I 3 3 Wappenschilde an den Brückenseiten sieht man z. 13. am Etzel bei Einsiedeln, an den Brückenbalustraden zu Wildenstein (Aargau), 1 794. 8. Schiffe. Seit dem XIII. Jahrhundert war es allgemein Sitte, die Schifte mit Fahnen, deren Farben und Wappenbilder von weitem kenntlich waren, zu versehen. Auch die Besatzung war, wie ein militärischer Körper zu Lande mit Fahnen versehen, wie aus dem Siegel der Stadt Damme von 1309 hervorgeht. Joinville berichtet, das Schift' des Grafen von Joppe habe 7,(X) Ruderer gehabt und neben jedem sei eine Tartsche mit einem Wappen gewiesen. Ein Schift', dessen Besatzung Schilde trägt und an dessen Bug und Brüstung Schilde hangen, zeigt eine Miniatur der T^stoire de Saint Aedward le Rei in der Univ^ersitcitsbibliothek von Cambridge aus dem XIII. Jahrhundert iK. e. III. 5g). Ausser den Masten waren aber auch die Flanken des Schiffes heraldisch geziert, d. h. mit grossen aufge- malten Schilden versehen ; am Bug endlich prangte in reicher Holzschnitzerei das Wappenbild des Schift'seigen- tümers. So zeigten die Kriegsschiffe des Kantons Bern, welche auf dem Genfer See vom XVI. bis Ende des XV^III. Jahrhunderts unterhalten wurden, den Bären ge- schnitzt am Bug und in der Fahne des Mastes. Ueber die heraldische Zierung der holländischen Schiffe geben uns sowohl die Zeichnungen des Malers W. van de Velde in Rotterdam, als die zahlreichen Schiffsmodelle im Reichsmuseum zu Amsterdam Auskunft. Noch heutzutage ist die Ausstaffierung der Schiffe mit Wappen häufig : an Stelle der Fahnen sind freilich Flaggen getreten, deren Bild und Farbe meist abweicht von \\'ii|»|>on uikI l-';ihne der l)etr, Stadt oder des Landes, dem sie anf^cliiiren. 4. Zelte. Seit dem Xl\'. Jahrliundert wurden die Kriegszelte häutig in den Wappen farhen ihrer Herrn angefertigt: von »9 Wni>,.e„, So trugt der Ko^t- oder Span gen heim, der bei Heliier i Irachtenwerk, I. Aufl.. Abt. II, Taf. 137 und II. Aurt.. I af. 30[j und Warnecke (Handbuch, Taf. XIV. (}. a. b. ci abgebildet ist, auf der Rückseite den Schild eines (leschlechtes von .Stein. Morione der Schweizer in französischen Diensten /eigen rechts und links je eine grosse, blank auspolierte l.ilie auf dunklem Grund, Morione des Genfer Arsenals den eingravierten Schild der Stadt Genf. U. Die PferdeausrOstung. Zum Küst/.eug des Schlacht- und 'l'urnierpferdes gehörte die Kuvertiure. ein Kleid, das aus einem ge- trennten Vorder- und Hinterstück bestand. Beide wurden seit dem XIII. Jahrhundert heraldisch geziert und zwar besiite man den Stoff bald mit den Schildbildern f/.. li. Lilien) oder mit kleinen Schilden. Oft brachte man nur vier Schilde, jeder etwa in der (iriisse des Kriegsschildes an, oft .setzte man den ganzen rig. 157. ScliiWe auf der l'fcrrledecke. Mancssisclie Liederhaiidsclirlfl. Kriegerische Denkmäler. 1 4 ^ Stoff aus den Quartieren des Wappens zusammen. Im XV. und XVI. Jahrhundert wurden auch Ordenszeichen in starker Vergrösserung auf den Pferdedecken wieder- gegeben (vgl. die Handzeichnung U. 9. s. 92 der Basler Kunstsammlung). Zahlreiche Siegel und Miniaturen zeigen uns Beispiele für die grosse Verbreitung, welche diese heraldischen Pferdedecken fanden. In späterer Zeit wurden auch die Pferdeharnische mit eingravierten oder geätzten heral- dischen Darstellungen versehen. Ausser der Kopfdecke, die ab und zu Wappenbilder aufweist, findet man da und dort den sog. Gügerel; es ist das eine Wiederholung des Helmkleinodes, die auf der Stirn des Pferdes sitzt, wie z. B. die Federn beim Schlittenpferd. Sowohl der Kriegs- wie der Turniersattel ist mit Lehnen versehen, welche ein vom Sattel herunter- gestossenwerden verhindern. Diese Lehnen sind, wie Miniaturen und erhaltene Originalstücke beweisen, bald mit dem Schildbild, bald mit einzelnen Schilden bemalt und geziert ; ein besonders schönes Beispiel bietet das Bild des Grafen von Charolais im Armorial de la Toison d'or. Nur in seltenen Fällen wurde das Gebiss mit wappen- gezierten Platten versehen ; ein schönes Beispiel aus dem XIV. Jahrhundert enthält die königl. Armeria zu Turin (Serie D. n. 58). Heutzutage pflegt man nur noch die verschiedenen Arten von Pferdedecken in der Ecke gegen die Hinter- hand zu mit Rangkronen oder Initialen zu besticken. 12. Schwerter und Dolche. Sorgfältig gearbeitete Angriflswaffen, wie Schwert und Dolch, waren häufig mit Wappen gekennzeichnet. 142 Das Wappen. Diese kamen in Form von Schilden in der Regel am Knauf, etwa auch an der Scheide vor. Zwei Dolche aus dem Bieler See sind bei Ganz (s.' ICK)) abgebildet; sie zeigen Dreieckschilde des XIII. Jahrhunderts aus Goldblech, die auf die Seitenfläche des Knaufs genietet sind. Einen Schwertknauf mit dem Schild eines Gaucourt aus dem Anfang des XV. Jahr- hundert, bewahrte die ehemalige Sammlung Spitzer in Paris (vgl. Fig 158;. Ganz entsprechend ist ein Schild Fig. 158. Schwertknauf mit dem Schild der Gaucourt. an einem Schwert in London, sowie der deutsche Reich- schild am Zeremonienschwert, das bei der Königskrönung diente, angebracht; der Adler kehrt ausserdem in der Ornamentik der Scheide wieder. leinen Wappenschild des XII. — XIII. Jahrhunderts sieht man auch am Knauf i\es sog. Schwertes des heiligen Aloriz in der Schatz- kammer zu Wien. Auch die reichverzierten Dolchscheiden des XV^I. Jahr- hunderts weisen hie und da Wappen und Ordenszeichen auf; das Futteral des Mauritiusschwertes zu Turin ist mit savoyischen Kreuzschilden verziert (XV. Jahrh.). Noch heutzutage pflegen viele Offiziere am Knauf des Säbels ihre Initialen oder ihr Wappen eingravieren zu lassen. An der Klinge sieht man oft das Wappen des Landesherrn angebracht. .i Kriegerische DeDkmäler. 14^ 13. Stangen Waffen. Die meisten Stangenwaft'en tragen die Marke des Waffenschmiedes, die oft heraldischer Natur ist. Die Wappen der Eigentümer oder der Kriegsherren sieht man bei Prunkwaffen, z. B. bei den Spontons, in gediegener und feiner ZiseHerarbeit auf der Fläche des vergoldeten oder polierten Metalles angebracht. 14. Fahnen. Schon im XII. Jahrhundert wird das Bild, das vom Schild auf den Helm wanderte, auch auf der Fahne abgebildet. Die Fahnen dieser Zeit sind lang-rechteckig und enden in 2 bis 3 spitze Lappen. Im XIII. Jahrhundert kommt dann die hochrecht- ecktige Form des Fahnentuches auf (Fig. 159), wie sie in Japan bis in neuere Zeit üblich war und die nach europäischer Art heraldisch behandelt wird, im folgenden Jahrhundert dreieckige und quadratische Gestaltungen. In diesen Feldern von verschiedener Form, welche die Fig. 159. Hochrechteckige Fahne des Bistums Worms, Z W. R. - scheint, vom Ende des XIII. bis ins XV. Jahrhundert. 164. Pe -«.IJ! iskirclic 111 Basel. XlV.Jahtli. In Holland hängte man noch im XVII.JahrhunderthülzerneSchildevon verschiedener Form, sowie l-'ähnlein ;in den Pfeilern der Kirche aiiT: man- ches Interieurbild eine.s holländischen Malers zeigt uns diesen eigentümlichen Schmuck der Kirchen in jener Gegenil. Aber nicht nur Schilde, Schild- gruppen, ganze Wappen, Gruppen solcher, Schildhalter und Fahnen sind etwa an Säulen, Pfeilern, etwa auch Kapitellen angebracht, sondern der Mantel kann auch ganz bedeckt wer- den mit einem ornamentalen Motiv, welches aus Ordensbestandteilen kom- poniert ist. Dies gilt von den merk- würdigen Säulen mit Peuerstählen und 152 Das Wappen. Andreaskreuzen zu S. P2sprit in Besangon: verwandte Dekoration findet man wieder am Palast der Herzöge von Infantado. Kapitelle mit Wappen von 1475 enthält das Castello- vecchio zu Trient, solche des XVI. Jahrhunderts das Schloss zu Locarno und solche des XVII. Jahrhunderts findet man im Kreuzgang von Schönenwerd (Solothurn). Kin besonders prächtiges spätgotisches Kapitell mit Wappen (etwa von 1520), das aus S. Urban stammt, sieht man am Hirschenplatz zu Luzern. 3. Schlussteine. Die höchsten Schnittpunkte von Gewölberippen wurden in der Regel mit einem künstlerisch verzierten Schlusstein versehen. Die Gotik brachte hier ausser Blattwerk, Symbolen und Heiligen vielfach Wappen an, und zwar die Wappen derer, welche die Mittel zum Bau der Kapelle oder Kirche hergegeben hatten. Sowohl einzelne Schilde, wie zimierte Helme, bekrönte oder mit geistlichen Würdezeichen versehene, wie ganze Wappen, sogar von Schildhaltern getragene, finden wir an Schlussteinen in Relief ausgehauen und polychromiert. Beispiele bieten die Kapellen in folgenden Gotteshäusern : Stiftskirche Stuttgart, Münster und S. Peter zu Basel, Schönenwerd, Königsfelden, Wettingen, Zug, Greifensee, Biel, Cornaux, S. Johann bei Erlach, Cressier, La Sagne, Merlach, Murten, Freiburg i/Ue., Sitten, Glis, Raron, Siders, Nyon, Hermance. Auch Sakristeien haben häufig heraldische Schluss- steine (Cornillon, Loire), ferner Kreuzgänge (Basler Münster), verschiedene kirchliche Dependenzräume (Bischofshof Basel, Keller des bischöfl. Schlosses Lucens, Fig. i66j. Die angeführten Beispiele datieren grösstenteils aus der Kirchliche Denkmäler. 153 Zeit der Spätgotik, vereinzelte aus dem XIV., wenige aus dem XVII. Jahrhundert (Hermance, S. Peter zu Basel). Fig. 166. Schlusstein im Keller des bischöfl. lausanne'schen Schlosses Lucens. Litterafur : Christliches Kunstblatt 1881. S. 88 ff. — P. Ganz in Schweiz. Archiv für Heraldik 1897. S. 30 — 37. 4. Keilsteine. Spitz- und rundbogige Thüren und Fenster zeigen manchmal Keilsteine, die heraldisch verziert sind. Dies geschieht bald durch ein schwebendes Wappenbild, wie z. B. an den Fenstern des Palazzo Piccolomini zu Siena (Abb. Titelseite), wo man je einen Halbmond sieht, und an den Portalen der Schlösser Locarno und Muralto, wo die Grampella der Rusca und die Burg der Muralts aus- gehauen sind. In weitaus den meisten Fällen aber hat man das ]5ild in einem heraldischen Schild auf dem Keilstein ab- gebildet ; solches gilt vom Thorbogen zu Locarno (Vicolo I 54 ^^^ WappeD. \^ia la Torretta) und Muralto, sowie von der Thür der C\isa de los Picos zu Segov^a. 5. Mauern und Quadersteine. In Spanien und F"rankreich kommen Mauern und Mauerteile vor, welche mit heraldischen Emblemen, die in Relief ausgehauen sind, besät sind. Hieher gehört der Palast de las Conchas in Salamanca und eine Partie deii Hotels Cluny in Paris, wo die S. Jakobsrnuschel, als Teil der Ordensdekoration auftritt. In Neapel steht ein gotisches Haus 'nahe der V"ia del Xegozio), dessen einzelne (Quadern abwechselnd mit je einer Lilie oder je einer Straussfeder in Reliefdar- stellung besetzt sind. 6. Konsolen. In der Epoche des gotischen Styls, vornehmlich seit dem XIV. Jahrhundert, wurden Konsolen, welche Gurten oder Statuen zu tragen hatten, häufig mit Wappen oder Schilden verziert. So zeigt uns unter andern eine Konsole zu Königs- felden den Schild von Aragon (XIV. Jahrh.), der Lettner der Martinskirche zu Basel einzelne Schilde, ganze Wappen und ein Wappen mit zwei Schildhaltern, sehr gute Bildhauerarbeiten des XV. Jahrhunderts; eine Samm- lung von Schilden zeigen die Konsolen, auf denen die Grabfiguren der Grafen von Neuenburg in der KoUegiats- kirche ebenda stehen. Indem der Schild, bezw. das vollständige Wappen schief, in vorwärts geneigter Stel- lung ausgehauen wird, bildet das Heroldstück einen hübschen und natürlichen Uebergang vom Gesims der Konsole zur flachen Wandfläche darunter. Kirchliche Denkmäler. ^55 In vereinzelten späten Exemplaren ist die Konsole auf der Vorderseite flach gehalten und in ihr Feld hinein sind dann die Heroldsbilder komponiert. Der beistehend abgebildete steinerne Träger dient einem grossen Crucifix als Piedestal und ist mit dem Wappen des Eberhard von Bernhausen, Abt von Rheinau versehen. Eine schöne Fig. 167. Konsole von 1638 in Rheinau. Renässance-Konsole mit infuliertem Schild trägt in der Kathedrale von Pistoia die Halbfigur des Bischofs Donatus Aledici (i475)- 7. Kirchenfenster. Die ältesten heraldischen Glasgemälde bestehen in Stifterschilden und Stifterwappen, welche zum Glasver- schluss eines Kirchenfensters gehörten. In manchen Fällen hat der Bildersturm den Heiligen, kurz den religiösen Darstellungen den Untergang gebracht, während die profanen Bestandteile, wie Ornamente und Wappen, erhalten geblieben sind. Vollständige Kirchenfenster mit Wappen des XIV. Jahrhunderts findet man noch zu Königsfelden und Köniz, heraldische Ueberreste zu Freiburg i/B. (Fig. 81) und S. FZrhard in der Breitenau, Basel (Fig. 114), Bern (Scheibe mit dem Schild von Strätlingen) und Valeria I 5^^ Das Wappen. (Scheibe des Kduard von Savoyen-Achaia, Bischofs von Sitten 1375 — 1386). Häufiger sind kirchliche Wappen- scheiben des XV. Jahrhunderts; erwähnt seien solche zu Reims, Le Mans, Saint-Lö, Moulins, Bourges, in Stauffberg (Aargau), Basel, Zürich, Nürnberg. Noch zahlreicher sind erhaltene heraldische Glas- gemälde aus dem XVI. Jahrhundert; vorab seien erwähnt diejenigen der Klosterkreuzgänge von Wettingen und von Muri (letztere in Aarau). Dann die zahlreichen Wappenscheiben der Kirchen von Basel (S. Leonhard, S. Peter, S. Theodor), von Bern, Luzern, Jegensdorf, Laupersvvyl, Köniz, Einigen, Sumiswald, Kirchberg, Hindelbank, Freiburg i/Ue., S. Saphorin (1530) u. s. \v. Auch im Kanton Zürich haben viele Wappenscheiben in den Kirchen wohl den Bildersturm, nicht aber den farbenfeindlichen Geschmack gewisser Vertreter des XVIII. und XIX. Jahrhunderts überdauert; indes sind noch Verzeichnisse des ehemaligen Bestandes auf uns gekommen. Deutsche Kirchenfenster mit Wappen des XVI. Jahrhunderts sieht man z. B. in Köln und Nürnberg, französische in Bourges, Brou, Gisors, italienische sind seltener, wie denn überhaupt die Glasmalerei in Italien, wie in Spanien und Portugal nie so verbreitet war, wie diesseits der Alpen. Die Darstellung des Wappens pflegt in der Regel in die untersten Teile des Kirchenfensters, d. h. an den Fuss des Gesamtbildes verlegt zu werden; solches ist schon in Königsfelden, in Köln, wie noch heutzutage (z. B. in Lachen) der Fall. Vereinzelte Stücke werden in die obersten Teile, z. B. ins Masswerk (Basel, S. Leon- hard) oder in die Spitzbogen plaziert. Rechteckige Scheiben mit Wappen, die zu selbständigem Bild heraus- gewachsen sind, wie z. B. die abgebildete Scheibe von Scheibe in der Kirche zu EinigeD. Schild geviert mit den Wappen der Barbara Scbmid uod de$ Ludwig von Ertach. 1519. 15^ Das Wappen. lunigen, pflegen die untersten oder mittleren Plätze des Kirchenfensters zu füllen. 8. Altäre. Im XV. Jahrhundert besassen alle Arten von Kirchen und Kapellen sehr zahlreiche Altäre. Viele derselben wurden von einzelnen Geschlechtern gestiftet oder begabt. Auf die steinere Altarstaffel hinter dem Körper des Altars pflegte man nun eine Tafel, häufiger noch eine dreiteilige Tafel, ein gemaltes Triptychon zu stellen. Der Maler erhielt oft Auftrag, die Schilde oder Wappen der Stifter auf der Predella oder in den untern Ecken des Mittelbildes anzubringen; zahlreiche Beispiele hiefür findet man im Germanischen Museum zu Nürnberg, im Walraf-Richartz-Museum zu Köln, Antwerpen und andern Gemäldegallerien. In Basler Privatbesitz erhielt sich der schöne Rot*sche Altar mit 2 Wappen, während in der Rathauskapelle ein analoges mit Schilden geziertes Exem- plar unterging. Ist die Vorderseite der steinernen Mensa reich ge- halten, so tritt hier etwa ein Stifterwappen auf; man vergleiche den Dreikönigsaltar der Kathedrale zu Orvieto. An den sehr seltenen Altarciborien, steinernen Ge- bäuden über dem Altar, findet sich in vereinzelten Fällen ein Stifterwappen ; dies gilt von einem gotischen Exem- plar im, Dom von Regensburg. Seit dem XVII. Jahrhundert erhielten Haupt- und Nebenaltäre in Kirchen und Kapellen hohe architekto- nische Aufsätze, die an Stelle der früher üblichen mit Figuren geschmückten Triptycha, bezw. der Holzschreine traten. Die Stifter dieser barocken Aufsätze versäumten selten ihre Wappen daran anzubringen, gewöhnlich oben an der Bekrönung. Die Familie des Stifters übernahm Kirchliche Denkmäler. I 59 es oft, den Unterhalt, Renovation und Restauration des Altars zu bestreiten ; starb die Familie aus, so wurde das Wappen gelegentlich ersetzt durch dasjenige der- jenigen, welche die fromme Pflicht fernerhin übernahmen. Beispiele solcher Altarwappen sieht man in S. Do- minico zu Siena, in der Klosterkirche zu Rheinau, der Pfarrkirche zu Küssnacht, in den Kapellen zur Hohlen Gasse, zu Merleschachen und Schönenwerd. In der Ecce Homokapelle bei Sattel (Schwyz) hat der Kapellenvogt J. F'. Schuhler am linken Altar seinen Schild angebracht, seine Frau, die Kapellenvögtin am rechten (um 1782). Die Bittschreiben des Gotteshauses Rheinau, welche 171 t um Stiftung des königl. polnischen und sächsischen Wappens für den Hochaltar ersuchen, sind erhalten in einem Rheinauer Codex (Einsiedeln, Ms. 812 nr. 199 und 204). 9. Weihwasserbecken. An Stelle der alten liturgischen Waschungen tritt im spätem Mittelalter die symbolische Besprengung mit Weihwasser. Dieses wird aufbewahrt in steinernen Becken, deren Form, wenn auch in kleinerem Masstab, oft sich derjenigen des Taufsteines nähert, wenn es sich um monumentale steinerne Exemplare handelt. Ein französisches Beispiel des Weihwasserbeckens mit Wappenschilden findet sich zu Tracy-le-Val (Oise), ein österreichisches aus der Spätgotik zu S. Wolfgang bei Grades, ein schweizerisches zu Hermance (Genf) und aus dem XVTl. Jahrhundert zu Andermatt auf dem Gotthard. 10. Taufsteine. Seitdem die Besprengung mit Taufwasser das Unter- tauchen ersetzt hat, stellte man in den Pfarrkirchen steinerne oder bronzene Taufsteine auf. ifx) Das WappcD. Diese wurden ab und zu mit den Schilden der Donatoren verziert, Beispiele gotischen Styls findet man zu Wittenberg (1457), Holderbank (Aargau), Hermance (Genf), S. Jeoire (Savoie); Denkmäler des XVII. Jahr- hunderts finden sich unter andern in den aargauischen Dörfern Thalheim (1675) und Kirchberg (1679). 11. Lesepulte. Zum ständigen Requisit der meisten Kirchen und vieler Kapellen im Mittelalter gehören die Lectorien oder Lesepulte. Es sind Gestelle oder Ständer aus Holz oder Metall, die oben mit einem rund gearbeiteten Adler l)ekrönt sind, auf dessen Flügeln, wie bei der romanischen Kanzel, die heiligen Schriften zur Verlesung konnten aufgelegt werden. Auch an diesen Lesepulten brachten die Stifter gerne ihren Schild oder ihr Wappen an, bald am Ständer, bald am Fuss. Sehr schöne gotische Beispiele des XV. Jahrhunderts findet man in der Schlosskapelle von Cor- nillon (Loire, der Schild abgebildet Fig. 65) und in der Kirche von Puligny (Cöte-d'Or). Ein Lesepult des XVIL- Jahrhunderts mit einem bischöflichen Wappen am F'uss steht in Notre-Dame zu Poitiers. Auch die Behänge, mit denen man die Lesepulte zierte, waren etwa mit Stifterwappen versehen, so der Teppich des Bischofs Peter von Haugwitz (1435 — 1463) im Dom von Haugwitz. 12. Kanzeln. Unter den Kanzeln, welche heraldischen Schmuck aufweisen, ist eines der schönsten Stücke das hölzerne spätgotische Exemplar im Museum von Murten. An den Ansätzen der Kielbogen, welche den polygonen Bau Kirchliche Denkmäler. l6l zieren, sieht man jeweilen einen kleinen Schild, in einem Feld aber den grossen Stadtschild von Murten. Mehrere Schilde, teils von Engeln gehalten, sieht man an der schönen Steinkanzel von 1462 zu S.Wendel (Rheinland). Spätere Kanzeln mit Wappen sind in Deutschland und der Schweiz da und dort anzutreffen; ich erwähne das Exemplar von Othmarsingen von 1675 und das von Holderbank 1702. An letzterem sieht man das Wappen einer Frau von Salis mit deren Dedikations- inschrift : Barbara von Salis donatrix huius suggestus. 13. Wandtabernakel und Sakramentshäuschen. Zur Aufbewahrung der h. Eucharistie diente seit dem XV. Jahrhundert das Wandtabernakel oder, wenn es aus der Mauer als selbständiger Bau hervortrat, das sog. Sakramentshäuschen. Ueber der eisernen Thiir, welche die Mauernische oder den Kasten verschloss, erhob sich ein gotisches Gebäude in Relief oder runder Arbeit; unter dem Kasten steht, besonders in letzterem Fall, eine architektonisch durchgebildete Stütze. An dem einen oder anderen Glied, meist aber an der Be- krönung, treffen wir da und dort Wappenschilde an. Als schöne Beispiele seien zitiert die Tabernakel von S. Ulrich in Basel, 1447 (im Histor. Museum), von Rüti (1480), von Mariastein (1520), von S. Wolfgang, jetzt in der Oswaldskirche von Zug. 14. Chorstahle. Das Wappen kommt in mehrfacher Funktion an den Chor- oder Häupterstühlen der Kirche vor. Es ist, wie es scheint, fast stets das Wappen des Stifters oder der Stifter. In vereinzelten Fällen begegnet man auch dem Schild des Künstlers, des Holzschnitzers. 11 102 Das Waj^pen. lunzelne Schilde finden wir hauptsächlich an der Misericordie, an dem Knauf, der bei aufgeschlagenem Sitzbrett dem Stehenden bei langen Gottesdiensten, die aufrecht müssen gefeiert werden, als Stütze dient. Schildchen von dreieckiger Form finden sich an den Chorstühlen des Basler Münsters, spätgotische z. B. in S. Peter zu Basel. Fig. 169. Misericordien zu S. Peter in Basel. Ende XV. Jahrh. Häufiger sind die Wangen der Chorstühle mit heral- dischen Kompositionen geschmückt ; anstatt einfacher Schilde finden wir hier vollständige Wappen, bei denen sich häufig noch die Schildhalter hinzugesellen. Dies gilt von den prächtigen Reliefs des Lausanner Chor- gestühls mit dem Wappen des Herrn von Montfaucon (F'ig. 170), ferner von dem des Kölner Doms mit dem behelmten Wappen der Rheinstadt; letzteres Gebilde ist in reich durchbrochener spätgotischer Arbeit (nach 1520) ausgeführt. Auch an den Rücklehnen finden sich zuweilen heraldische Bilder; ich weise nur auf die Schilde an Syrlins Chorgestühl zu I Im, auf die flachgeschnitzten Tartschen der Schlosskapelle zu S. Valentin (1497) ^^^^ zu S. Leonhardt in Oesterreich (1512), auf die feinen von Medaillons und spätgotischem Masswerk umrahmten Schilde der Chorstühle im ^luseum von Murten (Bern). Kircbliclie Denkinüler. l6,1 Endlich spielt das Wappen in der Bekrönung der Chorstühle oft eine Rolle; als besonders schöne Beispiele seien die beiden Stücke zu S. Wolfgang in Zug zitiert. Beim einen fungiert ein Kngel, beim andern zwei wilde Männer ab Schildhalter neben dem Zuger Standesschild. Fig. 170. Wappen y, Montfaueon. WaiiKC eines l.aiisaiiiicr Clioritulil'. Alles ist a jour gearbeitet und datiert von 14S6. Etwas spater sind Lausanner .Stühle, deren Mekrönung und I''ries das oben erwlUinte Mnntfaucnn-Wappen mit bi- schöflichen Insignien in Relief aufweist. Vereinzelte Schilde bietet auch das Chorgestühl der Katheilrale von Rodez. Ganze Reihen von Medaillons mit Wappen 104 Das Wappen. bilden dio Bekrönung der Chorstühle in der Hofkirche zu Luzern (XV^II. Jahrh ). 15. Kirchenstahle. Hine andere Bedeutung als bei den Chorstühlen haben die Wappen, die an den Bänken der Kirche angebracht sind. . Diese Wappen sind entweder an der Lehne der Holzbank angebracht oder aber an den zum Knieen davor angebrachten Schemeln ; in beiden Fällen be- zeichnen sie den Eigentümer des Platzes, des „ Kirchen- orts **. Diese Wappen heissen deshalb kurzweg Kirchen- örter. Sie sind häufig vertieft in das Holz geschnitzt, häufig nur aufgemalt, oder bestehen aus Holzbrettchen oder Blechplatten, auf die das Bild gemalt ist. Da die Sitte, eigene Plätze in der Kirche zu be- sitzen, eingegangen ist, so sind auch fast überall die sog. Kirchenörter verschwunden oder vielmehr zum Trödler gewandert. Noch vor wenig Jahrzehnten waren die Schildchen in Stadt und Land an den Kirchenstühlen, heute nur noch da und dort vereinzelt vorhanden. Schemelbretter mit eingeschnittenen Schilden sieht man beispielsweise noch in der Stiftskirche zu Luzern: Initialen und Jahrzahlen geben weitere Aufschlüsse über die Persönlichkeiten, die den Platz einst erworben und ihren Nachkommen hinterlassen haben. 16. Chorgitter. In vielen, vorzugsweise Kloster-Kirchen, war der Chor v^om Schiff durch ein hohes, oft mit kunstreicher Bekrönung versehenes Gitter aus Eisen getrennt. Hier wurde oft das Wappen des freigebigen Stifters in ge- triebenem oder ausgeschnittenem, durchbrochenem Eisen- !)lech dargestellt. So ist das Chorgitter der Klosterkirche Kirchliche Denkmäler. 165 Rheinau mit dem Wappen des Abtes Gerold Zur-Lauben geschmückt, das Gitter der Kapelle zu Brunnen mit dem der F'amilie von Reding und zwei Schildhaltern /Indianer), das von Zurzach mit dem Wappen des Propstes Carl Joseph (1733). Das Wappen des I>zbischofs von Salzburg, IM. Sittich von Hohenems ff 1619), von einem Chorgitter stammend, besitzt das Kunstgewerbemuseum zu Berlin. 17. Heiiiggräber. In zahlreichen Kirchen wurden vornehmlich während der Herrschaft des gotischen Styls Denkmäler errichtet, welche das heilige Grab des Erlösers darstellten. Sie bestehen in der Regel aus einer Tumba, einem Steinsarg, an dessen Vorderseite die schlafenden Krieger ausgehauen sind ; über dem Sarg wölbt sich meist eine Nische in der Wand, wie bei den gewöhnlichen Wandgräbern der (jotik. Die Stifter solcher Monumente verewigten sich ab und zu durch ihr Wappen daran; solches ist z. B. der Fall am Heiliggrab zu Schönenwerd in der Schweiz, wo die Wappen von Falkenstein und Ciösgen an den Strebepfeilern rechts und links vom bedeckenden Bogen angebracht sind (1427). und am Heiliggrab der Abtei Solesmes in Frankreich iFig. J'/). 18. Grabdenkmäler. Seit dem XIII. Jahrhundert hat man bis auf den heutigen Tag an hunderttausenden von Grabmonumenten heraldische Zeichen angebracht, als Kennzeichen, redende Schrift sowohl wie als Schmuck. Vom reichsten und prunkvollsten Marmorsarkophag eines Kaisers, Königs, Papstes oder Kardinals hinab bis zum schlichten Stein- oder Holzkreuz auf dem Friedhof eines kleinen Berg- l6f) Das Wappen. (lorfcs findet man Wappen. Freilich wechselt Inhalt, Masstab, Ausstattung, Ausführung und Material überall. In sehr vielen Fällen aber ist das letztere von dauer- hafter Güte gewesen und so ist eine kolossale Zahl von alten Grab malern auf uns gekommen. Ks ist unmöglich, hier auch nur eine Aufzählung aller Gattungen und Klassen der (irabmäler zu geben. Dagegen mögen hier ein paar Andeutungen Platz finden, wie und wo in monumentaler 1^'orm das Wappen am Sepulkralmonument seinen Platz findet. Die einfacheren Denkmäler bestehen aus einer Steinplatte, die das Grab überdeckt; ihre Oberfläche wird mit einem Schild, zwei Schilden, auch mit Ahnen- und Frauenschilden, die in T^mrissen eingeritzt, ein Relief ausgehauen oder in ein- gelegter Arbeit, Inkrustation, hergestellt sind (Belgien, Frankreich), geziert. Seit dem XIV. Jahrhundert wird der Schild häufig durch vollständige Wappen ersetzt. Grabsteine mit solcher heraldischer Zier findet man z. 1^. in Basel, Bern, F'reiburg i/B., Königsfelden, Wettingen. Bei Steinsärgen oder Tumben können alle freien, d. h. nicht an Boden oder Wand anstossenden Flächen mit Wappen verziert werden ; so sind zu Wettingen zwei Särge des XIII. Jahrhunderts nur auf dem Deckel mit Wappenschilden verziert. Schiebt man einen Stein- sarg an die Wand, so bleiben vier Flächen, stellt man ihn in eine Mauernische, noch zwei Mächen übrig. Wird der Deckel zur Darstellung der Plgur des Toten verwendet, so bleibt nur die Vorderseite für grössere Wappenzierden übrig. Tumben mit vier heraldischen Seitenflächen findet man im Kloster von Huelgas Reales, mit drei zu Basel (XIII. Jahrh.) und vielfach in Italien, mit Wappen auf der Stirnseite in grosser Menge überall: Le Puy, Brügge, Assisi, Bergamo, Venedig, Köln, Magdeburg u. s. w. 16? Sehr häufig sind auch Figureiigrilljer, bei denen der Verstorbene auf der Grabplatte, dem Grabstein oder dem Deckel seines Steinsarges geritzt, erhaben oder rund ausgehauen abgebildet ist. Oft tragt die Figur des Toten den Schild auf dem linken Schenkel (Lüttich, Brüssel, Diesdorf XIII. Jahrb., Basel, Marburg, Haslach XIV. Jahrh, u. s. f.), oft hält der linke Arm den Schild vor den Leib fSalisbury 12261. oft trägt sie ihn mit der Hand (Altenberg XIII. Jahrh,, Schönthal. l'Vankfurt a M. XIV. Jahrh.). Manchmal ruht der .Schiki zu Häupten oder zu Füssen des Toten, während ^ein Haupt auf den zimierten 1 6s Das Wappen, Helm gebettet ist (Hasel). Als Fusschemel dienen etwa Tiere: diese halten manchmal den Schild der Verstorbenen {Bamberg, Cirabmal v^on SS. Heinrich und Kunigundei. Auch am \"orderrand der Deckplatte kann der Schild oder eine Mehrzahl v'on solchen angebracht werden. Ausserdem bieten Rüstung und Kleidung der dargestellten Toten (ielegcnheit zur Wiederholung der heraldischen Zierden: man vergleiche die Grabdenkmäler von Ronen. Varennes. MontevTin, Corbeil in Frankreich, Denkmäler von Xeuchatel, Hasel, Küssnacht in der Schweiz, Monu- mente von Mainz, Sprier. Frankfurt a/M. in Deutschland, weitere im Ilscurial, in Innsbruck, in Brüssel. Bald ist es der Waffen rock, bald die Mantelschliesse, bald der Ordensmantel, bald der Frauenrock, bald der Harnisch von Mann und Ross, bald das J'otenkissen, auf dem Wappen oder Wap|)enteile auftreten. Ist der Steinsarg in eine Mauernische geschoben, so kann deren Feil)ung (Hasel), deren Wand (Feldbach), deren Schlusstein, deren Hekrönung mit heraldischer Zier, bald gemalt, bald ausgehauen, versehen sein. (F2he- malige (iräber der Fptingen und der Rot in der Bar- füsserkirch(^ zu Basel. F>hebt sich über dem Sarkophag ein ganzes Ge- bäude, ein Baldachin aus Stein, so trägt auch dieser an Pfeilern, Flächen, (iiebeln. Ecken oder Bekrönungen Schild oder Wappen des Toten; der Leser mag sich die Scaligergräber von \'erona (XIV. Jahrh.), die spät- gotischen ^lonumente dieser Art zu Brou, Bourg-en- Bresse (X\\ und X\'I. Jahrh.) in Erinnerung rufen oder das späte (irabmal Ludwigs des Bayern in der F'rauen- kirche zu München besuchen. In r^ankreich werden einzelne Särge von sog. Plourans, d. h. Leidtragenden umstellt oder die Grabplatte wird von Klageweibern getragen. In die Hände solcher ifiy I JO Das Wappen. Ciestalten gibt der Künstler etwa die Schilde des Toten, vgl. das Denkmal des Philipps Pot, Seneschall von Hurgund zu Paris. In Italien findet man sehr häufig prunkvolle Wand- gräber von kolossalem Masstab; ihr ganzer Aufbau gleicht oft einer Fassade, in deren Mitte das Bild des ruhenden Toten ruht. Inten am Sockel tritt oft das Wappen auf, wie z. B. an dem Dogengrab in S. Gio- vanni e Paolo zu Venedig, an dem Grab des Kardinals Ascanio Sforza in S. Maria del Popolo in Rom. Bei vielen Denkmälern ist der Schild an der Be- krönung, wie zu S. Croce in Florenz oder am Fries, wie am Wandgrab des Giovanni Galeazzo Sforza in der Certosa bei Pavia, angebracht. T 'eberall verbreitet sind (jrabtafeln, Steinplatten, die an der Wand befestigt wurden; Basel besitzt deren etliche aus dem XIV. und XV. Jahrhundert. Seit dem XVI. Jahrhundert findet man sie überall ; die Wappen sind anfangs meist im Feld, später in der Bekrönung angebracht. Zahllose Beispiele findet der Leser in den Tafehverken von M. Gerlach, betitel: „Totenschilder und Grabsteine", sowie „Bronzeepitaphien". Die Zahl der an Gral)denkmälern angebrachten Wappen schwankt ungemein; während in der altern Zeit ein und derselbe Schild wiederhoit wird, bringt man in späteren Fpochen ganze Serien von Herrschafts- oder Ahnenwappen an. Die emaillierte Grabplatte des Wilhelm de Clerc (f 1 59S), der Margaretha Scooff (f i 598; und des Carel de Clerc ff 1608) in der Cathedrale von Mecheln weist nicht weniger als 18 Wappenschilde auf. Was von den gewöhnlichen Grabmälern gilt, bezieht sich auch auf die Monumente von Heiligen, speziell auf Kenotaphien. Sofern der Heilige aus einem wappen- fähigen Geschlechte stammte oder demselben durch die Kirchliclie DcDknialer. istem t «367 Legende zuge/.ilhlt wurde, trat sein Wappen als Schmuck des Grabmales auf; man vergleiche das Kenotaph S. Findans zu Rheinau und das der h. l Das Wappen. Denkmäler gehören letzterer Klasse an. Von grösserem Masstab, weil sie Kerzen von 80 — 90 Pfund zu tragen hatten, waren die sog. Standeskerzen in der Gnaden- kapelle zu Einsiedeln; sie trugen die Wappenschilde v^erschiedener Stände, Städte und Korporationen. Luzern stiftete 1445 ihr Wachsopfer, Zug 151 7 seine Kerze, Freiburg und Solothurn 1535. Die Erneuerung^ wurde manchmal unterlassen aber wiederaufgenommen, so von Freiburg 1695, Bregenz 161 8, dem Bezirk Ein- siedeln 1576. Zürich, Bern, Basel, Schaff hausen unter- Hessen seit der Glaubensspaltung die Erneuerung ihres Geschenkes ; die übrigen Standeskerzen — in bestimmter Rangfolge aufgestellt — existierten bis zur französischen Revolution in der Zahl von 16. Näheres bei P. Odilo Ring- holz Wallfahrtsgeschichte V. L. F. von Einsiedeln, s. 181. Auch Hängeleuchter, Lampen, Wandelkerzen (Tort- schen) oder Prozessionslaternen trugen manchmal die Wappen ihrer Stifter; eine grosse silberne Hängelampe, die 1886 noch zu Muri sich befand, zeigt das Wappen eines Abtes dieses Gotteshauses. 27. Kelche. Im Mittelalter brachte man nur selten Wappen» Zeichen weltlicher Bedeutung, an konsekrierten Geräten von der Wichtigkeit des Abendmahlskelches und der Patene an. Indes trägt schon ein Kelch der Abtei l^fävers aus dem XIV. Jahrhundert einen heraldischen Schild (v. Wolffurt), desgleichen ein Stück zu Lungern (unbekannter französischer Schild). Im nächsten Saeculum werden die Beispiele schon häufig, es sei nur an den goldenen Kelch des Bischofs von Basel, Arnold v. Rotberg, und an den reichen silbervergoldeten Kelch zu S. Marc- sur-Cuesnon, wo die Schilde am Fuss eingraviert sind^ erinnert. Kirchliche Denkmäler. ij/ Ungemein zahlreich sind Kelche der Rococozeiu an deren Fuss sich gravierte, getriebene, oder auf Email- plättchen gemalte Stifterwappen befinden. 28. Monstranzen. Sowohl die Monstranz, welche zur Zeigung des AUerheiligsten wie die, welche zur Ausstellung der Re- liquien dient, wurde häufig von Personen gestiftet, die ihren Namen daran verewigen wollten. Dies geschah dadurch, dass sie ihren Wappenschild am Fuss des liturgischen Gerätes anbringen Hessen, bald nur in gra- vierter, häufig in emaillierter, farbiger Arbeit. Ein Blick auf die Dorotheen-Reliquienmonstranz des XIV. Jahrhunderts zu Basel und auf die Sakraments- monstranzen des XV. Jahrhunderts ebenda zeigt uns die Schilde der Geschlechter von Oft'enburg, von Hallwyl und Münch. Mit vielen vornehmen, zum Teil gekrönten Wappenschilden verziert ist die Reliquienmonstranz des Stiftes Donauwört. 29. Kusstafeln. An Stelle des liturgischen Kusses, der in der alt- christlichen Kirche Gebrauch war, traten im XIII. Jahr- hundert Geräte aus Stein, Elfenbein oder Edelmetall. Diese Kusstafeln zirkulierten in der Gemeinde und auf sie wurde der dem Nachbar zukommende Kuss gedrückt. Durch die Unruhe, welche diese Zeremonie auch so noch verursachte, kam man zu der Gewohnheit, die Tafel an einem bestimmten Ort aufzustellen, wo sie jeder, der sie suchte, finden konnte. Auch auf diese Geräte haben die Stifter oft ihre Wappen gesetzt. In Mailand liegt eine prächtige gotische Tafel, die von Herzog Francesco Sforza (1450 — 1465) geschenkt wurde. Nach Basel stiftete Papst Pius IL 1460 eine prächtige, ebenfalls zum Aufstellen eingerichtete 12 Kusstalfl mit st-iiifm \i>ii liara und Schlüsseln über- ragten Schild ;iiif' der Rückseite; das kostbare Stück steht im Kim-^tgewerhemuseum zu Merlin. Kig. I 74. Kussliird niii Wappen sei lildcn. Slifmiii; des Heriogs Fr. Slotci. Eine weitere sehr »cliiine l'ax mit Wappen ist die der. Kardinals Allirccht von Hrandenburg im Kölner Dom; auch hier ist das hinter (ilas gemalte Wappen auf der Rückseite angebracht; der ins Kund componierte Schild ist vielfach geteilt und überragt von Kardinalshut, Schwert und Stab. Kirchliche Denkmäler. 179 30. Reliquienbehäiter. Die Ueberreste der Heiligen werden seit altchrist- licher Zeit in hohen Ehren gehalten und von den Eigen- tümern, waren es nun Kirchen oder Private, in kostbaren Behältern aufbewahrt. Diese Gefässe haben die ver- schiedensten Formen, bald einer Kapsel, bald eines Gebäudes oder Kreuzes, oder desjenigen Körperteiles, dem die Partikel des Heiligengebeines angehört, also die Gestalt eines Hauptes, eines Armes, einer Hand, eines Fusses u. s. w. ; andere, welche zur Zeigung des Heiltums bestimmt waren, hatten die Form von Monstranzen. Häufig sind Kapseln oder Kasten profanen Zweckes und Gebrauches der Kirche gestiftet worden, die sie dann zur Aufbewahrung von Reliquien verwendete; diese Behälter konnten also gemäss ihrer früheren Be- stimmung, gleich den Taschen (Aumoni^res) mit Wappen der ursprünglichen Eigentümer geziert sein. Wurde der Reliquienbehälter eigens bestellt, so verfügte der Stifter manchmal, dass sein Schild oder Wappen daran ab- gebildet wurde. So geschah es z. H. an hölzernen Reliquienbüsten (Capita) zu S. Kunibert in Köln, an dem silbernen Victors- haupt zu S. Maurice, an dem kupfervergoldeten Haupt von Gimel, an einer silbernen Marienstatuette zu Basel, •der kupfernen Vivianusfigur von Bruyeres (Seine et-Oise) und der Dorotheen-Reliquienmonstranz zu Basel, den Reliquienarmen zu Kopenhagen, Wien und ehem. zu Muri, Fig. 175. Schild an einer Reliquieubüste zu Köln. l80 Das Wappen. am S. Simeonskasten in Zara, an dem Theodulsreliquiar zu Küssnacht am Vierwaldstättersee, dem goldenen Re- liquiengehäuse derer von Hallwyl zu Basel, Denkmälern des XIV. und des XV. Jahrhunderts. Weit häufiger finden sich die Beispiele aus späterer Zeit-, da dieselben aber stylistisch und künstlerisch weniger vorbildlich sind, seien sie hier nicht weiter be- schrieben. Ein Gang in reiche Sakristeien oder vor Altäre, die mit baroken Reliquien-Tafeln oder Pyramiden geschmückt sind, wird dem Leser zeigen, wie oft, wie und wo in den letzten Jahrhunderten der Stifterschild an Heiltumsbehältern angebracht wurde. Pyramiden mit Amtswappen sieht man z. B. auf den Altären der Klosterkirche von Wettingen. Ueber die Reliquiare, die speziell zur Zeigung des Heiltums bestimmt waren, die sog. Reliquienmonstranzen,, findet der Leser näheres im Abschnitt über Monstranzen» Ueber Kenotaphien von Heiligen vergleiche man die Notizen über Grabmäler. 31 . Weihrauchgefässe. Der Gebrauch des Weihrauches in der christlichen Kirche ist bekannt*, zur Aufbewahrung dieses Stoffes dienten Gefässe, die oft die Form von Schiffchen hatten. Waren sie kunstreich ausgeführt, so Hess der Stifter in einzelnen Fällen «einen Schild anbringen, wie dies bei dem prächtigen Weihrauchschiffchen der Cathedrale von Chartres der Fall ichild. Paniier trägem uml (Igl. wicik'ifjiiben: solche soff. Stamlerwcheibeii waren i.fti/iellc StifbiUfjen. Haiitif; /i'ifjtcii sicli ancli die Wappen der Ver- hiiiideteii ;il~ M.ilcieieii aiil iler Wand, am Basler Rathaus ;ius>en, an dcr/iniienbckriiniing der Fassade, am Neuen- hur^jer Sclilo'^' im Innere» de- grossen Saale::-. r Ka««nlf (k-s XIV, Jalir Staatliclie und rechtliche Ueukiiiitler, iS-; Auch Zollhäuser sind stets mit den IJuMi-iiK-n des Landesherren bezw. der Stadt versehrn. 2. Steinerne Thtlrbekr&nungen. Die Aussenseitc einer 'Ihüre war die Stelle, die sich am besten eignete zur Anbrinffunf; von Wapijen ; jeder, der eintrat, musste sehen, in wessen I lans er sich begab. In den meisten i-ällen begnügte man >icli damit, am Bogen, am Architrav oder darüber einen Schild anzubringen. Wo aberdie Mittel es zuliessen, da fertigte man grössere he- raldische Kompositionen, die ins Bogenfeld oder in die Mauer über die Thüreingelassen wurden. Derartige Suprapor- ten gotischen Styles findet man vielfach in Belgien, Krankreich, Deutschland und der Schweiz.. In Brügge (Fig. [77; sieht man fünf Schilde über einer Darstellung der Georgslegende in lundbogigem Keld (c. i4CH>), Im Basler Rathaus |>eii sind in mannigliiltigster Weise in der l.iinettc der 'Ihiir. oiler in einein Rechteck über der 'Ihiir, oder in deren Hckronunff eingcscholien. in der koge! gehalten von zwei Schildhaltem. Eine Thür, heknnit von fiinf Schilden, vom Jahr 1593. aus der Splnnwettern/unlt zu Hasel, befindet sich im Historischen Museum diel>e lür ti-ans[i<)rCahle 'J'jifeln. So wurden auch- Wa[ipenreilicn auf I lol/tafeln ffeschnit/t oder ^'emalt und erliielten sicli so bis rnif den heutigen Tag, wenn auch das Hauwerk. für ihus die Tafel 7.unach^t fiefertigC worden war. vom l'>dIioden vorschwand oder seiner liestinimung entzogen wurde. Die älteste, dem Verfasser bekannte 'l'al'cl dieser Art i»t geschnitzt und datiert vom Jahr 1467; in der Mitte stehen die /.wei Sehilde ties damaligen Hischofs von Eich^tadt; rechts und links folgen in je zwei Zeilen ilie Schilde von dreis.sig Domherren, nach heistehendem Schema: (iemalte Wappentafeln mit der Serie der Aebte. .'Schultheissen. Bürgermeister, \'ögte oder der Hesit/er Staatliche und rechtliche Denkmäler. I 8c/ I eines Jiau Werkes sind besonders zahlreich im XVIL I und XVm. Jahrhundert angelegt und dann fortgeführt worden. Im Schloss Sargans sind die Schilde der Vögte und ' deren Mandatare (der Kantone) noch auf die Wand gemalt. In Interlaken aber Hessen die bernischen Amt- männer ihre Schilde auf Tafeln malen, desgleichen die I* Schultheissen von Thun. Letztere Tafel zeigt die be- treffenden Wappen von 1375 — 1798 und 1803 — 1830. Die Mellinger Wappentafel von 1790 weist Schilde der Schultheissen von 1232 — 1805 auf. Weitere Exemplare sieht man zu Aarau und Stein a/Rh. Das Gemälde im Rittersaal von Schloss Wildenstein im Aargau zeigt die Schilde der Erbauer von Wildenstein und der späteren Besitzer bis in die Neuzeit. Im Kreuzgang zu Wettingen sind auf einer Tafel die Schilde der Wohlthäter des Klosters vereinigt. 5. Oeffentliche Denkmäler. Zur Erinnerung an Ereignisse von geschichtlicher Bedeutung wurden seit dem Altertum Denkmäler er- richtet. Auch an diesen trat die Heraldik mehr oder minder bemerkbar hervor. So wurde z. B. an dem Orte, wo Eleonora von Portugal mit vierhundert Damen von Siena durch Aeneas Silvius Piccolomini, den spätem Papst Pius II., ihrem Verlobten, Kaiser F^riedrich III., zugeführt wurde, eine Säule errichtet, auf deren Kapitell eine Stemplatte die Schilde des Reiches und von Portugal aufrecht neben einander in Relief zeigt. Auch in der neuesten Zeit werden überall, wo es angängig, Wappen an den Denk- mälern angebracht, in der Regel am Sockel oder Posta- ^ ment, auf dem das P>innerungsbild ruht. f H/> Das Wappen. 6. Amtstrachten. Im Mittelalter sind es zunächst die sog. Wappt^i- könige und die Herolde, deren Gewänder mit den Wappen ihrer Herren versehen sind: das Kleid besteht in der Regel aus einem kurzen, auf den Seiten geöffneten Rock, Tappert genannt, der mit dem Wappenbild be- stickt ist, Abbildungen des XIV. Jahrhunderts bietet ttikiii liier. [(^1 Das Abzeichen der Kammerherreii ist ein Schlüssel, -einst golden, dann silbervergoldet, dann aus vergoldeter Bronze. Er wird auf farbigem Kund getragen und ent- halt im Griff das Schildbild oder den Schild de^i ver- leihenden Fürsten, meist unter einer Krone. Die päpstlichen Kämmerer führen keine Schlii«jel, sondern eine Kette mit dem Wappen des l';tps;tes und dem Monogramm C. S. (Cameriere Secretoj. 8. Grenz- und Marksteine. .Seit dem XIV. Jahrhundert wurden vielfach lÜe Grenzsteine mit dem Schild, später sogar mit dem voll- ständigen Wappen der zusammenstossenden Gebiete versehen, Jeweilen auf der nach einer Herrschaft zu- gewendeten Fläche wurde deren Wappen eingraviert oder in Relief ausgehauen, in der Kegel ohne viel Auf- wand von Kunst, Das historische Museum zu Hase! bewahrt einen Grenzstein des XIV. Jahrhunderts auf: einen Stein, der bei Mümliswyl stand, und der dem folgenden Ssculuni entstammte, hat Büchel im XVdl. Jahrhundert noch gesehen und gezeichnet (Fig. iSi a und bj. Einen Markstein von 1514 mit dem Berner Schild bildete Schodoler in seiner handschriftlichen Chronik, die zu Aarau liegt, ab (Fig. iSi cj. .Steine, welche die Ciren/.e zwischen dem Stand Hern, dem FiLrstJ)istum Hasel und \i^2 Das Wappen. der Ciralschatt Neuchatel bilden und mit den drei ent- sprechenden Schilden markiert sind, stehen in Rosieres (Fin de Ruz) 'und Bois de la Joux. Nicht viel später ist ein Stein entstanden, der an der Strasse Basel-Riehen steht, sowie ein Exemplar bei Bremgarten. Möge der I.eser solche Denkmäler zeichnen, wo er noch welche findet; sie sind selten und werden immer seltener. Heute ersetzt der hölzerne, mit den Wappenfarben angestrichene Grenzpfahl, den jeder kennt, jene Monu- mente des Mittelalters. 9. RRflnzen. Abgesehen v^on den redenden und anspielenden Bildern gewisser Münzen des Altertums und Mitttelalters, die am Eingang dieses Büchleins bereits erwähnt sind^ treten die Wappenbilder zuerst auf den südlichen Halb- inseln Europas auf. Ums Jahr 1 1 34 nahm König Alfons VII. von Leon den Titel Imperator und Superrex an; zugleich setzte er einen Löwen, seither das Wappen Leons, aufsein Geld. Wenige Jahre darauf errang Graf y\lfons I. von Portugal einen grossen Sieg über die Mauren ; auf dem Schlachtfeld zum König proklamiert, setzt er fortan fünf Schilde, die quinas kreuzweise: ^ 3 als Wappen auf sein Geld. Auch dieses Zeichen blieb l)is heute das Wappenbild des Königreiches (Fig, 182). Im XII. Jahrhundert noch beginnt Florenz mit der Lilie und Heinrich der Löwe von Braunschweig mit dem Löwen zu prägen. Hieran reihen sich Münzen mit Wappenbildern im Felde in folgenden Staaten : J StaalUchc und rechtliche Denkmäler 182, Die 5 Quinas im Schild vor Portugal. Lauenrode XII. Jahrhundert. Orange zwischen II 83 und 12 19, Lothringen 1220 , 1251. Sizilien B c. 1 23'» " i250(Ui»«Fridf»in.> Creldern , 1 22y „ 1271. Saint-Pol 124H „ 1289. l'oitou um 1265. Aquitanien vor 1272. Angouleme zwischen 1270 „ 1302. Falkensteln XIII. Jahrhundert. Hern Xlli. Basel XIII. Chur xtn. Hall XIII. Mit einem richtigen hi jraldischen Schild auf dem (icUl prägen die nachlblfijenden Münzherren: Hretagne um 1237- Oeols 1233 und 1270. Marseille um ' 24,1- Celdern 1229 „ 1271. Nevers '257 " 1267. l.imoges um ■273- 1 .oth ringen zwischen 1251 „ '303- Burgund 1272 , '30S- Neapel fFig. 1 «3) 127- - [282. ng. 183. Mliii^i > lies Karl von Anjou mil dem Scbild vun Je und Frankreich, 1277 — 1181. Luxemburg zwischen (2X0 und 128«. Brena [27H „ 1290. Bar 1297 , 1302. Abbeville um 1294. Artois Xlll. Jahrhundert. Lille XIII. Schlesien XIII. Büren XIV. Anhalt XIV. Die heraldische Fahne von hochrechteckiger Form finden wir als Münxbild schon in Brabant zwischen I 190 und 1235. Das Zimier oder Kleinod auf dem Topf heim kommt als Münztypus ebenfalls schon im XIII. Jahrhundert vor, z. B. in Brandenburg (/wisclien 1267 und 1299, und in .Schlesien). Auf Brakteaten des XIV. Jahrhunderts ist der Helm auch mit Kleiaopen mit und ohne Helm oder Krone, Schildhaltern. W'appenzelt oder Orden ständiges Hild auf fast allen Mün/.cn cn ■oder Wappenteile aufweisen. In der That tritt das Wappen iils NeltenbesumlU'il »der I lauptltüd auf allen (iattungeii der sphraf;istisclien Deiikmiiler. die seit dem XII. [ahrhuiidort eiiL-taiideii -ind. auf. Wir finden es auf den Majestätssietjeln der Kai^or und Kiinige, auf den Keitersiegeln, oli diese nun i\t'\-\ Siegler im Kriegs-. Jagd- oder Civilkostüni darsteileii, auf dem Typus der Siegelfigur /.ii Kuss. den I-raueiisiegcln aller (iattungcn. den kirchlichen .Siegeln, o!) sie nun l'ortriits der (ieist- lichen oder Heilige enthalten: den Korporations- oder Städtesiegeln, oli sie vielfigurige Bilder. Hauwerke oder Schifte als Bild aufweisen. In /.ahllosen \'ariationen tritt das Wappen auf dem eigentlichen W'appensiegel auf: dieses heisst sii. weil hier als Haupthild ein Wappen dient. Dieses kann lie- stehen aus: dem Sehildliild. das im .Siegelfeld — wie im Münzlehl — steht oder schwebt: aus einem Schild: aus einem /imierten Helm; aus einem vollständigen Wappen: aus mehreren .Schihlen oder Wappeii; aus Wappen und Prachtstücken. Die einfachsten Bilder sind die ältesten .Siegeltypen. Die Siege! sind eine lie-imders wi-rtvolle. ergiebige nnd zuverlässige <,)uelle für die HeroldMvisM-n>chaft: >ie Fig. i86. >töoch, Vi ir. 187. Sciiiid auf dem ScIiildljLld auf cJem 1 SiugclJi ;s Hugo SL-^e 1 des Wernliüt v . liürenf«l=. MÜDcl, lu nase rl. XIII, Ja lia-d, X!V. 1 Staatliche und rechtliclie Denkiviiiler. 197 >iind auch als solche erkannt und verwendet, wie ein Blick auf die Werke von Fürst Hohenlohe, Seyler und (ianz lehrt. Da die Siej^elkunde oder Sphragistik heut- zutage zur selbständigen Disziplin, die zur PaLneographien und Diplomatik gehört, ausgewachsen ist. begnügen wir uns mit diesen kurzen Andeutungen und verweisen auf .is Wappen. DU' l)eik'uteiulsU' .Sammlunt; ist diejenige von l'aris. t Stück; dieselbe ist musterhalt eingerichtet und hiklet den (iiiindstock /,u der neuen, im [ahr n/xi ins Lehen f;erufenen schweizerischen Siegel- sammhing. Nach derjenigen von Zürich folgt die Col- lektion von llundesrichter Dr. Morel mit 555*^ und t''^ von I'". (Inll in S. (lallen mit ^i) und das von Aaraii zahlreiche Negative, die inenschart]ich verwendbarer Ahguss mu.-s die Scharte des Originals hesit/eii. nach einem guteiu womöglich dem iiesten Original gegossen sein: er muss von heller l'"ärbung und gleich massiger 'l'onung — ohne l-"lecken — sein, damit eine schöne Photographie uiul danach ein ("liehe iwie l-'ig. iS^j oder ein Lichtdruck kann er/.ielt werden. Niemand, der die keproduktionsverlahren und deren Resultate kennt, wird heut/.utagc mehr nach den Ori- ginalen, seien diese nun aus Hlei. Wachs oder Siegellack, photographieren. seihst wenn in letzterem l-"all mit künst- lichen Mitteln beim Abdruck Kontraste von hell und dunkel hervorgebracht sind, wie man solche mit Russ oder einem l'ulver am Stempel veranlassen kann. Lideratur : l«coy de la Marche: Les Sceanx. Paris. — Fürst Holieiilolie: Spliragisliscliu- Aphorismen. — Leist : Urkunden lelire. Lcipiig 189J. s. 303 — 372. 12. Notariatsigtiflte. Die Notare pflegten ;in .Stelle des Siegel.* /.ur tfe- f^laubigung tles Inhalts einer Urkunde seit dem XIJI. Jahrhundert Signete zu verwenden. Diese wurden bis l'^nde des XVI. Jahrhunderts von Hiind gezeichnet, später dann mit Stempeln schwarz aufgedrückt. Signet unriken erblich, und das Papier wurde oft nach ihnen genannt; schon im X\'. Jahrhundert begann man die gut eingeführten Marken zu imitieren, d. h. unrechtmässig zu führen. Die Wasserzeichen sind sehr häufig heraldischer Natur und zeigen bald ein Schildbild, bald den Schild, .i>ald diesen mitsamt einem Schildhalter, bald ein voll- 2<)2 Das Wapi>en. ständiges Wappen, Ordensketten . Kronen, Initialen^ Monogramme, Inschriften u. s. \v. Hinzeine sind künstlerisch gezeichnet, die (rrosszahl aber sehr roh. Das abgebildete Wasserzeichen von Basel (Hg. igi) ist deshalb merkwürdig, weil es hinter dem Schild noch den doppelköpfigen Reichsadler zeigt zu einer Zeit, da Basel nicht nur faktisch, sondern auch formell langst vom Reich losgelöst und unabhängig war. Lifferafur : Memoires de la Societe d'Knuilation de Montbeliard 1897 (mit 7 Tafelnd 15. Druckersignete. Seit der r>findung der Buchdruckerkunst haben die Drucker die P>zeugnisse ihrer Offizin kenntlich zu machen gesucht. Hs geschah dies nicht nur durch Schrift, sondern in der Regel durch ein Bild, das sich auf der letzten Seite des Buches befand. In diesem Bild spielt die Heraldik sehr häufig die Hauptrolle: bald sind zwei Schilde, das des Druckers und das der Stadt, bald ist der Schild zwischen zwei Schildhaltern, bald ein voll- ständiges Wappen dargestellt. Besonders hübsch sind die spätgotischen Kompo- sitionen französischer Meister, die als Druckersignete oder Büchermarken erscheinen ; der Grund des Bildes ist häufig schwarz, mit weissen lupfen gesprenkelt (sog. Schrottechnik). Hunderte von solchen Marken sind schon veröffent- licht (vgl. die Litteraturangaben), die bisher noch un- edierten Exemplare erscheinen z. Z. in der „Zeitschrift für Bücherfreunde". Lifferafur : Heitz, Paul: Elsässische ]5üchermarken bis Anfang des XVIII. Jahrlmnderts. Mit Vorbemerkungen und Nachrichten über die Drucker von Professor Dr. Karl August Karack. — Kristeller, Paul: Die Italienischen Buch' Staatliche nnd rechtliche Denkmäler. 20 l drucker- und Verlegerzeichen bis 1525. — Heitz, Paul: Die Basler Büchermarken bis Anfang des XVII. Jahrhunderts. Mit Vorbemerkungen und Nachrichten über die Basler Drucker von Oberbibliolhekar Dr. C. BernouUi. — Derselbe: Die Frankfurter Drucker- und Verleger- zeichen bis Anfang des XVII. Jahrhunderts. — Häbler, Konrad : Spanische und Portugiesische Bücherzeichen des XV. und XVI. Jahr- . bunderts. — Heitz, Paul : Kölner Büchermarken bis zum Anfange des XVII. Jahrhunderts. Mit Mitteilungen über die Drucker von Dr. Otto Zaretzky. 16. Siegelmarken. An Stelle der Siegel, deren Herstellung verschiedener Manipulationen und Gegenstände bedarf, verwendete man im XIX. Jahrhundert und heute noch vielfach Siegelmarken. Dies sind kleine, meist runde oder ovale Papier- stücke, in welche oft nur Schrift, häufig aber das Wappen des Besitzers eingepresst ist. Dieses Wappen erscheint farblos, ein- oder mehrfarbig, in Relief; die Farbe der Papierscheibe ist sehr verschieden. Diese Siegelmarke ist auf der Rückseite bereits gummiert, sie erfordert also nur Anfeuchtung und Auf- legung auf den zusammengefaltenen Brief, den Umschlag oder das Paket. Auch diese Gegenstände sind bereits da und dort gesammelt worden ; in P'achzeitschriften wurden schon Kollektionen von über hxx^ verschiedenen Exemplaren ausgeboten. 17. Amtliche Schriftstücke. Seit fünf Jahrhunderten werden die Köpfe amtlicher Schriftstücke, besonders w^o es sich um feierliche Aus- fertigungen handelt, mit Wappen versehen. So tragen herzoglich mailändische Vertragsurkunden das Wappen des Ausstellers schon im XV. Jahrhundert in der Initiale, schweizerische Pergamenturkunden des 2i )4 Das Wappen. X\'L Jahrhunderts farbige Schilde der Kantone in der Randleiste, kaiserliche I^rlasse den Reichsadler in der Kopfleiste u. s. \v. Besonders häufij^ sind Dokumente kirchlichen Ur- sprunj^es mit Wappen geziert: auf Bullen, Encykliken oder Breven. seien sie geschrieben oder gedruckt, figuriert <> Uns Wappen, Die einzelnen Kauteile, an denen Wappen vorzugs- weise erscheinen, sind in den folgenden Abschnitten im Fin/elnen aufgezählt. Kig. 192, Heraldisclier Fassailfnsclimiick in llrügge. XV. Jahrli. In Spanien spielt die Heraldik in der Civilarchitektur eine bedeutende Rolle; doch wird man mehr mannig- taltige, bizarre Formen als klassische, mustergiltige Ge- bilde finden. Heraldisch reiche Kassaden aus der spätgotischen Epoche sieht man am Palast Infantado (um 1461) /u Guadalajara: über den Kieibögen des obersten Stockes, am Fuss der Erker, in den Gibelfeldern der Fenster und Häusliche Deiikmiiler. 2'i; ül>er der Hauptcliiir, iiherall ^ind gekrönte Schilde an- gebracht: auch Imprese's fehlen nicht. In einiger Höhe i>t ausserdem eine inonu mentale Wuppenkomposition mit zwei riesigen XA'aldmenschen als Schildhalter ange- bracht. Die Kronen haben jeweilen dieselbe Hreite wie tS Oas Wappen. Muertes zu Salamanca und die Casa Monterey ebenda. lH*rner das Kathaus von Sevilla, der Alcazar von Toledo, der Hof im Palast Polentin us zu Avila, der de<> er/- bischöflichen Palastes zu Alcala de Henares (1534) und die reiche Fassade der Universität ebenda. Als Beispiel aus dem Rococozeitalter sei nur das wappenbekrönte Hauptportal des Palastes von Marquis de dos Aguas zu Valencia genannt. 2. Fassaden. Im XVI. Jahrhundert war die Sitte, ganze Fassaden mit Malereien zu iiberkleiden, sehr verbreitet und be- deutende Meister stellten sich in den Dienst dieses Kunst- zweiges. Bei diesen (iemalden kam die Heraldik nicht zu kurz; häufig trat das Wappen oder Wappenpaar über der Thür auf, manchmal sieht man sogar ganze Serien von Allianz Wappen. Letzteres war z. B. am Hertenstein- haus zu Luzern der Fall, wo zwischen den Fenstern des zweiten Stockwerkes nicht weniger als vier Wappen- kompositionen angemalt waren. Sie zeigten jeweilen in architektonischer Tmrahmung unter hängenden (luir- landen zwei grosse Allianzwappen. Andere Beispiele findet man in den Kntwürfen zu Fassadengemälden, wie sie sich in Basel erhalten haben. In Italien kommen da und dort heraldische Sgratfiti neben Fassadenmalereien vor: genannt seien die wirkungs- vollen Wappenbilder zwischen den Fenstern des zw^eiten Stockwerkes am Palazzo Ricci in Rom. 3. Treppen. Monumentale Treppen aller Art wurden gerne heral- disch verziert. Zunächst begrüssten den Eintretenden Häusliche Denkmäler. 20^ Wappenschilde über der Thür zum Treppenturm (Rathaus Basel, Erimanshof Basel, Schloss Wildenstein u. s. w.j. Besass eine Treppe steinerne Balustraden, so konnte an diesen das Wappen angebracht werden, man ver- gleiche das spätgotische Allianz-Schildpaar im Württem- bergerhof zu Basel. Gestattete das Geländer Aufsätze, so stellte man auf diese, gestützt durch einen Schildhalter, den Wappen- schild, wie dies z. B. an der Freitreppe des Rathauses zu Leyden, an der Sakristeistiege der Stiftskirche zu Beromünster der Fall ist. Heraldische Zier zeigt sich ferner an den Pfosten der Freitreppe von S. Pietro in Montorio zu Rom. 4. Erker. Das Haus diesseits der Alpen wird seit dem x\uf- treten des gotischen Styles bis auf unsere Tage häufig mit Erkern versehen. Es sind dies hölzerne oder steinerne Ausbauten, die in der gotischen Epoche auf einer unten spitz zulaufenden Konsole, seit der Renässance meist auf horizontalen Tragbalken ruht. Die Plätze, an denen (las Wappen auftritt, sind entweder der unterste Teil der Konsole (Stüssihofstatt in Zürich, XV. Jahrh.j oder die Wangen, d. h. die Brüstungen der Fenster ; in letzterem befanden sich häufig noch heraldische Glas- gemälde. Zahlreiche alte Städte Deutschlands, wie z. B. Inns- bruck, Halberstadt und Nürnberg (Fig. 193) und manche Schlösser bieten Belege für heraldisch verzierte Erker- anlagen. In der Schweiz sind viele Exemplare erhalten : in Aarau, Chur, Schaff hauten, Zürich, Zug (Fig. 194), Cres- sier (Neuchätel) 1577, Wildenstein 1695. 14 Fig. 194, Spätgotischer Erker in Zug mit vier Schilden an den Wangen. 5. Fenster. Das Fenster erhält in vieler Beziehung heraldischen Schmuck: an der Au^senseite kommen Bekrönungen oder Gesimse mit Wappen, Blendmasswerk, blinde Spit/- oder Kielbogen mit eingesetzten Schilden vor. Auch die Leibungen werden etwa mit Wappen- bildern bemalt: solchem war z. B. der Fall in einem stadtischen Magazin, das ans Basler Kornhaus stiess. Ah heraldische Gegenstande wurden hier die Wappen Häusliche Denkmäler. 21 I der Herrschaften (\"og- teien) und der Vögte her- angezogen (vgl. die Abb. Fig. 197). Ein schönes Fig. 195. Spätgotischer Fenstersturz Fig. 196. Spätgotische Fensterstürze aus Landeron. aus Landeron (Neuchdtel). Beispiel von farbig bemalten Fenstergewänden findet sich auf Schloss Tourbillon ; es zeigt Wappen des XV. Jahrhunderts. Fjg- 197- Bemalte Fenstergewände ehem. in Basel. 1616. 2 I 2 Das Wappen. Weitere heraldische Zier wurde dem Fenster da- durch, dass die Verglasung mit Wappenscheiben erstellt wurde, worüber das Kapitel Glasmalerei Auskunft gibt. Das Aeussere des Hauses erhielt oft einen bunten ^ lebhaften Charakter dadurch, dass die Fensterläden innen und aussen mit den Wappenfarben des Inhabers bemalt wurden; bei öffentlichen Gebäuden kommen die Farben des Wappenherrn, z. B. der Stadt oder des Kantons in Betracht. 6. Kamine. Ein Baubestandteil, an dem man seit dem Mittel- alter ab und zu das Wappen anbrachte, ist das Kamin ; wo es prunkvollere F'ormen annimmt, wird sein Gesims mit skulptierten Schilden geziert. Hervorragende prunkvolle Beispiele bilden das mit vornehmen Schilden bemalte Kamin auf Valeria (XII L Jahrh.), ferner das grosse Kamin im Grafensaal zu Poitiers (XIV. Jahrh.), das burgundische Kamin zu Brügge, ein- fachere, das bischöflich-lüttich'sche in Lüttich (Museum, 1506 — 1538), die gotischen im Schloss Elz bei Münster- maifeld, und im Heglerschloss bei Heimsheim, das Dies- bach'sche und das mit den Schilden der VIII alten Orte gezierte Kamin zu Bern; schlicht aber geschmackvoll ist das mit drei italienischen Renässanceschilden ge- schmückte Exemplar der Casa Bacillieri zu Locarno. Da und dort ist auch der eiserne Verschlussdeckel des Kamins mit Wappen geziert ; ein Beispiel dieser Art aus der Rococozeit sieht man im Palais de Justice zu Rennes. 7. Oefen. Die verbreitetsten Heizungsbauten sind die Kachel- öfen. Sie bestehen schon im XIV. Jahrhundert aus reliefierten, .farbigen und glasierten Thonkacheln. Diese Hiiusliche Denkmäler. 2 [ 3 Reliefs weisen von Anfang an schon häufig heraldische Tiere als Zier auf, so den Adler, den Löwen, den Greifen, Bären u. s. w.; derartige I'!)xemplare finden sich in den Sammlungen von Basel, Bern, (ienf, I.u/ern, Nürnberg, Berlin. I'lm ii, s. \v. Fiß. 198. Gelbglasierte Ofenkachel des XIV. Jahrh. aus Basellaiid. Eigentliche Wappenschilde kommen schon im XV. Jahrhundert zu (ienf, Basel und anderwärts auf den vier- eckigen Kacheln vor: bald tritt dazu das vollständige Wappen, wie es auf dem Ofen des Grafen Rudolf von Neuchätel-Röteln /.u Neuenburg, wo sogar noch zwei Schildhalter hinzutreten, sehen. Der schönste gotische f')fen mit heraldischem Keliefschmuck ist jenes elegante fiebilde zu Salzburg. Im XVII. Jahrhundert wird das Relief vielfach durch l'olychromie verdrängt und ersetzt. Das Wappen des Bestellers wird eigens auf eine runde, mit Ornament umgebene Scheibe gemalt, mit Inschrift und Jahrzahl versehen und oben am Kranz, an der Bekrönung des Ofens angebracht. Beispiele dieser Art sind z.B. in den 214 I3as Wnp|*ii. Sammlunijeii von Berlin, li;ist'l. Winterthur und Zürich /.u wehen. Seit dem Heginn des W'l. Jahrhunderts treten. in einzelnen Geltenden ;mch üefen aus Kisenplatten be- stehend auf. Auch hier ist der Schmuck (»is in« XVIII. Jahrhundert häuhg heraldischer Art. Prächtige Allianz- wappen, bischöfliche und lindern Schilde, sieht man im historischen Museum zu Basel. Eine Spezialitüt der (lebirgsthäler in der Mitteischweiz sind Oel'en aus Stein: sie sind stets höchst einfach umi Hnden sich in jedem Bauernhaus im Irserenthal. Die zwei sichtbaren Seiten de> Ofens sind in der Regel mit einem heraldischen Schild, oder einem Schildpaar verziert; darin aber sieht man fast immer statt eines Heroldsbildes Initialen, Hausmarken und Jahrzahlen. In einem ver- vereinzelten F'all. einem Herrenhaus zu Hospenthal (l'rij, ist in horizontaler Reihe der \Vap|jenschild eines Manne.-; und daneben rechts die Schilde seiner beiden (iattinen ausgehauen libgoi. Flg. 199. Schilde an einem Ofen r.a Hospenlhal. 1690. 8. Hauszeichen. Im Mittelalter trugen die Häuser Namen; diese ver- sinnbildlichte man /.unSchst durch ein Bild, das in Relief ausgehauen oder in Malerei ausgeführt ward. Diese Bilder oder Hauszeichen wurden dann durch inschriftliche \amen und letztere durch Nummern verdrängt. Die Hauszeichen, überall in Huropa verbreitet, be- stehen meist in Tierdarstellunjren, wonach das Haus zum Häusliche Denkmäler. 2 1 5 Ixuen, Tiger, Panther, Leopard, Jiären, Rössli, Ochsen, Kameel, Schaf, Affen u. s. w. geheissen wurde; in ähn- licher Funktion finden wir auch Kngel, Mohren, Kronen u. s. w., sogar abstrakte Begriffe, wie „zur Liehe" werden symbolisch wiedergegeben. Zu diesen Darstellungen trat nun besonders seit dem XVL Jahrhundert das einfache oder Allianzwappen des Hausbesitzers. Der Platz dieser Bilder ist entweder über der Hausthür, oder über einer obern Fensterreihe.. Hauszeichen mit Wappen findet man in allen alten Städten, es bedarf daher keiner Aufzählung von Bei- spielen. 9. Inschriften. Zahlreiche monumentale Inschriften wurden seit dem XI\'. Jahrhundert mit Wappen geschmückt. Dies gilt in erster Linie von den Cirabschriften, über welche in dem Abschnitt (irabmäler gehandelt ist. Daneben sind es vornehmlich Bau-, Weih- oder Renovations- inschriften, die mit den Wappen damals amtierender Per- sönlichkeiten oder stiftender Wohlthäter l)egleitet werden. Im Frauenkloster r()ss liest man über einem Thür- sturz: anno domini m. cccc. im LXV^IIL jar. ward, der bu. an. gehept., rechts und links von der Inschrift ist je ein kräftig hervortretender Wappenschild ausgehauen. In Beromünster findet man eine Inschrift von 1470 des Inhalts: De Lütishofen huiiis ecclesiju Canonicus fundavit Anno 1470. Im Basler Münsterkreuzgang zeigt eine Weih- und Bauinschrift von i4S() einen Ahnenschild mitten im Text. In Zug lautet eine Hauszeicheninschrift: Dis huis stait in Gottes haut szo dem wilden man id is genant 1482. Die Stiftungsinschrift von 1492 in der Spannweidkapelle bei Zürich enthielt den Schild des Canonicus Stephan. Die Inschrift des Protonotars N. v. 2l6 Das Wappen. Diesbach zu Grandson 1515 ist vom Wappen des Prae- laten begleitet, desgleichen die des Bischofs Jordan von Sitten 1536 in S. Theodul zu Sitten. Ein Steinrelief von fhun aus dem Jahr 1537 zeigt die Aufschrift: Got mit uns, nebst drei Schilden. Am Haus zum Napf in Zürich sieht man zwei Wappen und das Datum anno dnn m. •ccccc. xlv jar nebst einem Steinmetzzeichen. Noch eine Reihe von Beispielen aus Genf (1583J, Lenzburg (1576 und 1 595), Reinach (Aargau, 1605), Vvorne (161 ij, Biberstein (1627) und Thalheim (1675) Hessen sich anführen. Oft ist freilich nicht klar, ob das Hauptgewicht auf die Inschrift oder auf das Wappen gelegt wurde oder ob beide koordiniert dargestellt w^urden. 10. Brunnen. Die älteren Brunnen, welche zu dem besonders w ertvollen Besitz einer Stadt oder eines Schlosses zählten — Stumpf rühmt in seinem Lobspruch auf Basel 1501. <]ass die Stadt „vil springend brunnen hatt" — , wurden gerne mit künstlerischem Schmuck, besonders oft mit Wappen verziert. Solches gilt von den prächtigen go- tischen Anlagen, die Braunschw^eig (Gödebrunnen), Basel (Fischmarkt) und Luzern besitzen. Die Wappen wurden häufig am Brunnenstock, häufig am Trog, oft an beiden Bestandteilen angebracht. In manchen Fällen stand eine Figur als Bekrönung auf dem Stock und diese fungierte als Schildhalter. Diese Figuren sind oft Menschen, oft Tiere, Basel besass in dem schildhaltenden Basilisken der Augustinergasse ein Beispiel des XV. Jahrhunderts, Neuenstadt ein späteres in einem schildhaltenden Löwen. Brunnenstöcke des XV. und XVL Jahrhunderts mit Wappen findet man fast in allen alten Städten, häufig auch in Dörfern; Beispiele zu Rappoltsweiler 1515, Häusliclic neultmäler. 2 i 7 Delsberg 1576, Bern, Hasel, Cudrefin i6(}5, Scharthausen, I'wann 1655, Neuenstadt. Valangin, [,anderon. Heraldisch gezierte Tröge findet man ebenso häutig: y. B. in Cressier (Neuchätel) 1580. zu Kiissnacht, Ander- matt, V'eltheim (Aargau) !68<). Auch Brunnenhäuser tragen ab und /u heraldischen -Schmuck, so zu l'eseux iN'euchätelj 1770. In südlichen Ländern sind es die Pozzi oder Brüst- ungen von Sodbrunnen, welche mit Wappen geziert werden : oft i.st e^ auch Schild zeigt die Figur. Das schönste heraldische Eisen- beschläge, mit zwei a jour gearbeiteten Wappen, ist das spätgotische Stück der Sammlung des Grafen Braida in Graz; es dürfte dem Anfang des XVI. Jahrhunderts entstammen. 14. Windfahnen. Auf den Spitzen \^on Dächern und Türmen aller Art pflegte man eiserne Wind- oder Wetter- « M fahnen aufzupflanzen. Die Fahne erhielt die (lestalt eines Kriegsfähnleins und wurde dem- gemäss heraldisch bemalt, häutig ward auch das Schildbild aus der Fläche ausgesägt, blieb im Schild oder dem Fähnlein stehen oder trat ganz an Stelle der ehemaligen Fahne. Fin Beispiel dieser Art zeigt die abgebildete r^igur, welche das Wappen Lussy in Stans Fig. 202. zeigt: ein anderes sieht man am Haus zur ^\°!|^f^.'?^ *^*^ ^ ' Schildbild zu Krone. Stans. 15. Truhen. Unter den Möbeln des mittelalterlichen Hauses nimmt die Truhe, die sich während Jahrhunderten vererbt, eine wichtige Stelle ein. Sie pflegt sehr stark zu sein, so dass sie lange hält ; sie ist mit festem Deckel und währ- schaften Schlössern, Scharnieren und Beschlägen ver- sehen, so dass ihr Inhalt gewissermassen sicher aufl)e- wahrt ist. Dass die Truhe als Familienstück, das oft l)ei An- lass einer Hochzeit angeschaftl oder geschenkt wurde, mit Wappen geschmückt wurde, ist einleuchtend. In der Regel befinden sich diese auf der Vorderseite, bald in Flachschnitzerei, bald vertieft geschnitten, bald in mehr oder minder starkem Relief; manchmal sind die Wappen auch nur aufgemalt. 2 2() Das Wappen. Als besonders prächtige gotische Truhen seien die mit Schilden geschmückten Exemplare in den Museen von Hasel und Aarau hervorgehoben. Kine Truhe, einstiges Eigentum des Geschlechtes Eberler, aus dem X\^ Jahrhundert zu Basel, zeigt auf i,-i>ii, Alit;t'int'in bekannt iiinl nach allen Himmels- yi-j^ciuicn viTlirpitft waren damals die Töpfereiwaren von Sir^liiMfj; und Kiuren. Tnler den Tausenden von Mddclleii, (lif in Siegburg gefunden worden sind, finden >icli iin/.alilige Wappen, insbesondere von deutschen Fiiiftfn. Waliischeinlich sind diese Stücke infolge einer Bestellung des betreffenden Landesherrn angefertigt worden und dann immer wieder, vielleicht besonders für (las Land, in das die Lieferungen abgingen, vervielfältigt worden. Kin (iang »lurcli die keramischen Abteilungen der Kunstgewerbemuseen von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz macht den Forscher mit höchst vielfachen \Vappenk()mpositionen auf Krügen bekannt. liK. 205. Ilalieniscliet Knig mit Schild. XV, Jahrh. 26 Kannen. Alle .-\rton von (iefasscn /.um Tragen und Auf- stellen des Weines wurden mit Wappen geziert. Besonder? häufig geschah die.« mit den Zinnkannen, auf welche besonders gegossene. äorgfäUig fjearbeitete heraldische Kompositionen aiil'gelcitet wurden. Derartige Beispiele >ieht man /.. H. in 29. Trinkbecher. Wie die Schalen, so hat man auch die Becher gerne mit Wappenschmuck geziert. Solches ist schon bei Doppelbechern der Fall, wie bei dem Seedorfer Stauf im Museum zu Basel (XIIL Jahrh.j, bei dem Rheinauer I lolzbecher (XIV. Jahrh.), dem Silbergefäss, das zu Romont heute als WeihrauchbehäUer dient (Anf. XVI. Jahrh.) Bis dahin hatten wir es mit Schilden zu thun, die an einer Mäche oder am Henkel angebracht sind. Merkwürdiger und seltener ist der Säckinger Kristallbecher des XV. Jahrhunderts: auf diesem wird der Deckel bekrönt durch einen freigearbeiteten Spangenhelm mit Decke und Zimier (Mönch). Das interessante, offenbar von einem (rlied des Geschlechtes Münch gestiftete Stück befindet sich im Schatz der Stiftskirche. Trinkbecher späterer Zeit nehmen oft abenteuerliche T'ormen, wie z. B. die des Wappenbildes, an. So hat (las JVinkgefäss der Zunft zum Schlüssel in Basel die (lestalt eines Schlüssels, andere Becher die Form eines Löwen, Bären u. s. w. Wo sich die Schildfigur nicht eignet, wählt man den Seh ildh alter als Model für idas Trinkgefäss. Bei einzelnen Bechern dienen heraldische Tiere als l'üsse dei^ cylinderischen Aufbaues: bei der Mehrzahl der zinnenen Trinkgefässe ist das Wappen nur eingraviert, hei wenigen aufgelötet. (ilasbecher pflegen entweder mit geätzten öder eingeschliftenen oder nur aufgemalten W^appendarstel- lungen geziert zu sein: zahllose Exemplare dieser Art aus >|i;itij;oti>cher Zeit mit heraldischem Schmuck in der Mitte <\e> ISaden- rinden Fig. 207. Emaillk-ite Trink sich »och in den Kirch cnschützeii von Arth. Steinen und zahlreichen Sammlungen. Das farbif^e ICmail, das die Zellen der Schilde IVillte. hat sich indes infolge des häutigen tifliranches dieser Schalen meist lost,'elöst. 31. Tafelaufsätze. Die verschiedensten Arten von 'lidelgeräteii wurden ^erne heraldisch ver>:iert: f^an/. besonders fjilt dies von den Zierden, die man als 'ratelaiilsaty-e be/eichiiet, l'> sind dies (ieräte, die mit viel Antwand von kostbarem Ma- terial und Kunst anyolertifft wurden und hei leierlichen (lelegenheiten. /,. li. bei kats- und Zunftesson prantjten. l''in charakteristisches Ex- cn»j»lar ist hier abgebildet: es /.eigt ileii wilden Mann, den Schildhaltcr der Kleinbash-r Zinift /.um Hären, mit dem Wappenschild der Zunft in der Linken und einer Tanne in der Rechten. Verschiedene Meister oder \'orgeset7.to der Korporation haben dem .Auf- sat/, dann noch Medaillnn.-. auf Grafen von Romont in Basel). Bis auf den heutigen Tag hat sich die Mitgabe des Wappens auf Porträtbilderli erhalten: dass die Darstellung der- 5;elben. ob sie nun mehr oder weniger diskret sei, dem künstlerischen I^nsemblc schaden kann, sei nicht ge- läugnet. Vom Gemälde wurde das rezipierte Schema auch auf die Wiedergaben desselben, sowie auf selb- ^itrmdige Kupferstiche übertragen. Da und dort wurde sten, ge- sammelt 1379 — »3^9' inn Besitz des heraldischen V^ereins Herold in Berlin ; die rohen und unfertigen Bilder dieses C'odex dürfen nicht als \^orbilder aufgefasst werden : veröffentlicht wurde das Buch in Berlin 1S93. Künstlerisch hervorragend dagegen sind ein paar französische Wappenbücher dt^s XV. Jahrhunderts: es sind das Armorial de la Toison d'or. beendet 14O1 und das Armorial de Tluirope in Paris, beide mit Darstel- lungen farbenprächtiger furnierritter geschmückt; beide wurden publiziert in Paris 1890. Neben diese burgun- (lischen F>zeugnisse stellt sich (i. Revels Armorial von Auvergne und Porez mit prächtigen Wappen, denen Ansichten von Schlossern beigesellt sind; das Original liegt in S. luienne und ist in Farbendruck erschienen. hl Deutschland entstanden in dieser l^poche: das Donaueschinger Wappenbuch ( i433),Grüneni3ergs grosses W^erk (i4cS3j, in 1^'arbendruck v^eröffentlicht, das Scheib- ler'sche Wappenbuch zu AachcMi, und der unedierte Codex Hackenbergs (P'ig. 209), für Abt Ulrich \'lll. von S. (rallen gearbeitet, in der Stiftsbibliothek ebenda. Für Oberitalien ist sehr wichtig das Wappenbuch der Biblio- teca Trivulziana (Codex 1390). das ausser Wappen auch zahlreiche biipresen enthält. Seit dem XV^l. Jahrhundert wurden in allen Städten und Landschaften Wappenbücher von allgemeiner, lo- kaler oder nur korporativer Bedeutung angelegt. Die (Quellen dieser Wappenbücher sind sehr ver- schieden: der eine Sammler und Maler benützte ältere Wappenhandschriften (Cysat in Luzern 1581, u. Tschudy)^ . 1 Häusliche Denkmäler. 2 ^ > der andere hauptsächlich Siegel (Konfad Schnitt zu Basel)» ein dritter hauptsächlich Totenschilde (H. Vischer in Baselu ein vierter Wandgemälde (Cysat), wieder andere alles Material, das ihnen vor Augen kam. Dass sich so er- dichtete Wappen, wie auch Lücken, Fehler und Irrtümer weiter fortpflanzten, ist klar. Die wissenschaftliche heraldische Forschung muss daher immer auf die ältesten wirklichen Quellen, wie z. B. Siegel, Grahmäler oder (jlasgemälde zurückgehen und darf sich nicht von spätem Teberlieferungen der Sammler irreführen lassen. Fig. 209. Probe aus Hackenberg's WappeDbucb. (Verkleinert.) Der künstlerische Wert der handschriftlichen Wappen- bücher ist sehr verschieden, die Zürcher ' Wappenrolle und Gelre sind sorgfältig gearbeitet. Grünenberg und Hackenberg, wie obige Figur zeigt, oft recht roh. Revel steht künstlerisch hoch. Seit dem XVI. Jahrhundert bis auf unsere Tage benützte man fertige Druckerstöcke oder Schablonen, die Schild, Helm und Decke darstellten. Diese Hess man so und so oft in seinem Buch repro- duzieren und füllte sie mit der Feder und Farbe aus. indem man Schildbild und Kleinod hinzuzeichnete. 2^0 Das Wappen. Seit dem XVI. Jahrhundert erschienen ganze Wappen- l)ücher im Druck, so dasjenige von Jost Ammann (1579 und 1589), das in Facsimile zu München neu heraus- gekommen ist. Im XVII. Jahrhundert wurde Siebmachers grosses T unternehmen begonnen, das in Kupferstich eine enorme Zahl von Wappen P.uropas in kleinen Quer- Toliobänden vereinigte. Im XIX. Saeculum erschienen Wappenbücher in fast allen grössern Städten Deutsch- lands, Frankreichs und der Schweiz, teils in Holzschnitt, Lithographie, teils in Farbendruck. Zum Nachschlagen sind dieselben bequem, als künstlerische Vorlagen aber dürfen sie in der Regel nicht benützt werden, weil sie schablonenhaft, steif, banal, auch gering oder gar fehler- haft in der Zeichnung sind. Als rühmliche Ausnahme erwähne ich zwei neuere Zürcher Wappenbücher. 34. StammbOcher. Seit dem XV^l. Jahrhundert besteht die Sitte, Bücher anzulegen, in denen man seine Verwandten, Freunde, Kollegen sich verewigen lässt. Seit Beginn dieser Sitte bildete das Wappen einen besonders beliebten Gegen- stand, den man in die Stammbücher einzutragen pflegte; innerungsbücher sind für den Besitzer umso erquicklicher, je höher das Niveau des künstlerischen Wertes der Plinträge und je interessanter die einge- schriebenen Persönlichkeiten sind: die Mannigfaltigkeit .4 Häusliche Denkmäler. 23 J der Künstlerhände und Style erhöht den keiz des Buches ; da jede Seite nur einzeln für sich kann betrachtet werden, ist jeder Eintragende frei, die Seiten in einem beliebigen Styl zu füllen und braucht keine Harmonie, keine Ueher- einstimmung mit den bereits vorhandenen Leistungen zu suchen. Manchmal erleicherte man sich die Aufgabe, indem man Kupferstiche oder Holzschnitte, die z. B. das Wappen darstellten, illuminiert oder unberührt, einklebte. Stamm- bücher existieren in grosser Zahl und jedes grössere Museum, wie jede grössere Bibliothek weist deren mehrere auf; in der städtischen Bücherei Zürichs liegen über dreissig Exemplare des X\'\. — XVIII. Jahrhunderts. Lifferafur : R. Keil: Die deutschen Stammbücher des XVI. bis XIX. Jahrhunderts. — A. Burckhardt-Finsler : Die Stammbücher des historischen Museums zu Basel. 1898. 35. Wappenkalender. Seit dem XVII. Jahrhundert wurden grosse, an der Wand aufzuhängende Kalender in Holzschnitt- oder Kupferstichtechnik ausgeführt, bei denen die in Betracht kommenden obrigkeitlichen Wappen bald mehr Raum als das eigentliche Kalendarium in Anspruch nahm. So haben Abteien, Bistümer, wie auch Stände iz, H. Schweizer-Kantone) grosse Blätter drucken lassen, auf denen ganze Reihen von Schilden bezw. Wappen dar- gestellt sind. In Bern ging man so weit, geradezu den Kalender wegzulassen und auf der Tafel nur noch dic^ Schilde „aller regimentsfähigen Geschlechter" mitsamt denen der „ewigen Einwohner" abzubilden. (S. Kupfer del. et sculp.) Eine in Farbendruck ausgeführte Wappentafel ist „Der Württembergischen Ritterschaft S. Georgen-Vereiii Wappen-Kalender", der zu Stuttgart erscheint. 2 ^st seit zwei Dezennien wird dem Wappen auch im Exlibris wieder zu ächter heral- discher Stylisierung verholfen. Ein nicht geringes Ver- dienst daran haben sich hauptsächlich die Deutschen, vorab Männer wie Warnecke, Hildebrandt und Graf Leiningen-Westerburg erworben. Dm heraldisch einzuteilen, unterscheiden wir folgende Klassen von W^appen-Exlibris : a) mit Schild; dj mit zwei • Allianz- iSchilden : c) mit mehreren Schilden ; d) mit einem Wappen; ej mit zwei (Allianz-)Wappen: /) mit Helm und Kleinod allein ; . ^J mit Schildhalter ; k) mit mehreren Schildhaltern ; z) mit Orden; kj mit Wappen man teln. lliezu kommen zahlreiche Blätter mit geistlichen und we^ltlichen \\'ürdeabzeichen. Das Sammeln der Exlibris ist noch nicht alt. Ks scheint zu beginnen ums Jahr 1750 mit einer Sammlung in Irland, dann folgen in Deutschland die Kollektionen Herlepsch 1825 und H. Lempertz 1850, in PVankreich und England um 1860, seither in den übrigen Staaten Pluropas. Die grösste Sammlung des Kontinents von allge- meiner Bedeutung ist diejenige des Grafen K. E. zu Leiningen-Westerburg in Neupasing bei München ; sie umfasst 17,000 Stück von c. 1470 — 1900. Die grösseren österreichischen Sammlungen sind die von Karl Koch in Wien mit 4720, die des Stifts Häusliche Denkmäler. 24 1 Kremsmiinster mit 4040, die des Grafen Joh. Wilczeck in Wien mit 580, die der Gräfin E. v. ("oudenhove in Stockerau bei Wien mit 2030 Stück. Der Erleichterung des Sammeins widmen sich haupt- sächlich auch die Exlibris-Vereine ; solche entstanden 1890 in England, 1891 in Deutschland, 1893 ^^ Frank- reich, 1896 in Nordamerika. Die drei erstgenannten Vereine geben illustrierte Zeitschriften heraus ; daneben veröffentlichen aber auch die heraldischen Revuen häufig Bibliothekzeichen einschlägigen Charakters. Wer sich Bücherzeichen machen lässt, sorge, dass sie gut gezeichnet und auf dünnem und gummiertem Papier gedruckt seien ; auch sollen die Blätter keinen grossen weissen Rand haben, damit sie im Deckel kleiner und grosser Bücher Platz finden können. LHferatur : K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg: Oesterr. Bibliothekzeichen in Zeit- schrift f. Bücherfreunde IV. 1900 — 1901 s. 23 — 31, woselbst weitere Litteraturnachweise zu finden sind. 38. Briefbogen und Umschläge. Seit mehreren Jahrzehnten pflegt man den obern Teil von Briefbogen, sowie den rückseitigen Deckel von Briefumschlägen mit Wappen zu zieren. Diese Wappen sind stets klein, aber fein gestochen, in Kupfer oder Stahl; die einfachem nur in einer Farbe gedruckt, die luxuriösem in mehrerern Farben. Häufig sind sie, wo besonders viel aufgewendet wird, in Relief, farblos, ein- oder mehrfarbig gepresst. In England werden statt der Wappen nur die Zimiere auf Wülsten an dieser Stelle verwendet. Schon in den siebenziger Jahren des XIX. Jahrhunderts existierten ganze Sammlungen solcher von Briefbogen und Umschlägen abgeschnittenen Wappen. 16 39. Postkarten. »tkarten wurden seit etwa 1878 mit Bildern ver- sehen: doch dauerte es lange, bis auch das Wappen sich hier zeigte. Vereinzelte Schilde, in schwarz ge- druckt, gezeichnet von R. Miinger. erschienen 1897, kurz darauf in Farbendruck die Wappenkarten der -Schweizer Kantone bei Bareiss-Wieland & Co. in Zürich; 1898 folgten im selben Verlag die Wappenkarten der deufichen Bundei^staaten. Seither sind in Deutschland und der Schweiz zahlreiche, teilweise sehr von den (■bengenannten Werken abhängige Wappenkarten er- schienen. Seit 1899 erstellt die Firma A. Weller in Thüringen Karten mit den Wappen einzelner Familien in Farben- Häusliche Denkmäler. 243 .is Wappen, 42. Heraldische Ornamentik. Mit oder ohne bestimmte Beziehungen auf ein eigentliches Wappenbild liat die mittelalterliche Kunst häutig die beliebtesten heraldischen Tiere uiid Pflanzen zur Dekoration von Flächen verwendet. Bald bemalte man eine Wand mit solchen heraldisch stylisierten Ge- bilden, wie dies z. B. in der S. Annakapelle des Klosters Fahr der Fall ist, bald schnitt man dieselben aus Eisen- blech aus zur Verzierung einer Gitterthür, wie diejenige des Basler Münsters im dortigen historischen Museum, bald bedeckte man die Seiten einer Truhe, eines Käst- chens, mit heraldischen Gestalten. Zahlreiche Backsteine wurden mit heraldischen .Adlern, Löwen, Elephanten, Lilien, Türmen geziert. Ja man fertigte sogar Alt^irvorhange, Caseln, Dal- inatiken, Stolen, Manipeln und zahlreiche andere litur- gische Gewänder aus Stoffen, die mit heraldischem Getier durchwirkt waren. Ein Blick in grössere Sakristeien, Häusliche Denkmäler. 245 Textiliensammlungeii oder bezügliche Publikationen wird den Leser mit der Art, wie das Heroldsbild zum Orna- ment gemacht wird, bekannt machen. Kronen, Rahmen, Gesimse, Balustraden aller Art werden z. B. mit Lilien besetzt. Dächer wurden nach den Stadtfarben aus gla- sierten Ziegeln, Hintergründe mit Heroldsbildern ge- mustert. Auch Initialen wurden in heraldische Schilde gesetzt, wie Wappen bekrönt und als Symbol wie als Ornament verwendet, vgl. die Vignetten am Anfang und Ende dieses Buches, die nach Tympanonskulpturen zu Le Puy in der Auvergne gezeichnet sind. Leere Schilde sind zu allen Zeiten als Ornamente behandelt worden, besonders häufig von der Spätgotik und der italienischen Renässance. Ein klassisches Beispiel aus letzterer Epoche bieten die Fensterumrahmungen und Bekrönungen der Certosa von Pavia. Heraldische Bilder hat Prof. Ad. M. Hildebrandt (1900) zu eleganten «ornamentalen Zierleisten verarbeitet. Schluss. Wo bringt man das Wappen nicht an? Die vorstehenden vier Abschnitte geben eine grosse Zahl von Gebäuden und Gegenständen an, welche mit Wappen geschmückt worden sind und geschmückt werden dürfen. Der Takt jedes Einzelnen wird in jedem einzelnen Fall entscheiden, welches Wappen anzubringen ist, wie gross dies sein und wie oft dies geschehen darf. Also ein Architekt, der für eine Stadt ein Schulhaus baut, hat das städtische Wappen und nicht sein eigenes daran anzubringen, wenn er nicht zugleich Stifter des Baues ist. Stiftet man jemand ein Glasgemälde, so gibt man sein eigenes Wappen, nicht das des Empfängers, sonst erhielte dieser im Verlaufe weiterer Schenkungen eine [^anxe Sammlung Scheiben mit seinem eigenen Wappen, wns gewiss ebi-nso sinnlos wie langweilig, stylwidrig und somit unJistlietisch wäre. Stiftet man einer Kirche ein Geschenk, so zeige man seine ilescheiden- heit durch möglichst unauffällige Maßstab, Grösse und Zahl der I )öUiitorenwappeii, Anders beim Grabstein: diesen darf man von weitem sichtbar und kenntlich machen als Monument seines Geschlechtes. Auf dem Fussboden bringe man keine Wappen an, denn sie sind Ehrenzeichen und auf diesen tritt man nicht herum; die sehr vereinzelten Fälle, in denen dies geschehen ist, dürfen nicht -mm Beispiel genommen werden. An Orten und Dingen, die der Gebildete mit Still- schweigen übergeht, bringt man keine Wappen an; wer seinen Schild da der lieschmierung aussetzt, schändet sein Ehrenzeichen. Im Ganzen und Grossen gilt die Regel, dass das Wappen an Gegenständen monumentalen Charakters und Dingen von wirklichem Wert, dagegen weder an Schund und Flitter, noch an Dingen allzu vergänglichen Charak- ters angebracht werden soll. Verzeichnis der Abbildungen. FigVLV Titelbikl. Palastfassatle mit Wappen in Sieua. I a Ruchstabe A in gekröntem Schild 1 1) Buchstabe W in gekröntem Schild 2 — 6 Griechische Scliilde nach Vasenbildern 7 Schild der Krähenindianer 8 Bemalter Helm, Le Man« 9 Sardische Helni/ierden ic> Schlanker Dreieckschild. Ar|\'i)on 11 Breiter Dreieckschild, Met/ 12 Unten abgerundeter Schild, Köln 13 vSchild mit seitlichem Ivinschnitt 14 Schild mit oberem Einschnitt 15—31 Italienische Schiklformcn 32 — 34 Französische „ 35 — 37 Schweizerische „ 38 — 41 Deutsche „ 42 — 43 Rautenschilde 44 Münze mit drei Schihlen 45 Gestürzter Schild, Basel 46 — 48 Gewöhnliche Wappen 49 Heraldischer Adler, Königsfelden 50 Heraldische Dogge, Zürich 51 Heraldische Lilien und Delphine, Montbrison ... 52 Bauern Wappen Hauterive 53 Kreuze, Freiviertcl, Schrägbalken, Paycrne 54 Gitter, Köln 55 Schachbrett, Köln 56 Spitzen, Bern 57 Zinnen, Köln 58 Kreuz und Halbmontle, Rom 59 Belegtes Kreuz, Rom 6i) Belegter Schrägbalken, Basel 61 Mittel- und Randbeschläge 62 — 65 Randbeschläge, Basel, Folignac, Paris, Cornillon 66 — 68 Schildbesclihige, Paris, S. Jeoire, Köln 69 Heraldische Gerichtsbänke, Köln 70 — 72 Turnierkragen, Ferte-Milon, Saint-Denys, Bologna Seit(y V VII 2 4 5 6 8 8 9 9 10- i.> ^ 14 15 16—17 19 23 25 — 26- 27 27 28 3'> .1* 31 31 32 32 32 33 34 36 3^ 37 3^^ 39 2^^^ Das Wappen. Buchförmig sind die berühmten von O. Hupp seit 1885 gezeichneten Münchener (Wappen-)Kalender, die zu jeder Monatstabelle eine originelle, ungemein kräftige und wirkungsvolle Wappenkomposition in Farben bieten ; auch eine kleinere Taschenausgabe verwandten Styles existiert im Buchhandel. 36. Buchdeckel. Seit dem XIV. Jahrhundert hat man, vorzugsweise in Italien, die hölzernen Buchdeckel vergoldet und bunt bemalt. Häufig sind ganze Serien von Wappenschilden darauf angebracht worden. Die Schönheit dieser Ein- bände hat so starker Nachfrage gerufen, dass die Fälscher sich auf dieses Gebiet geworfen und mit grossem Geschick solche Deckel nachgeahmt haben. Diesseits der Alpen sind es hauptsächlich Buch- deckel mit Lederüberzug, welche heraldischen Schmuck erhielten. Dieser entstand durch Schnitt und Fressung: ein prächtiges Beispiel dieser Art ist der spätgotische Einband von 148 1 im Nationalmuseum zu München, auf dem die ^Schilde der Patrizier Thill und Imhof unter gemeinsamem Helm zusammengestellt sind. Ein anderes, nicht minder edles Werk ist ein spätgotischer Deckel der Wiener Hofbibliothek ; hier hält ein Engel einen Dreipass, in welchen drei Schilde gehängt sind. Andere l^^xemplare heraldisch verzierter Buchdeckel besitzt das (lermanische Museum von Nürnberg: besonders ^chöne. mit Lilien, Delphinen und dgl. besäte Einbände liegen zu Grenoble und Paris, Sowohl zum Schmuck wie zur Kennzeichnung en von Basel und semen Vogteien Zelte mit Fahnen Zelte mit Schildern Belagerungsschild, Brüssel Setzschild, Bern Achselschild Waflfenrock, Varennes Pferdedecke, Heidelberg Schwerlknauf Hochrechteckige Fahne, Zürich Dreieckige Fahne, Stans Dreieckiges Schweizerräl)nlein, Aarau Trommel, Basel Gewölbe und Pfeilermalerei, Kappel .. Panner an. einem Pfeiler, Basel Ordenszeichen an einer Säule, Besangon Schlusstein in Lucens Konsole in Rheinau Kirchenscheibe in Einigen Miserikordien in Basel Chorstuhlscliiiitzerei in Lausanne Seito 97 99 100 loi loi 102 103 104 104 104 i«5 107 108 109 109 112 "3 114 "5 115 117 119 119 124 126 128 134 135 ^37 137 138 139 140 142 143 143 144 145 148 151 151 153 155 157 162 163 2 so Das Wappen. Igar Seite 71 Cirahmal in Lc Vuy 167 72 Grabmal in Basel 169 73 Grabtafel in Basel 171 74 Kusstafel des Fr. Sforza 17^ 75 Schild von eineni Reliquiar Köln 179 76 Wappengalerie Mailand 184 77 Heraldische Thürbekrönung Brügge 185 78 Heraldische Thürbekrönung Basel 186 79 Heraldische Thürbekrönung Rapperswyl 187 80 Heraldische Thürbekrönung Aarau 188 i8i Grenzsteine 191 82 Die fünf Quinas im Schild von Portugal, Münze 193 83 Der Schild Karls von Anjou, Münze 194 84 (gekrönter HeUn, Portugal, Münze 195 85 Gekrönter Sciiild, Solothurn. Münze 195 ;86 Mönch, Dreiecksiegcl 196 87 Bär, Rundsiegel 196 [88 Siegelabdruck mit geschwärztem Stempel 19H [89 Notariatsignet Specker 199 [90 Notariatsignet Müller 200 91 Basler Wasserzeichen 201 :<)2 Fassadenschmuck in Brügge 206 93 Wappengalerie in Nürnberg 207 [94 Krker in Zug 210 95 — 196 Spätgotische Fensterstürze 2ll [97 Bemalte Fenstergewände 211 [98 Ofeukachel aus Baselland 213 99 Schilde von einem Steinofen 214 200 Brunnenslock auf Wildenstein 217 201 Eiserner Sclilüsselschild 218 202 Eiserne Windfahne 219 203 Dnmenrol)e mit Wappenbild 223 204 Becken mit Wappenschild 225 205 Krug mit Wappenschild 226 206 Ziunkanne mit Wappen 227 207 Trinkschale mit Wappenschild 23a 208 Silbergerät in Basel 231 209 Probe aus Hackenbergs Wappenbuch 235 210 Heraldische Postkarten 242 211 Pleraldische (Ornamente 244 212 Gekrönter Bügelhelm 246 Inhaltsübersicht. Seite Vorwort V — VII Einführung i — 7 Erstes Buch. I. Schild und Schildbild. 1 . Die Schildformen H 2. Gruppierung mehrerer Schilde iH 3. Das Schildbild 21 4. Richtung des Schildes 22 5. Wiederholung desselben Schildes 24 6. Vornehme und gewöhnliche Wappenbilder 24 7. Styl der heraldischen Figuren 26 8. Zaljl der Schildbilder 28 9. Lineare Bilder 30 10. Aufeinandergelegte Wappenbilder 33 11. Verbreitung einzelner Schildbilder 34 12. Schildbeschläge 36 13. Turnierkragen 38 14. Faden und Einbruch 41 15. Fabelwesen 42 10. iriianzen ... .•• ... ... ... ... ... ... ... ... 44 ^ / • VJ\?t.' * • • • • • < • • • • » ■ • •■• ••• ••• Seite 205 208 208 209 210 212 212 214 215 216 217 218 218 219 219 220 221 221 221 222 223 223 224 225 225 226 227 228 229 230 231 233 232 236 237 238 239 241 242 243 243 244 245 ^4M'W»^Jw^'^y<»fe«^^y^^*fe^wfc3^^^«KX4!fcy«fc4^jBI^Xj^^ I T Im Verlage von sind erschienen: -*- farbige ■*- K I H Uappeti-postkarten Serie I: Die Wappen der Schweizer Kantone (24 Karten). (Davon schon vergriffen die Karten: Kanton Uri, Ohwalden, Solothum, Schaffhausen, Graubünden, Thurgau und Tessin.) Preis der einzelnen Karte . . 15 Cts. Serie II: Die Wappen der deutschen Bundesstaaten (27 Karten) in Mappe. Preis complet in Mappe . , Fr. 4. 90. Preis der einzelnen Karte . „ — . 20. Serie III; Einzelkarten: No. i. Eidgenossenschaft. „ 2. Stift Einsiedeln. „ 3. Stadt Neuenburg. Preis der einzelnen Karte 15 Cts. Die Wappen, teils mit flott stylisierten Schildhdltern, teils mit sehr originellen Umrahmungen, sind nach Zeichnungen eines be- rufenen Heraldikers künstlerisch und heraldisch richtig in reinen, lebhaften und entschiedenen Farben ausgeführt. Der Druck wurde durch eine der ersten Anstalten in 7 Farben aufs Sorg- fältigste besorgt und gehören die Karten unstreitig zum Besten, was in dieser Art geschaffen worden ist. Angenehm berührt vor Allem die an ihnen zu Tage tretende Farbenfreudigkeit. i :W^:WW3v'^tW:W!S:iritWtWl'«^W^^Mn^ Verlag von J, Huber in Frauenfeld, Geschichte der HeFaldisehen K nnst in der Schweiz im XII. und XIII. Jahrhundert. Von Dr. Paul Ganz. Mit IUI Abbildungen im Text und lO Tafeln. In originellem Einband. Preis Fr. 10.—. Der bekannte Heraldiker K. E. Graf zu Leiningen- IVesUr bürg leitet seine Besprechung des Werkes in der «Zeitschrift für Bücherfreunde» mit den Worten ein: «Bücherfreunde, Heraldiker und Kulturhistoriker seien auf eine liltera- rische Neuheit ersten Ranges aufmerksam gemacht, die kürzlich erschienen ist und in Fachkreisen ebenso wie in denen der allgemeinen Kunst- und Kulturgeschichte berechtigtes Aufsehen erregen wird.* Zur Einsicht erhältlich bei allen Buchhandlungen. Von E. Ä. Sfückelberg sind ferner erschienen: Ser consfanfinische Pafriciaf. Basel^ und Genf, 1891.' Sie Palmsonntagsfeier im Miffelalfer. Basel, ,1894. Reliquien und Reliquiare. Zürich. Fäsi & Beer, 1896. Sie miffelalterlichen Grabdenkmäler des Basler Münsters. Basel. Reich, 1896. Longobardische Plastik. Zürich. Lee mann, 1896. Die Tronfolge von Augustus bis Constanfin. Wien. Carl Gerold's Sohn, 1897. Der Münssammler. Zürich. Orell Füssli, 1899. Le Collectionneur de Monnaies. Trad. E. Mercier, Lausanne. Bridel, 1900. 1901 erseheint: Geschichte der Reliquien in der Schweiz. Verlag der Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde, Zürich. • 1 4 ( This book should be returned to the Library on or before the last date stamped below. A fine is incurred by retaining it beyond the specified time. Please return promptly. mm *i«Mtfe«NMi 234 I^as Wappeo. (vgl. oben Fig.- 78 und 159). Sie enthält 559 Wappen und 28 F'ahnen, meist mit zeitgenössischer Beischrift. Auf diese folgt die unter dem Namen des Heraut de Gelre bekannte Sammlung zu Brüssel, angelegt 1334 bis 1370, in Paris neuerdings in Facsimile herausgegeben ; ferner das verwandte Wappenbuch van den Ersten, ge- sammelt 1379 — 1389, im Besitz des heraldischen Vereins Herold in Berlin; die rohen und unfertigen Bilder dieses Codex dürfen nicht als \^orbilder aufgefasst werden : veröffentlicht wurde das Buch in Berlin i(S93. Künstlerisch hervorragend dagegen sind ein paar französische Wappenbücher de^ XV. Jahrhunderts: es sind das Armorial de la Toison (for. ])eendet 146 1 und das Armorial de l'Kurope in Paris, beide mit Darstel- lungen farbenprächtiger furnierritter geschmückt: beide wurden publiziert in Paris 1890. Neben diese burgun- dischen l^rzeugnisse stellt sich (i. Revels Armorial von Auvergne und Forez mit |)rächtigen Wappen, dencMi Ansichten von Schhissern beigesellt sind; das Original liegt in S. Ftienne und ist in Fari)endruck erschienen. hl Deutschland entstanden in dieser l^poche : das Donaueschinger Wappenbuch < I433),(irünenbergs grosses Werk (1483), in Farbendruck veröffentlicht, das Scheib- ler'sche Wappenbuch zu Aachen, und der unedierte Codex Hackenbergs (Fig. 209), für Abt ririch X^IU. von S. (lallen gearbeitet, in der Stiftsbibliothek ebenda- Für Oberitalien ist sehr wichtig das Wapi)enbuch der Biblio- teca Trivulziana (Codex 1390). das ausser Wappen auch zahlreiche Impresen enthält. Seit dem XV^I. Jahrhundert wurden in allen Städten und Landschaften Wappen bü eher von allgemeiner, lo- kaler oder nur korporativer Bedeutung angelegt. Die (Quellen dieser Wappenbücher sind sehr ver- schieden: der eine Sammler und Maler benützte ältere Wappenhandschriften (Cysat in Luzern i 581, u. Tschud\ )»